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Sehnsucht nach Owitambe

Sehnsucht nach Owitambe

Titel: Sehnsucht nach Owitambe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Mennen
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die Schwangerschaft selbst jetzt noch nicht an. Sie war schlank geblieben, aber von vorn und von der Seite betrachtet wölbte sich der Bauch so weit hinaus, dass man problemlos ein Glas Wasser darauf stellen konnte. Der Schmerz kehrte mit unerwarteter Heftigkeit zurück. Jella sackte in die Knie. Panik erfasste sie. Sie war sich sicher gewesen, dass das Baby noch ein, zwei Wochen in ihr bleiben würde. »O nein, nicht jetzt!«, stöhnte sie und raffte sich auf, um möglichst schnell ins Haus zu kommen. Dunkle Wolken verdüsterten die diesige Luft und tauchten die Landschaft in eine unheimliche Szenerie. Für einige Augenblicke war die Luft so voller Elektrizität, dass Jella das Gefühl hatte, ihr stünden die Haare zu Berge. Urplötzlich setzte ein heftiger, heißer Wind ein. Nicht weit von ihr türmte sich eine Windhose auf
und raste fauchend auf sie zu. Jella raffte ihre Röcke und begann zu laufen. Zum Glück setzten keine neuen Wehen ein. Ihr Pferd wieherte und scheute. Sie hatte Mühe, es die wenigen Meter bis zum Farmhaus zu lenken. Dort kam ihr Imelda aufgeregt entgegen.
    »Da bist du ja endlich«, schimpfte sie. »Ich habe mir schon Sorgen gemacht.«
    »Mir geht es gut«, winkte Jella ab und beobachtete voller Unruhe das herannahende Unwetter. Der Horizont wurde von einer leuchtenden Blitzwand erhellt. »Weißt du, ob Samuel die Ställe gut verschlossen hat? Hoffentlich geraten die Bullen nicht in Panik. Da braut sich ordentlich was zusammen.«
    »Samuel weiß, was er zu tun hat«, meinte Imelda ungehalten. »Komm lieber rein und ruh dich etwas aus.«
    »Erst muss ich noch mein Pferd …«
    »Du musst gar nichts!« Sie winkte Josua herbei und übergab ihm das Pferd, während sie Jella aus dem Einspänner half. Trotz ihrer Proteste führte Imelda ihre Schwiegertochter ins Haus. »Du kannst hier draußen sowieso nichts tun.«
    Jella war insgeheim froh, dass Imelda sich so energisch um sie kümmerte. Sie bestand darauf, dass sie sich in den Ohrensessel setzte und die Füße hochlegte. Dann brachte sie ihr eine Tasse Tee und etwas Gebäck.
    »Teresa wird immer besser«, schmunzelte sie, während Jella hungrig ein Stück Kuchen nahm und es hinunterschlang. Sie war seit dem Morgengrauen unterwegs und hatte nichts gefrühstückt.
    Ein Donner, laut wie die Explosion einer Kanone, von weißgelben Blitzen begleitet, durchdrang den Salon. Jella und Imelda schreckten gleichzeitig zusammen und sahen einander besorgt an.
    »Das war genau über Owitambe!«, meinte Jella tonlos. »Ich muss sofort nachsehen, ob alles in Ordnung ist. Sie schob ihre
protestierende Schwiegermutter einfach beiseite und öffnete die Verandatür.
    »Mein Gott!«, schrie sie entsetzt. »Der Blitz hat in den Bullenstall eingeschlagen. Ich glaube, er brennt. Schnell, wir müssen löschen. Läute die Glocke und rufe alle Leute zusammen!« Imelda stürzte zu dem kleinen hölzernen Glockenturm, der neben dem Haus stand, und gab Alarm. Jella eilte unterdessen zu den Stallungen. Erste Flammen züngelten bereits aus dem Dachstuhl, während die Tiere in panischer Angst zu schreien begannen. Ihr Gebrüll ging Jella durch Mark und Bein. Samuel und einige andere Männer waren bereits bei den Ställen. Er organisierte gerade eine Löschkette.
    »Du musst die Tiere rauslassen«, schrie Jella ihm zu. Samuel sah sie entsetzt an. »Aber dann laufen sie weg«, sagte er.
    »Tu, was ich sage!«, befahl Jella. »Sie werden verbrennen oder sich vor Panik gegenseitig tottrampeln.« Endlich begriff Samuel und rannte los.
    Der Himmel über ihnen war gelblich grau und voller Spannung. Immer wieder entluden sich neue Blitze, und heftige Donnerschläge brachten die Wände der Holzscheunen zum Vibrieren. Das Buschland leuchtete im Licht der Blitze gespenstisch auf. Da und dort hinterließen die Einschläge kleine Feuerherde. Wo blieb denn nur der Regen? Jella spürte eine Welle von Panik und Entsetzen. Wenn es nicht bald regnete, konnte sich der Brand zu einem verheerenden Feuer ausweiten und die ganze Farm zerstören. Die Männer waren viel zu langsam beim Löschen des Stalles. Sie brauchten mehr Helfer und mussten eine Brandmauer errichten, damit das Feuer nicht auf die Nebengebäude übergriff. Verzweiflung erfasste Jella. Warum waren Fritz und ihr Vater nicht da? Die Männer hätten bestimmt gewusst, was jetzt zu tun war! Sie selbst fühlte sich nicht imstande, irgendetwas zu unternehmen. Imelda war mittlerweile wieder bei ihr. Entsetzt betrachteten sie beide das

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