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Sehnsucht nach Owitambe

Sehnsucht nach Owitambe

Titel: Sehnsucht nach Owitambe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Mennen
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zu dem Neffen des Maharana erzählt.
    Nun würde sie nie herausfinden, was Mukeshs Worte zu bedeuten hatten. Mit ihrer Ausreise aus Indien ließ sie auch ihre erste große Liebe zurück. Ricky schnäuzte bekümmert in ihr Taschentuch. Die mächtigen Motoren des Dampfschiffs begannen langsam Fahrt aufzunehmen, und der Abstand zu Bombay vergrößerte sich. Es dauerte nicht lange, dann war die Stadt im grauen Regenschleier des Monsuns verschwunden. Der Steuermann lenkte das Schiff aus der großen Bucht heraus, bis sie schließlich das Arabische Meer erreicht hatten.
    In den folgenden Tagen ging es südwärts über den Indischen Ozean in Richtung des afrikanischen Kontinents. Nach ein paar Tagen überquerten sie den Äquator und hielten Kurs auf Britisch Ostafrika. Dort machte das Postschiff einen Zwischenhalt, um einen Teil seiner Ladung zu löschen und neue Fracht aufzunehmen. Jella nutzte die Gelegenheit, ihrem Vater ein weiteres Telegramm zu schicken. Sie machte sich allmählich Sorgen, denn er hatte bisher auf keinen ihrer Briefe und keines ihrer Telegramme geantwortet. Fritz, der seinerseits auch seine Mutter und Rajiv über ihre Rückkehr informiert hatte, beruhigte sie.
    »Du weißt doch, wie das ist«, meinte er. »Johannes wird alle Hände voll zu tun haben. Schließlich ist der Weg zum Postamt weit! Wahrscheinlich hatte er einfach keine Zeit. Vielleicht hat
er ja auch einen Brief geschrieben, der uns nicht mehr erreicht hat. Wir haben Udaipur ja bereits vor Monaten verlassen.«
    »Ja, so wird es wohl sein!« Jella ließ sich nur allzu gern beruhigen. Sie wollte Fritz’ Erklärung einfach glauben, weil sie sich so sehr auf Owitambe und ihre Familie freute.
    Auch Fritz fühlte sich so wohl wie lange nicht mehr. In Mombasa hatte er von Salim Mohan ein Telegramm erhalten, das ihn sehr befriedigt hatte. In knappen Worten hatte ihm sein indischer Freund mitgeteilt, dass Lady Gwyneira nicht länger an der Seite des Chief Commissioners weilte. Der alte Mann hatte seine Gattin in flagranti mit seinem eigenen Neffen im Bett erwischt und sofort die Konsequenzen gezogen. Lady Gwyneira war gezwungen worden, beinahe mittellos das Land zu verlassen.
    Von Mombasa aus nahm das Dampfschiff Kurs entlang der afrikanischen Ostküste. Sie passierten die Straße von Mosambik, die sich zwischen Madagaskar und dem Festland befand, und hielten auf das windige Südkap von Afrika zu. Drei Wochen nach ihrem Aufbruch aus Bombay erreichten sie Kapstadt, und noch einmal zehn Tage später landeten sie mit einem kleineren Frachtschiff in der Walfischbay nahe Swakopmund.
    Jella war aufgeregt wie ein kleines Kind. Die letzte halbe Stunde, die das Schiff auf die Anlegestelle zusteuerte, lief sie nervös an Deck auf und ab. Sie erinnerte sich an ihre erste Ankunft in Afrika vor bald zwanzig Jahren. Damals war sie mit gemischten Gefühlen und im Bewusstsein einer ungewissen Zukunft von Bord gegangen. Jetzt wartete hier ihre Familie.
    »Du wirst dich hier sehr wohlfühlen«, versprach Jella ihrer Tochter, die mürrisch auf die graugelbe Dünenlandschaft vor sich starrte. »Das Land sieht nur auf den ersten Blick so abweisend aus. Wenn wir erst einmal am Waterberg sind, dann wirst du aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommen.«
    »Hhm …«
    Ricky schien nicht sehr überzeugt, aber Jella wollte sich von
ihrer schlecht gelaunten Tochter keineswegs die Stimmung verderben lassen. Sie hakte sich bei Fritz ein, der ein paar Meter weiter an der Reling das Anlegemanöver beobachtete, und legte vertrauensvoll ihren Kopf an seine Schulter.
    »Beinahe fünfzehn Jahre ist es her«, sinnierte Fritz glücklich. »Es ist gut, dass wir wieder zu Hause sind.« Er sah Jella aus seinen dunklen Augen zärtlich an. »Was warst du damals nur für ein wilder Feger.«
    »Nur damals?« Jella rümpfte empört die Nase. »Heißt das, dass ich nun eine langweilige alte Schachtel geworden bin?«
    Fritz strich ihr eine widerspenstige Locke aus ihrem Gesicht und lachte.
    »Ich glaube, eher geht ein Kamel durchs Nadelöhr, als dass du langweilig wirst. Ich liebe dich!«
    Er beugte sich zu ihr, um sie zu küssen, aber in diesem Moment entdeckte Jella am Kai zwei wohlbekannte Gestalten. Sie stupste Fritz zärtlich von sich und deutete mit dem Finger auf die Wartenden.
    »Sieh nur, das sind deine Mutter und Rajiv. Was für eine Überraschung! Sie haben den ganzen langen Weg auf sich genommen, um uns zu begrüßen.«
    Sie winkte zurück.
    »Ricky, komm schnell, da unten ist deine

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