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Sehnsucht nach Owitambe

Sehnsucht nach Owitambe

Titel: Sehnsucht nach Owitambe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Mennen
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und ihre Freundin Nisa damals belauscht. Sein Herz krampfte sich immer noch zusammen, wenn er daran dachte, wie Nakeshi und Nisa die Hochzeit mit Gao geplant hatten. Er hatte Nakeshi immer geliebt, doch sein Unglück,
dass er durch einen Kameldorn sein Auge verlor, hatte ihn verzagen lassen. Er hatte sich damals unnütz gefühlt und unwürdig, Nakeshi zur Frau zu nehmen. Es hatte lange gedauert, bis er begriffen hatte, dass das ein Fehler gewesen war. Er hätte um sie kämpfen müssen, stattdessen war er geflohen.
    »Du, du hast Gao genommen.«
    »Weil du gegangen bist!«
    »Es war mein Weg …« Oh, Kauha, weshalb fielen ihm die richtigen Worte nicht ein? »Ich konnte nicht anders. Es …«
    »Schweig!«
    Nakeshis dunkle Augen glitzerten in ihrem regennassen Gesicht schmerzerfüllt auf. Mit einer abrupten Bewegung wandte sie sich von Bô ab und rannte davon. Bô sah ihr fassungslos nach, als sie mit der grauen Regenwand verschmolz und hinter den ersten Dünen verschwand. Am nächsten Morgen teilte Twi ihm mit, dass Nakeshi wieder zu ihrem Stamm zurückgekehrt sei.

    Raffael rannte schreiend in Richtung Farmhaus. In seinen Händen hielt er das selbst gebaute Modell eines Holzautomobils. Dicht hinter ihm folgten Mateus und zwei andere Kinder der Farmarbeiter, nicht weniger aufgeregt. Kurz vor der Verandatreppe hatten sie ihn eingeholt. Mateus, der um einiges größer und älter als Raffael war, hielt ihn fest und funkelte ihn wütend an.
    »Wieso hast du unser Spiel zerstört?«
    Raffael hielt seinem Blick trotzig stand. »Lass mich sofort los, sonst ruf ich meinen Papa!«
    »Ruf ihn«, forderte Mateus. »Aber dann musst du ihm auch erklären, weshalb du meiner Giraffe den Hals gebrochen und Bens Löwen in den Busch geworfen hast.«
    »Sie taugen nichts!« Raffael versuchte sich aus Mateus Griff zu befreien. Doch der Ältere hielt ihn eisern fest.

    »Sag, warum hast du unser Spielzeug zerstört?«, wiederholte Mateus noch einmal.
    »Es ist ein dummes Spielzeug. Es passt nicht zu meinem Automobil.«
    Raffael wirkte immer noch keineswegs eingeschüchtert. »Ich will, dass ihr meine Spiele spielt, nicht eure dummen Negerspiele!«
    »Du musst ja nicht mit uns spielen«, rief Ben empört. »Lieber Negerspiele als diese dumme Kutsche ohne Pferde. Ich bin dafür, dass wir sie zerstören!«
    Ben griff nach Raffaels Automobil und entriss es ihm.
    »Gib mir sofort mein Automobil zurück!«, schrie Raffael. Er hing an dem Fahrzeug, weil er es gemeinsam mit Jella in ihrer Werkstatt gebaut hatte. Wild strampelnd gelang es ihm schließlich, sich von Mateus loszureißen. Mit einem wütenden Schrei stürzte er sich auf den überraschten Ben, um ihm das Spielzeug wieder abzunehmen. Doch der war schneller und schleuderte das Automobil in hohem Bogen davon. Es landete auf einem Stein und zerbrach in der Mitte. Für eine Sekunde starrte Raffael auf das zerstörte Spielzeug, bevor er sich mit wütendem Gebrüll auf den älteren Ben stürzte. Mit voller Wucht rammte er ihm seinen Kopf in den Bauch, sodass er umfiel. Dann warf er sich auf ihn und begann ihn mit seinen Fäusten zu bearbeiten. Mateus und der andere Junge versuchten ihn von Ben zu trennen. Doch Raffaels Wut war stärker. Erst als Sarah hinzukam und ihn an seinem Hemdkragen hochzog, gelang es ihnen, den wild um sich schlagenden Jungen zu bändigen.
    »Was soll das?«, fragte Sarah streng. »Wie kommt mein Sohn dazu, sich mit drei anderen Jungen zu schlagen?«
    »Sie haben mein Automobil zerstört! Einfach so!«
    Heulend zeigte der Junge auf das kaputte Spielzeug.
    Sarah warf Mateus und den beiden anderen einen strengen Blick zu.

    »Stimmt das?«
    Mateus presste die Lippen aufeinander und nickte. Ben wollte etwas sagen, aber sein Freund gab ihm das Zeichen zu schweigen.
    »Jetzt musst du sie bestrafen!«, forderte Raffael triumphierend. Doch Sarah dachte gar nicht daran. Stattdessen wandte sie sich nochmals an die Jungen.
    »Ich kenne euch lange genug, um zu wissen, dass ihr nicht ohne Grund etwas zerstört«, meinte sie.
    Mateus starrte auf einen Punkt vor Sarahs Füßen und schwieg weiterhin. Er war ein friedfertiger Junge, der lieber eine Strafe in Kauf nahm, als sich vor der Herrschaft zu verteidigen. Doch Ben war anders geartet.
    »Raffael ist ein Spielverderber«, platzte es aus ihm heraus. »Immer will er, dass wir seine seltsame Kutsche bewundern. Aber wir wollen lieber mit unseren Wildtieren spielen. Er ist wütend geworden und hat Mateus Giraffe den Hals gebrochen

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