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Sehnsucht nach Owitambe

Sehnsucht nach Owitambe

Titel: Sehnsucht nach Owitambe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Mennen
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später erhielt Jella tatsächlich ein Antworttelegramm von ihrer Freundin, die in einem Missionskrankenhaus arbeitete. Allerdings klang die Botschaft nicht sehr ermutigend.
    Sonja Nachtmahr nicht gefunden–stopp–habe dennoch eine Spur–stopp–am besten du kommst hierher.
    Jella war enttäuscht. Sie hatte sich mehr erhofft. Immerhin schien Lisbeth einen Anhaltspunkt gefunden zu haben. Gleich am nächsten Morgen brachte Fritz sie an die Eisenbahn nach Otjiwarongo. Von dort fuhr sie nach Windhuk.
    Lisbeth empfing ihre Freundin mit größter Herzlichkeit. Die beiden hatten sich seit über fünfzehn Jahren nicht mehr gesehen. Dennoch kam es Jella vor, als hätten sie sich erst am Tag zuvor getrennt. Lisbeth trug immer noch die weiße Schwesterntracht, die ihr grau gewordenes Haar nur unzureichend verdeckte. Sie war etwas fülliger geworden, steckte jedoch immer noch voller Energie.
    »Du siehst immer noch aus wie das junge Mädchen, mit dem
ich damals aus Deutschland hierherkam«, lobte sie. Jella knuffte ihre Freundin lachend in die Seite. »Du konntest noch nie besonders gut schmeicheln«, neckte sie sie. Lisbeth lachte und hakte sich bei ihr ein, während ein Gepäckträger Jellas Tasche zu einem Pritschenwagen führte, vor den ein Maultier gespannt war.
    »Etwas Komfortableres haben wir leider nicht zu bieten«, entschuldigte sie sich. »Wenn es dir nichts ausmacht, werden wir einen kleinen Umweg machen, bevor wir ins Krankenhaus fahren.«
    Lisbeth hievte sich auf den Kutschbock und wartete, bis Jella den Gepäckträger entlohnt hatte und ebenfalls aufgestiegen war. Dann schnalzte sie mit der Zunge, und das struppige Tier setzte sich in Bewegung. Sie lenkte den Wagen an den Stadtrand von Windhuk und hielt vor einem mit Stacheldraht umzäunten Gebäude. Jella runzelte die Stirn.
    »Ist das nicht das Waisenhaus?«, fragte sie. »Willst du einen Krankenbesuch machen?«
    »Steig ab und sieh selbst«, meinte Lisbeth geheimnisvoll. Sie ging voran und klingelte an der Gittertür. Ein Bediensteter öffnete ihnen.
    »Hallo Thomas«, begrüßte Lisbeth den jungen Herero. »Können wir zu Frau Walter?«
    »Madame warten auf Sie in Haus.«
    Er ging ihnen voran und begleitete sie in das ziemlich heruntergekommene Waisenhaus, das mit seinen vergitterten Fenstern eher an ein Gefängnis erinnerte. Überall bröckelte der Verputz ab. Hinter dem Waisenhaus gab es einen staubigen Platz, auf dem einige Kinder spielten. Sobald sie die Ankömmlinge entdeckten, rannten sie herbei, um zu betteln. Thomas scheuchte sie davon. Jella fühlte sich beklommen. Lisbeth bemerkte es.
    »Lass dich von den äußeren Umständen nicht allzu sehr beeinflussen.
Frau Walter fehlt es hinten und vorne an Geld. Niemand fühlt sich für diese Kinder hier verantwortlich.« Auf die vergitterten Fenster hindeutend meinte sie: »Die Gitter und der Zaun sind nicht dazu da, um die Kinder am Weglaufen zu hindern. Sie sind dazu da, sie vor den Kinderhändlern draußen auf der Straße zu schützen.«
    »Kinderhändler?«
    »Kinderhändler, Sklavenhändler, Ausbeuter.« Lisbeth machte eine ausladende Handbewegung. »Sie warten nur darauf, eines der Kinder in ihre Fänge zu bekommen. Sie versprechen ihnen neue Eltern und genügend zu essen, nehmen sie mit und verkaufen sie dann an einen der Farmer, der sie wie Sklaven für sich arbeiten lässt.«
    Mittlerweile waren sie vor dem Büro der Waisenhausleiterin angekommen. Frau Walter erwartete sie bereits. Sie war eine kleine, dickliche Frau mit roten Apfelwangen. Sie mochte um die sechzig sein. Die mausgrauen Haare trug sie als festen Dutt auf ihrem Hinterkopf. Als sie Lisbeth sah, strahlte sie und empfing sie mit offenen Armen. Danach musterte sie Jella unverhohlen aus grauen, neugierigen Augen.
    »Das ist nun also Ihre Freundin«, meinte sie freundlich und schüttelte herzlich Jellas Hand. »Dann wollen wir doch gleich mal sehen, ob ihr unser Findelkind bekannt vorkommt.«
    »Findelkind?« Jella sah Lisbeth fragend an. Sie war der Meinung gewesen, dass ihre Freundin sich um ein krankes Kind kümmern wollte.
    »Nun ja«, meinte Lisbeth. »Ich bin mir natürlich nicht sicher, aber als du mir schriebst, dass du ein Mischlingskind suchst, da fiel mir ein, dass Frau Walter vor etwa drei Monaten eines vor ihrer Haustür fand. Wohlgemerkt, vor ihrer Haustür in der Stadt und nicht vor dem Waisenhaus. Das Kind war auffallend hellhäutig. Seitdem ist der Kleine hier. Willst du ihn sehen?« Sie deutete auf einen geflochtenen

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