Sehnsucht nach Leben
unserer Gewehre
Eine Klagesache von Weltruf
Immer noch
schwebt das Verfahren
Sie stellt sich nicht ungebärdig,
sondern quer zur Routine der Machthaber
Die Behauptung,
sie lieÃe sich nicht erbittern
hat sie im Selbstversuch eindrücklich bestätigt
Sie ballt nicht die Faust
Sie steigt nicht herab
Sie hilft nicht sich selbst
Sie dient als Kugelfang
Nun aber bleibt
Glaube Liebe Hoffnung
diese drei
Aber die Liebe
ist das schwächste
Glied in der Kette
die Stelle
an welcher
der Teufelskreis
bricht. [21]
Die Liebe, die Nächstenliebe, sie ist Zeichen der Schwäche und findet gerade darin Stärke. Das ist das Paradoxe des christlichen Glaubens, das macht ihn für die Armen dieser Welt so anziehend! Ein Backofen voller Liebe â wo immer das Christentum das gepredigt hat, wo das sichtbar wurde, sind Menschen dieser Botschaft fasziniert gefolgt: die entwürdigten Kastenlosen in Indien, die Frauen in aller Welt, die Kinder ohne Rechte. Liebe ist das Sinnbild des Christentums, seit Jesus sich mit Liebe hingegeben hat in seinen Tod. Und Liebe ist stärker als der Tod. Auch das hat er, das haben seine Jüngerinnen und Jünger erfahren. Bis heute. Aber wir müssen gar nicht so weit weggehen. Jeden Tag kümmern sich Mütter und Väter um ihre Kinder, nehmen Eheleute liebevoll aufeinander Rücksicht, versuchen sich Freunde zu stärken ...
Mit den Lebensjahren wächst auch die Lebenserfahrung, die uns zeigt: Je mehr ich von mir gebe, desto mehr bereichert es mich. Wenn ich weiÃ, wer ich bin â auch mit all meinen Schwächen und Fehlern â, kann ich umso mehr anderen zur Seite stehen. Liebe bedeutet dann nicht, mit Perfektion daherzukommen, der Norm von Schönheit oder Erfolg zu entsprechen. Sondern für den anderen da zu sein, der anderen zuzuhören, mich selbst anzunehmen, wie ich bin. Es bedeutet, dass ich den anderen mit all seinen Schwächen liebe und nicht die Perfektion im Gegenüber suche.
Wer liebt, wer sich für andere einsetzt, wird das immer als Bereicherung erleben. Es gibt sozusagen einen Segenskreislauf der Nächstenliebe. Es ist doch immer wieder eine viel schönere Erfahrung, etwas geben zu dürfen, als auf Gaben anderer angewiesen zu sein. Der Segenkreislauf meint: Wir begegnen einander auf Augenhöhe. Wer empfängt, muss nicht demütig am Boden hocken. Nächstenliebe ist Zeichen eines Miteinanders, bei dem die Leistungsstarken selbstverständlich, mit Freude, mit Dank für die Leistungsschwachen eintreten. Und niemand wird dafür irgendeine Auszeichnung erwarten ... Für mich geht es dabei um eine Haltung der Achtsamkeit. Andere dürfen niemals einfach nur Objekte meiner Zuwendung sein â das wäre eine herablassende Haltung. Aber ich will so durchs Leben gehen, dass ich anderen achtsam begegne. Schauen, was ich beitragen kann zu ihrer Fülle des Lebens. Würde ist mir wichtig in der Nächstenliebe; Almosengeben darf nicht herablassend daherkommen.
Klar geworden ist mir das beispielsweise, als ich mit Frauen in Ãthiopien über Genitalverstümmelung gesprochen habe. Sie haben offen gesagt, dass sie wahrhaftig keine Lektionen aus Ãbersee benötigen. Aber wenn ich dazu beitragen könnte, dass sie die finanziellen Mittel bekommen, um über Land zu fahren und in den Dörfern innerhalb der eigenen Kultur von Frau zu Frau über diese Fragen zu sprechen, das wäre eine willkommene Unterstützung. Nur so kann Nächstenliebe praktiziert werden: nicht von oben herab, sondern auf Augenhöhe. Mit wechselseitiger Würde.
Das Gebot der Nächstenliebe kann da eine entscheidende Wegweisung geben. Jesus sagt, das höchste Gebot sei, Gott über alle Dinge zu lieben und unseren Mitmenschen wie uns selbst. Das ist sozusagen das Dreieck der Liebe. Gott über alle Dinge lieben , das wird uns auf einen ganz eigenen Weg bringen. Weil wir dann â um noch einmal Luther zu zitieren â fragen, woran unser Herz hängt. Was ist mir das Wichtigste im Leben: Gott, Erfolg, die Familie, gutes Aussehen, Geld? Was ist mein Gott? Kann es der Gott sein, der am Kreuz gestorben ist und die Menschen liebt?
Den Nächsten lieben . Ach, es ist leicht, Menschen zu lieben, die uns nahe sind. Aber die Unsympathischen zu lieben, diejenigen, die wir nicht mögen oder die uns gar angreifen, miesmachen, schlecht von uns reden â das ist wahrhaftig schwer. Wer aber so lieben
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