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Sehnsucht nach Owitambe

Sehnsucht nach Owitambe

Titel: Sehnsucht nach Owitambe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Mennen
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und meinen Löwen in eine Dornenhecke geworfen. Er ist genauso schuld!«
    Raffael warf seiner Mutter einen hilfesuchenden Blick zu. Doch Sarah sah ihn streng an.
    »Sie glauben mir nicht, dass es in Deutschland Kutschen gibt, die von ganz allein mit einem Motor fahren.« Seine Stimme wurde zunehmend kleinlauter.
    »Das ist kein Grund, anderen ihr Spielzeug zu zerstören. Du wirst dich entschuldigen und Mateus und Ben helfen, ihre Tiere wieder heil zu machen!«
    »Aber …«
    »Keine Widerrede!«
    Raffael kämpfte mit sich. Schließlich rang er sich die erzwungene Entschuldigung ab.
     
    Johannes brachte Raffael wie fast jeden Abend selbst ins Bett. Er hatte lange mit seinem immer noch schlecht gelaunten Sohn
über den Vorfall geredet. Doch Raffael hatte sich nur schmollend umgedreht und trotzig die Wand seines Zimmers angestarrt. Schließlich war Johannes nichts anderes übrig geblieben, als ihn allein zu lassen. Er liebte den Jungen abgöttisch, auch wenn er sich Sorgen über den Jähzorn und die Eigenwilligkeit seines Sohnes machte. Es war ihm klar, dass ein Großteil seiner Schwierigkeiten daher rührte, dass sich der Junge weder als Weißer noch als Afrikaner fühlte. Auf Owitambe galten die Menschen zwar alle gleich viel. Doch die Realität machte auch vor der Farm nicht Halt. Die weißen Farmer in der Umgebung verachteten die Schwarzen, besonders die Herero, zu denen auch die Himbas gehörten. Bei jeder Gelegenheit wurden abfällige Bemerkungen über Johannes’ Ehe mit Sarah gemacht. Und Raffael war in ihren Augen bestenfalls ein Balg, der keinerlei Ansprüche auf das Land hatte. Aus diesem Grund hatte Johannes auch die Heirat durchgesetzt, damit es ihm einmal möglich sein würde, Raffael gemeinsam mit Jella zu seinem Erben zu machen. Auch unter den Schwarzen hatte es der Junge nicht leicht. Immer wieder eckte er an und suchte mit ihnen Streit, obwohl die Kinder der Farmarbeiter ihn gern an ihren Spielen teilhaben ließen.
    Müde von einem anstrengenden Arbeitstag gesellte er sich schließlich zu Sarah, Jella und Fritz, die unter dem sternenklaren Abendhimmel auf der Veranda noch bei einem Glas Bier zusammensaßen. Mit einem wohligen Seufzer ließ er sich neben Sarah nieder. Fritz schenkte seinem Schwiegervater unterdessen ein.
    »Ich weiß nicht, wohin Raffaels Zorn noch führen soll«, meinte Johannes sorgenvoll. »Er bekommt seine Gefühle oft einfach nicht in den Griff.«
    »Er ist ein sehr kluger Junge.«
    Jella sah Raffaels Zukunft weitaus unproblematischer. Ihr Bruder folgte ihr, wann immer sie es zuließ, auf Schritt und
Tritt. »Er liebt es, bei Fritz oder mir in der Werkstatt oder im Labor mitzuhelfen. Bestimmt wird er mal Ingenieur oder Arzt.«
    Johannes warf Jella einen abschätzigen Blick zu. »Der Junge wird einmal Owitambe erben«, knurrte er. »Setz ihm bloß keine unnötigen Flausen in den Kopf!«
    Jella hasste es, wenn man über die Köpfe anderer hinweg über deren Zukunft entschied, und wollte dementsprechend etwas entgegnen. Aber dann fing sie Fritz’ besänftigenden Blick auf und schwieg. Sie beschloss, das Thema zu wechseln.
    »Wann werdet ihr endlich eure Reise zu Sarahs Familie antreten?«
    In Sarahs Augen leuchtete nicht nur Freude auf. Johannes hingegen lächelte sie warm an. Er hatte seiner Frau vorgeschlagen, gemeinsam mit Raffael ihre Familie zu besuchen.
    »Wenn’s nach mir ginge, morgen.« Er nahm Sarahs Hand und spielte liebevoll mit ihren langen, kräftigen Fingern. »Es wird dir guttun, deine Familie bald wiederzusehen!«
    »Dann solltet ihr euer Vorhaben so schnell wie möglich in die Tat umsetzen«, meinte Jella fröhlich. »Fritz, Samuel und ich werden uns um die Farm schon kümmern.«
    Ihr Vater runzelte skeptisch die Stirn.
    »Wenn das alles so leicht wäre«, seufzte er. »Dieser Nachtmahr lässt nicht locker. Er unternimmt alles, um die Nagelquelle in seine Finger zu bekommen. Das Verfahren zieht sich jetzt schon viel zu lange hin. Wir können nicht mehr lange auf die Quelle verzichten, ohne dass unsere Tiere leiden müssen. Immerhin will sich jetzt die Polizei der Sache annehmen. Auf meinen ausdrücklichen Wunsch hin wird in den nächsten Tagen ein Polizeioffizier die Quelle inspizieren. Allerdings glaube ich nicht, dass das etwas nutzt.«
    »Du solltest nicht so negativ denken«, versuchte Fritz seinen Schwiegervater zu beruhigen. »Der Zaun ist unrechtmäßig errichtet. Bevor die Besitzverhältnisse der Quelle nicht eindeutig
geklärt sind, hat keiner einen

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