Sehnsucht nach Owitambe
Raffael in einem Anflug von Verzweifung. »Sonja ist die Tochter von Baron von Nachtmahr. Du kennst ihn, er war es, der damals Fritz durch seine falschen Anschuldigungen ins Konzentrationslager gebracht hat.«
»Das ist schlimm«, stimmte Nakeshi ernst zu. »Ich werde Kauha bitten, dir zu helfen. Möge die Kraft der Geister mit dir sein.«
Das Gespräch mit Nakeshi hatte Raffael mehr aufgewühlt als beruhigt. Er stand auf und ging ein paar Schritte in die sternenhelle Nacht. In der Ferne hörte er das hässliche Keckern von Hyänen. Das Leben der Buschmänner erinnerte ihn plötzlich an seine Kindheit, als er mit seinen Eltern seine Himba-Familie besucht hatte. Soweit er sich erinnern konnte, war er damals sehr glücklich gewesen. Seine Cousins und Cousinen hatten ihn als einen der ihren angenommen, ohne Rücksicht auf seine Hautfarbe. Sie hatten sogar seinen ungestümen Charakter akzeptiert, ohne ihn deswegen abzulehnen. Aber das war Vergangenheit. In der Schule hatte er gelernt, wie rückständig diese nomadisierenden Viehhirten waren. Sie lebten wie die Buschmänner noch in der Steinzeit. Ihr Leben war primitiv und hart. Nakeshis Rat, sie noch einmal zu besuchen, erschien ihm abwegig, wenn nicht sogar absurd.
Vergeltung
»Das war ein wundervoller Abend«, schwärmte Jella. Sie waren gerade auf dem Nachhauseweg von ihrem Freund Salim Mohan, der eine kleine, zwanglose Abendgesellschaft gegeben hatte mit gutem Essen, schöner indischer Musik und launigen Gesprächen. »Kannst du dich noch an den Witz erinnern, den Salims Freund Nitish erzählt hat?«, kicherte sie. »Ich werde ihn bei nächster Gelegenheit Lady Gainsworthy oder noch besser gleich den Offizieren erzählen.«
»Untersteh dich!«, tadelte Fritz amüsiert. »Obwohl die Vorstellung allein schon einen gewissen Reiz hat.«
»Bekommst du ihn noch hin?«
»Wozu?«, neckte er. »Ich kann dir den Witz zehnmal erzählen, und du merkst ihn dir doch nicht!«
»Das spielt jetzt keine Rolle!« Jella zwickte ihn in den Arm. »Ich möchte eben noch einmal lachen!« Sie war leicht beschwipst, was sie noch unwiderstehlicher machte. Artig fügte er sich endlich ihrem Wunsch: »Ein Kind wird geboren. Nachdem es den ersten Schrei getan hat, sagt es: »A-Quadrat plus B-Quadrat gleich C-Quadrat.« Die Mutter ist entsetzt: »Herr Doktor, kann man dagegen nichts machen?« Der Arzt operiert das Kind und entnimmt ihm die Hälfte des Gehirns. Das Baby erwacht aus der Narkose und sagt: »Eins, zwei, drei, vier.« – »Es tut mir leid«, sagt die Mutter, »aber mein Kind ist immer noch zu intelligent.« Also operiert der Arzt noch einmal. Diesmal wird der Rest des Gehirns herausgenommen, das Kind erwacht und sagt: »Kompanie stillgestanden!«
Jella schüttelte sich erneut vor Lachen, und Fritz lachte mit. Es war weniger der Witz, der ihn amüsierte, als seine ausgelassene Frau. Er hatte sie schon lange nicht mehr so unbeschwert gesehen. Mittlerweile waren sie in ihrem Haveli angekommen, und er schloss die Tür auf. »Du musst etwas leiser sein«, mahnte er sie. »Sonst wecken wir noch Ricky und Jamina auf.«
»Das wäre schade.« Jellas Augen blitzten verführerisch, und er konnte nicht umhin, sie zu küssen. Doch sie entwischte ihm und schlüpfte an ihm vorbei ins Haus. »Ich warte oben auf dich«, flüsterte sie verheißungsvoll und begab sich durch die Dunkelheit zu dem schmalen Treppenaufgang, der in die Schlafräume führte. Seit der Tigerjagd teilten Jella und Fritz wieder ein Bett. Sie schaltete das elektrische Licht an und schmiss die Handtasche achtlos auf einen Sessel. Auf dem kleinen Beistelltisch fiel ihr ein runder Korb mit einem Deckel auf. Bestimmt ein Geschenk von einem meiner Patienten, dachte sie. Im Henkel des Korbs steckte eine kleine Karte.
In Dankbarkeit für Ihre Hilfe.
Der Text war auf Hindi verfasst, was Jella verwunderte, denn die meisten ihrer Patienten konnten weder lesen noch schreiben. Sie schob den Deckel ein Stück beiseite, um nachzusehen, was darin war, als Fritz sie von hinten um die Hüfte fasste und an sich heranzog.
»Ich weiß etwas viel Besseres«, flüsterte er heiser und begann ihren Sari zu lösen. Mit Genuss wickelte er das vier Meter lange Seidentuch von ihrem Körper, bis sie nur noch im Unterrock und einer kurzen, bauchfreien Bluse vor ihm stand. Unter dem transparenten Baumwollstoff ihres Rockes schimmerten verführerisch ihre Schenkel. Fritz zog seine Frau zu sich heran. Jella erwiderte seinen Kuss mit einer
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