Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sehnsucht nach Owitambe

Sehnsucht nach Owitambe

Titel: Sehnsucht nach Owitambe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Mennen
Vom Netzwerk:
eigenen Zunge dagegen und spürte erstaunt, wie die Leidenschaft in ihr entfacht wurde. Da waren ein Ziehen zwischen ihren Beinen und ein Flattern unter ihrer Brust. Sie stöhnte und genoss es, als Raffael sie noch näher an sich heranzog. Plötzlich ließ er von ihr ab, genauso plötzlich, wie er sie geküsst hatte. Sie sah ihn enttäuscht an. In ihr brandeten die Gefühle wie die aufgewühlte See an einer Kaimauer.
    »Was ist los?«, fragte sie erschrocken. Raffael nahm sofort ihre beiden Hände auf und begann sie hektisch zu küssen.
    »Nichts ist los«, meinte er voller Inbrunst. Dann fiel er vor ihr auf die Knie. »Ich möchte dich nur bitten, meine Frau zu werden. Ich liebe dich, Sonja von Nachtmahr, wie niemanden sonst auf der Welt. Willst du mich heiraten?«
    Die Inbrunst seines Antrags überwältigte Sonja. Noch nie in ihrem Leben hatte ihr jemand so vorbehaltlos seine Gefühle gestanden. Sie war verwirrt und gleichzeitig auch unendlich glücklich. In diesem Moment dachte sie nicht an die Schwierigkeiten ihrer Liebe. Sie sah nur den Mann, der sie aufrichtig liebte und begehrte, und sie war bereit, ihm alles zu schenken, was sie besaß.
    »Ja«, sagte sie deshalb aus tiefstem Herzen. »Ja, ich will deine Frau werden! Am liebsten gleich!«
    Raffael strahlte. In seinen dunklen Augen glitzerten Tränen. »Dann werde ich noch heute mit meinem Vater reden. Wir werden eine Lösung finden. Alles wird gut!«
    »Ja, alles wird gut!«
    Sie entzog ihm ihre Hände und drehte ihm den Rücken zu.

    »Hilf mir«, forderte sie ihn auf. Ungläubig starrte Raffael auf die Häkchen an ihrem Kleid.
    »Du meinst …? Willst du wirklich …?«
    Sonja wandte ihm den Kopf zu und nickte bestimmt, während sie begann, das oberste Häkchen selbst zu lösen. Beim zweiten Häkchen half ihr Raffael, beim dritten rutschte ihr das Kleid von den Schultern.

    Das Sommerfest der Weißens war wie jedes Jahr ein großer Erfolg. Nach einem Jahr harter Arbeit stellte es für die Farmer eine willkommene Abwechslung dar. Die Farmen lagen oft weit auseinander, und man hatte nur selten Gelegenheit sich zu treffen. Die Frauen tauschten sich über den neuesten Tratsch aus, und die Männer fachsimpelten über neue Zuchtmethoden oder über die Politik der Südafrikaner, die die Rassengesetze in Südwestafrika drastisch verschärft hatten. Das Fest war in gewisser Weise auch eine Art Heiratsmarkt, denn nirgendwo sonst im Jahr hatten die jungen Leute Gelegenheit, einander in so einem ungezwungenen Rahmen zu begegnen. Viele neue Verbindungen wurden hier angebahnt, wobei meist die Eltern ihre Hände im Spiel hatten.
    Baron von Nachtmahr war beinahe pleite. Sein ausufernder Lebensstil, Misswirtschaft und falsche Entscheidungen hatten ihn an den Rand des Ruins getrieben. Außerdem liefen ihm die Arbeiter ständig davon, seitdem er die Orlams nicht mehr bezahlen konnte. Der einzige Trumpf, den er noch in der Tasche hatte, war seine Tochter Sonja. Wenn er sie gut verheiratete, würde er sich durch ihre Mitgift sanieren können. Die meisten Farmer kamen für Nachtmahrs Tochter erst gar nicht in Betracht. Er hielt sie für ausgemachte Trottel, unzivilisiertes Pack, das nichts im Kopf hatte und viel zu viel schuftete für den wenigen Ertrag. Die einzigen Farmer, die es im Laufe der Jahre
zu einem gewissen Wohlstand gebracht hatten, waren Johannes Sonthofen und August Baltkorn. Beide hatten Söhne im heiratsfähigen Alter. Allerdings kam Sonthofen mit seinem rothaarigen Bastard ohnehin nicht in Frage, denn Nachtmahrs Hass auf die Familie war im Laufe der Jahre nicht geringer geworden. Natürlich hatte es ihm in den ersten Jahren eine gewisse Befriedigung verschafft, dass Sonthofens Tochter und Schwiegersohn spurlos aus Südwestafrika verschwunden waren. Seine Falschaussage hatte diesen van Houten zwar nicht, wie erhofft, an den Galgen gebracht, aber immerhin hatte sie die heile Familie auf Owitambe zerstört. Doch dieser Sonthofen war wie ein Stehaufmännchen; schon bald hatte er neuen Hass in Nachtmahr gesät, weil er seine Farm erfolgreicher und geschickter betrieb als er es jemals vermocht hatte.
    Zum Glück gab es noch August Baltkorn. Er war ein reicher Mann mit weitreichenden Beziehungen. Ein südafrikanischer Bure, leidenschaftlicher Großwildjäger und er hatte einen gewissen Einfluss auf die Protektoratsregierung. Seine Familie konnte ihm von großem Nutzen sein. Noch viel besser gefiel ihm jedoch sein Sohn, den sich Nachtmahr gut als Schwiegersohn

Weitere Kostenlose Bücher