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Sehnsucht nach Owitambe

Sehnsucht nach Owitambe

Titel: Sehnsucht nach Owitambe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Mennen
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vorstellen konnte. Der junge Mann war ganz nach seinem Geschmack. Rücksichtslos, durchsetzungsfreudig und habgierig. Alles Eigenschaften, die einem jungen Mann zu Erfolg verhalfen. Außerdem verfügte die Familie über doppelt so große Ländereien wie Owitambe und Hakoma zusammen.
    Den ganzen Nachmittag über und auch jetzt am frühen Abend hatte Nachtmahr Baltkorns Nähe gesucht. Dessen vierschrötige, unkultivierte Art stieß ihm zwar immer wieder auf, aber das war in Anbetracht des zu erwartenden Erfolgs leicht zu verschmerzen. Isabella hatte er dazu angehalten, sich mit Frau Baltkorn zu beschäftigen. Er hatte von ihr verlangt, dass sie sich mit ihr anfreundete. Doch Isabella schien wieder einmal maßlos überfordert zu sein. Ihre schrecklich zurücknehmende Art
wollte so gar nicht zu der rotbackigen Eva Baltkorn passen, die außer Tratsch und Sticheleien keine anderen Gesprächsthemen kannte. Warum gab sie sich nicht mehr Mühe? Zu Hause würde er ihr ordentlich die Leviten lesen. Na warte! Nachtmahr warf ihr einen ungnädigen Blick zu und trank das ihm angebotene Glas Schnaps in einem Zug leer. Baltkorn, der neben ihm saß, klopfte ihm anerkennend auf die Schulter.
    »Du bist mir ein echter Mann! Trinken wir noch einen!«
    Nachtmahr hielt ihm grinsend sein Glas entgegen. Er hatte schon eine ganze Menge getrunken, aber sei’s drum. Wenigstens hier lief alles so, wie er es sich vorgestellt hatte. Die beiden Männer waren sich tatsächlich nähergekommen, besonders als Nachtmahr ihm am Nachmittag seine Tochter vorgestellt hatte. Er beschloss, dass dies der richtige Zeitpunkt war, um noch einen Schritt vorzupreschen.
    »Ich finde, wir sollten allmählich Nägel mit Köpfen machen«, schlug Nachtmahr kameradschaftlich vor. Er zupfte an seiner Fliege und lockerte sie. Das war normalerweise gegen seine Art, aber er fand, dass er sich dadurch mit Baltkorn, der schon längst nur noch hemdsärmlig dasaß, gemein tat.
    »Nur zu, Rüdiger«, schnaufte Baltkorn. »Was hast du auf dem Herzen?«
    Nachtmahr schüttete ihnen beiden noch ein Glas Schnaps ein.
    »Dein Junge, wie heißt er doch gleich?«
    »Jon.«
    »Ja, der Jon, der scheint mir ein recht anständiger Bursche zu sein. Was hast du mit ihm vor?«
    »Der Jon wird Farmer wie ich«, meinte Baltkorn. »Das ist längst abgemachte Sache. Außerdem hat der Junge seine eigenen Ideen bezüglich der Großwildjagd. Er will einen Exporthandel mit Elfenbein aufziehen. Wieso interessiert dich das?«
    »Nun ja«, Nachtmahr strich sich bedächtig über seinen gefärbten
Schnurrbart. »Du erinnerst dich doch an meine Tochter Sonja? Sie und dein Jon, findest du nicht auch, dass die beiden ein schönes Paar abgeben würden?«
    Baltkorn lachte grob auf.
    »Daher weht also der Wind.«
    Nachtmahr legte vielsagend den Kopf zur Seite. »Nun ja, ich hatte das Gefühl, dass die beiden sich gut verstehen.«
    »Hhm«, brummte Baltkorn, der ganz und gar nicht das Gefühl gehabt hatte, dass die beiden besonders gut harmoniert hatten. Er blinzelte gegen die Sonne. Auch ihm war der Alkohol zu Kopf gestiegen war. Allerdings war er nicht betrunken genug, um nicht seinen Vorteil zu erkennen. Er war zwar ein wohlhabender Mann, aber er stammte aus einer einfachen Familie. Seine Eltern waren einfache Landbauern in Südafrika gewesen. Rüdiger von Nachtmahr war dagegen ein Baron und seine Tochter eine Baronesse. Der Gedanke, seinem Sohn einen Adelstitel zu verschaffen, gefiel ihm. »Nun, warum nicht?«, erwog er. »Ich werde mit meinem Sohn reden.« Als er Nachtmahrs unschlüssige Miene sah, beruhigte er ihn. »Mein Junge ist wie Wachs in meinen Händen. Er tut immer, was ich ihm sage. Das habe ich ihm schon als Kleinkind beigebracht.« Er lachte und hob seine Rechte, so als würde er eine unsichtbare dritte Person schlagen. »Du kennst sicherlich die Erziehungsmethode.«
    Nachtmahr grinste zufrieden.
    »Aber natürlich. Auch Sonja wird keine Einwände haben.« Er hob sein Glas und prostete Baltkorn zu. »Dann stoßen wir doch auf unsere neue Verwandtschaft an! Ich werde gleich losgehen, um mit Sonja zu reden. Sorg du dafür, dass Jon auch bereit ist. Dann können wir noch heute Abend die Verlobung bekannt geben.«
    »Warum nicht? Das wird mal wieder ein ordentliches Fest!«
Nachtmahr erhob sich wankend von seinem Stuhl. Der Alkohol begann seine Reaktionen zu verlangsamen. Isabella erhob sich ebenfalls, um ihm zur Hilfe zu eilen. Doch Nachtmahr wehrte sie ab. »Mach, dass du verschwindest«, fauchte

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