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Sehnsucht nach Owitambe

Sehnsucht nach Owitambe

Titel: Sehnsucht nach Owitambe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Mennen
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Johannes gab ihr zu verstehen, dass er sie nicht weiter brauche, und übernahm das Einschenken selbst.
    Er deutete auf den Branntwein und fragte den Polizeioffizier, ob er etwas davon kosten wolle. Der lehnte höflich ab, nahm aber gern von dem frischen Wasser. Seine Leute taten es ihm mit einem leichten Bedauern gleich.
    »Ich dachte eigentlich, dass Sie im Auftrag des Distriktchefs hier sind. Ich habe ihm bereits vor einiger Zeit Meldung gemacht, dass die Nagelquelle unrechtmäßig eingezäunt wurde. Meine Rinder sind am Verdursten.« Er warf Nachtmahr einen finsteren Blick zu.
    »Im Auftrag des Distriktchefs von Otjiwarongo?« Der Polizeioffizier sah ihn verblüfft an. »Nein, von ihm habe ich keinerlei
Anweisungen erhalten. Ich habe ihn erst letzte Woche getroffen.«
    Langsam begann Johannes der Zusammenhang zu dämmern. »Das heißt also, dass Sie der Distriktchef überhaupt nicht informiert hat?«
    »Das ist niemals geschehen!«, bestätigte der Polizeioffizier. »Baron von Nachtmahr kam persönlich nach Outjo und hat mich dringlich um Polizeihilfe wegen seiner vergifteten Quelle gebeten. Das Vergiften von Wasser ist hierzulande ein schwerwiegendes Verbrechen. Deshalb bin ich sofort aufgebrochen.«
    Johannes Hände ballten sich zu Fäusten. Er wusste nicht, was ihn mehr erboste, die Dreistigkeit seines Nachbarn oder das verantwortungslose Handeln des Distriktchefs. Die Vermutung lag nahe, dass Nachtmahr und der Distriktchef gemeinsame Sache machten. Gut möglich, dass Nachtmahr ihn bestochen hatte. Außerdem waren beide Rassisten. Johannes’ liberale Art, mit den Schwarzen umzugehen, war den beiden augenscheinlich ein Dorn im Auge. Welch ein Glück, dass er darauf bestanden hatte, die Unterlagen für den Rechtsstreit persönlich nach Windhuk zu bringen.
    »Waren Sie denn schon an der Quelle?«, fragte Jella neugierig. Der Polizeioffizier musste verneinen. »Ich werde den Tatort auf meiner Heimreise allerdings inspizieren«, versicherte er dienstbeflissen.
    »Haben Sie etwas dagegen, wenn wir Sie begleiten?«
    »In Ihrem Zustand?«
    Der Polizist sah sie etwas pikiert an. Seiner Auffassung nach gehörte eine Frau an den Herd und nicht in die Wildnis, schon gar nicht in diesem Zustand.
    »Mein Zustand geht Sie mit Verlaub gar nichts an«, antwortete Jella schnippisch und blitzte ihn herausfordernd an. »Ich bin durchaus in der Lage, auf mich selbst aufzupassen.«
    Der Polizist hob beschwichtigend die Hände.

    »Schon gut, aber Ihre Anwesenheit wird nicht vonnöten sein!«
    »Da bin ich allerdings ganz anderer Ansicht«, meinte Jella selbstbewusst. »Ich könnte nämlich für Sie das Wasser und die Tiere untersuchen, um herauszufinden, an welchem Gift sie verendet sind. Vielleicht hilft uns das ja weiter. Wenn die Quelle wirklich vergiftet wurde, können Sie gezielt nach einem Giftbehälter suchen.«
    Sie erklärte ihm, dass sie eine Laborausbildung genossen hatte und durchaus in der Lage war, analytische Untersuchungen vorzunehmen. Der Polizist lehnte ihr Anliegen rundheraus ab.
    »Sie sollten sich um ihre Gesundheit und ihren Haushalt kümmern. Das gehört wohl eher zu Ihren Aufgaben.«
    Jella sprang empört auf. Eine deutliche Antwort lag ihr auf der Zunge, als sie plötzlich Fritz’ Hand auf ihrer Schulter spürte. Er war unbemerkt zu der Versammlung gestoßen.
    »Darf ich wissen, was dich so empört?«, fragte er halb besorgt, halb amüsiert. Jella klärte ihn kurz über den Sachverhalt auf. »Der Herr Polizeioffizier misstraut meinen labortechnischen Fähigkeiten!«, klagte sie zum Schluss. »Und das wieder einmal nur, weil ich eine Frau bin, ha!«
    »Beruhige dich, Liebes«, besänftigte sie Fritz. »Ich bin sicher, dass wir eine Lösung finden.«
    »Ich finde die Idee, den Tatort zu besichtigen, gar nicht schlecht«, wandte er sich nun an den Polizeioffizier. »Sie könnten sich einen umfassenden Eindruck machen – und wenn es Sie stört, dass meine Frau die Untersuchungen leitet, werde ich das erledigen. Ich bin nämlich approbierter Veterinär und kann die Analyse ebenfalls vornehmen.« Er zwinkerte Jella zu und sah sie gleichzeitig warnend an. Jella kniff die Lippen zusammen. Immerhin schwieg sie.
    »Was soll das?«, meuterte nun Nachtmahr. Sein Sohn Achim saß neben ihm auf dem Pferd und nickte finster. Er gab sich
sichtlich Mühe, seinen Vater zu unterstützen. »Genau!« Er schielte Anerkennung heischend zu ihm hin. »Sie sollten diesen … diesen Negerfreund verhaften und ihn vor ein Gericht

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