Sehnsucht nach Owitambe
intriganter …« Johannes und die beiden Nachtmahrs gerieten erneut aneinander, während Fritz und der Polizeioffizier die Streithähne zu beschwichtigen versuchten.
Jella hatte in der Zwischenzeit die Probe aus dem Bassin unter ihrem Mikroskop. Ungeachtet der Auseinandersetzungen der Männer machte sie sich eifrig Notizen, entnahm neue Proben aus dem Bassin und bat schließlich Fritz, die Kudukuh aufzuschneiden und ihr eine Probe aus deren Darm zu liefern, die sie ebenfalls eingehend untersuchte. Schließlich war sie fertig.
»Ich weiß jetzt, woran die Rinder und diese anderen Tiere gestorben sind«, sagte sie stolz. Schweißperlen standen auf ihrer Stirn, doch sie wirkte geradezu vergnügt. Alle sahen sie auffordernd an.
»Die Tiere sind mit ziemlicher Sicherheit an einem ganzen Cocktail von Bakterien erkrankt, die dem Wasser eine toxische Wirkung verliehen haben und so zu ihrem Tod führten.«
Nicht nur der Polizeioffizier sah sie verständnislos an. Jella wandte sich an Fritz und deutete auf das Bassin. »Dadurch, dass das Wasser im Bassin von dem Quellwasser abgetrennt wurde – und folglich im Vergleich zu der Quelle nur wenig und altes Wasser führt, ist es viel empfänglicher für diverse Gifte. Das Wasser vergiftet sich sozusagen von allein, wenn zum Beispiel zu viele Tiere gleichzeitig daraus trinken, ins Wasser koten oder womöglich darin verenden. Ich habe jede Menge des Escherichia-coli-Bakteriums und sogar Vibrio cholerae, den Verursacher der schlimmen Choleraseuche entdeckt. Der penetrante Geruch dieses Wassers deutet zudem auf Leichengifte und anderes hin.«
Der Polizeioffizier kratzte sich mit seinen kurzen Fingern am Kopf. »Also ich verstehe immer noch nicht ganz genau, worauf Sie hinauswollen.«
Fritz half ihm auf die Sprünge. Er deutete grimmig auf das Gatter, das die Nachtmahrs rund um die Quelle errichtet hatten.
»Wie Sie sehen, haben unsere Nachbarn die Quelle eingezäunt. In diesem kleinen Gehege waren bis zu einhundert Tiere untergebracht. Sie können sich vorstellen, wie eng es dort zuging. Was meine Frau Ihnen sagen will, ist, dass die vielen Rinder das Wasser in dem Bassin selbst vergiftet haben. Hätte Nachtmahr die Quelle nicht eingezäunt und dieses Bassin errichtet, würden seine Rinder alle noch leben!«
Er nickte Jella anerkennend zu. »Gute Arbeit!«, lächelte er stolz.
»Das sind doch alles nur Schutzbehauptungen!«, knurrte Nachtmahr ungehalten. Man konnte ihm ansehen, dass er lieber
ein anderes Ergebnis gesehen hätte. Doch selbst er konnte sich Jellas logischer Argumentation nicht entziehen. Für den Polizeioffizier war die Lage jetzt klar. Er zeigte sich ziemlich ungehalten, weil Nachtmahr ihn auf eine falsche Spur gelockt hatte.
»Sie müssen froh sein, wenn Herr Sonthofen keine Verleumdungsklage gegen Sie einreicht«, knurrte er. »Lassen Sie sofort den Zaun um die Quelle einreißen und das Becken zuschütten.«
Nachtmahr fuchtelte aufgeregt mit seinen Armen. »Das ist unmöglich. Dann kann Sonthofen seine Rinder ja wieder auf meinen Grund treiben!«
»Sie tun gefälligst, was man Ihnen sagt«, drohte der Polizeioffizier. »Das ist eine dienstliche Anweisung! Einer meiner Männer wird die Ausführung der Arbeiten überwachen.«
Nachtmahr fügte sich endlich zähneknirschend und befahl seinen Männern, die Zäune zu beseitigen. Johannes, Fritz und Jella konnten sich ein Lächeln der Genugtuung kaum verkneifen. Achim schäumte vor hilfloser Wut.
»Die Quelle gehört trotzdem uns«, keifte er. »Glaubt bloß nicht, dass ihr jetzt wieder eure Rinder hierhertreiben könnt! Wir werden Wachen aufstellen, nicht wahr Papa?«
Nachtmahr grunzte. Bevor einer von ihnen etwas erwidern konnte, mischte sich der Polizeioffizier noch einmal ein.
»Sie werden überhaupt keine Wachen hier aufstellen«, polterte er los. »Auch hier in Deutsch-Südwest herrschen immer noch Gesetz und Ordnung. Solange der Streit um die Quelle nicht entschieden ist, können beide Farmen ihre Tiere an die Quelle treiben. Das wäre ja noch schöner! Wenn ich auch nur die kleinste Beschwerde höre, werde ich die Quelle persönlich bewachen lassen. Glauben Sie nicht, dass dann noch einer von ihnen einen Schluck Wasser für seine Rinder erhält!«
Nachtmahr gab seinem Sohn das Zeichen zum Aufsitzen.
Bevor er seinem Pferd die Sporen gab, drehte er sich nochmals um.
Sein behaarter Finger deutete hasserfüllt auf Johannes.
»Das wirst du noch bereuen, du elender Kaffernfreund!«
Vor Angst und
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