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Sehnsucht nach Owitambe

Sehnsucht nach Owitambe

Titel: Sehnsucht nach Owitambe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Mennen
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Unglück.

    »O mein Gott«, klagte ihre Schwiegermutter. »Ihr werdet alles verlieren!«
    Ihre Worte rüttelten Jella auf und brachten sie endlich zur Besinnung. Mit einem Mal hatte sie wieder klare Gedanken.
    »Wir müssen die Frauen und älteren Kinder holen«, befahl sie entschlossen. »Sie können auch beim Löschen helfen«
    Imelda nickte und eilte zu den Hütten, während Jella zu dem Löschtrupp ging und Josua und Elias aufforderte, das Feuer nicht nur von einer Seite zu löschen, sondern von mehreren. Samuel hatte unterdessen das Stalltor geöffnet. Die Bullen stürmten aufgeregt hinaus und zerstreuten sich in alle Richtungen.
    »Versucht sie in einen der Pferche zu treiben«, schrie Jella ihm zu. »Sie dürfen nicht in die Savanne.« Samuel beeilte sich und holte aus dem benachbarten Stall ein Pferd. Er machte sich nicht einmal die Mühe, es zu satteln, sondern schwang sich so auf seinen Rücken, um die herumirrenden Tiere in eine Richtung zu treiben. Die Bullen folgten ihm bereitwillig. Unterdessen wies Imelda die Frauen und älteren Kinder ein. Zum Glück hatte Owitambe einen eigenen Brunnen, der ausreichend Wasser besaß. Die Flammen hatten mittlerweile den ganzen Dachstuhl erfasst. Die Balken knarrten unter den züngelnden Flammen, bevor sie mit ohrenbetäubendem Getöse einstürzten und ins Innere der Scheune stürzten. Feuerzungen schossen in den Himmel und erleuchteten ihn orangerot. Die Löschversuche waren ohne den Regen wie ein Tropfen auf einem heißen Stein. Jella sah schnell ein, dass sie das Gebäude nicht retten konnten. Sie mussten versuchen, ein Übergreifen der Flammen auf den benachbarten Pferdestall zu verhindern. Doch auch hier war es fast schon zu spät. Bis die Löschtrupps beim Pferdestall eintrafen, leckten bereits die ersten Flammen an seinem Dach. Schweren Herzens ordnete sie an, die Pferde ebenfalls freizulassen. Wahnsinnig vor Angst stürmten die Tiere wild auskeilend
quer durch den Hof hinaus in die Savanne. Jella verbot sich jeden Gedanken an den Verlust, den sie möglicherweise gerade erlitten hatten, und kämpfte weiter. Sie eilte von Löschtrupp zu Löschtrupp und dirigierte sie, so gut sie konnte. Imelda legte mit den anderen Frauen selbst Hand beim Löschen an. Plötzlich ertönte aus dem hinteren Teil des Pferdestalls angstvolles Wiehern und Schnauben.
    »Da ist noch ein Pferd drin«, schrie Jella. »O Gott! Es ist Hoffnung, unsere Zuchtstute! Wir müssen sie befreien!« Das Tier war das kostbarste Pferd, das sie besaßen. Ihr Vater hatte es von einem Trakehnergestüt extra aus Deutschland herschiffen lassen. Die trächtige Stute war in einer eigenen Box untergebracht. Ohne nachzudenken, stürmte sie in Richtung Stall. Samuel sah es und versuchte sie aufzuhalten. Doch Jella dachte nur an das arme Tier, das voller Todesangst dort eingeschlossen war. Sie riss sich von Samuels Hand los und eilte in den Stall, aus dem grauer Rauch drang. Um den Rauch abzuhalten, hob sie ihren Rocksaum und hielt ihn sich vor den Mund. Der Qualm biss in ihren tränenden Augen und vernebelte ihr die Sicht. Trotzdem kämpfte sie sich weiter. Die Stute tänzelte panisch in ihrer Box und trat mit aller Gewalt gegen die Wände. Jella musste den Rocksaum vor ihrem Mund fallen lassen, um den Riegel zu öffnen. Er klemmte, sodass sie mehrere Versuche benötigte, bevor er schließlich nachgab. Endlich! Jella hustete. Der giftige Rauch hatte bereits ihre Lungen angegriffen. Außerdem zerriss sie ausgerechnet jetzt eine neue Wehe. Keuchend sank sie in die Knie. »Ich muss ihr nach!«, dachte sie. Mühsam rappelte sie sich auf und stolperte dem Ausgang zu. Den brennenden Dachbalken sah sie erst, als er direkt vor ihr auf den Boden schlug. Er versperrte ihr den Weg nach draußen. Panisch sah sie sich um. Jede Bewegung war mittlerweile eine Qual. »Ich muss durch die Hintertür!«, dachte sie verzweifelt. Um sie herum wurde es immer heißer. Rauch und Flammen
fraßen sich immer schneller voran und machten den Eingang, den sie benutzt hatte, unpassierbar. Sie kehrte um und tastete sich zur Rückwand der Scheune. Der Rauch nahm ihr jede Sicht, sodass sie auf gut Glück den Ausgang suchen musste. Hoffentlich brannte es dort noch nicht. Der Schmerz in ihrem Unterleib wurde immer unerträglicher. Sie schrie auf, was würgenden Husten und heftiges Ringen nach Luft nach sich zog. Voller Entsetzen spürte sie etwas Warmes, Flüssiges zwischen ihren Beinen.
    »O nein!« Die Angst um ihr Kind machte sie fast

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