Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sehnsucht und Erfüllung

Sehnsucht und Erfüllung

Titel: Sehnsucht und Erfüllung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri Whitefeather
Vom Netzwerk:
Schmatzen verstärkte die Stille im Raum nur noch. Shane ließ den Arm auf Kellys Schulter, den Blick auf die kleine Katze konzentriert. Plötzlich hätte sie sich am liebsten an ihn geschmiegt. Von solchen Momenten hatte sie immer geträumt. Auch wenn es der falsche Mann war, das Gefühl war das richtige. Die zärtliche Vertrautheit. Die menschliche Wärme.
    Zuni hörte auf zu trinken, sah zu Kelly hoch und begann dann, am Sauger zu kauen.
    Shane wackelte mit der Flasche. “Nein, nein, Kleine. Jetzt wird nicht gespielt.”
    Er nahm den Arm von Kellys Schulter. Kelly bedauerte das augenblicklich. Der Zauber war gebrochen, die Wirklichkeit hatte sie wieder. Shane war nicht Jason. Er war nicht der Vater ihres Kindes, der Mann, der liebenswürdig zu ihr sein sollte.
    Shane hielt die Flasche hoch, um zu überprüfen, wie viel Zuni getrunken hatte. Er schien nett zu sein, doch das hatte Jason sie auch glauben gemacht. Im Gegensatz zu Shane war der Vater ihres Babys nicht groß wie ein Hüne und trug auch keine ausgefransten Jeans und abgestoßenen Lederstiefel. Jason Collier hatte perfekt gestyltes Haar, keine schulterlange schwarze Mähne, seine Gesichtszüge waren klassisch schön, und mit seiner durchschnittlichen Größe konnte er sportlich-elegante Mode bestens tragen. Er war schon auf der Highschool ihr Schwarm gewesen.
    “Zuni muss noch ihr Bäuerchen machen.”
    “Was?” Kelly riss sich von ihren Gedanken los und sah auf das zappelnde Tier hinunter. “Wie …”
    “Legen Sie sich Zuni an die Schulter und tätscheln Sie sie.”
    “Wie ein Baby?”
    Shane nickte, und Kelly nahm Zuni hoch. “Ich fasse es nicht, dass ich eine Katze Bäuerchen machen lasse.”
    “Und ich fasse es nicht, dass sie nicht versucht hat, Sie zu zwicken.” Er legte eine Hand auf Kellys Hand, damit sie nicht mit dem sanften Klopfen aufhörte. “Wildkatzen beißen gern. Wenn auch meistens nur spielerisch, so kann das doch ganz schön wehtun.”
    Als Zuni gleich darauf ihr Bäuerchen machte, mussten sie beide lachen.
    Dann strich Shane Kelly eine Haarsträhne zurück, damit Zuni nicht daran zog, und Kelly empfand erneut dieses wunderbare Gefühl stillschweigender Vertrautheit. Sie atmete tief durch. In zwei Wochen würde sie nach Ohio zurückkehren, um eine wichtige Entscheidung zu treffen. Eine Entscheidung, bei der Shane Night Wind keine Rolle spielte.

2. KAPITEL
    Shane hatte schlecht geschlafen. Immer wieder hatte er an Kelly Baxter denken müssen, und besonders eine Frage quälte ihn auch jetzt: Warum war sie einen Monat vor der Geburt ihres Babys für zwei Wochen ins Blockhaus ihres Großvaters nach Texas gekommen?
    Die Unterhaltung während des gemeinsamen Abendessens mit seinem Vater hatte ihm leider keinerlei Hinweise geliefert. Über Persönliches hatten sie nicht gesprochen.
    Seltsam, dass er ihr nah sein wollte, obwohl ihre Gegenwart schmerzliche Erinnerungen an die Vergangenheit in ihm auslöste. An die jahrelangen Turbulenzen im Verhältnis zu seinem Vater. Die Bitterkeit seiner Kindheit. An die Frau und das Baby, die er hatte zurücklassen müssen. Die Frau und den Sohn, die Tom verloren hatte.
    Shane schenkte sich eine Tasse Kaffee ein. Es war nicht Kellys Schuld, dass seine Emotionen in Aufruhr waren. Sie war nicht nach Texas gekommen, um ihn zu quälen, sondern weil etwas sie quälte. Vielleicht hatte das Schicksal sie ja seinen Weg kreuzen lassen, damit er ihr half. Möglich, dass sein eigener Schmerz wieder aufgebrochen war, damit er sich genau erinnerte, wie es war, in Not zu sein und allein dazustehen, wie anscheinend Kelly.
    In kleinen Schlucken trank Shane seinen Kaffee und spürte plötzlich, dass jemand näher kam. Sein Vater konnte es nicht sein, denn der war bereits unterwegs.
    Verschlafen tauchte Kelly an der Küchentür auf. Sie trug ein züchtiges, knöchellanges Nachthemd. Wie hübsch sie in Rosa aussieht, dachte er.
    “Oh, hallo.” Sie lächelte ein wenig schüchtern. “Ich hätte nicht gedacht, dass um diese Zeit schon jemand auf wäre.”
    “Unser Tag hier draußen fängt früh an.” Sie duftete immer noch nach Wassermelone, genau wie am Vortag. Wassermelonen spielten eine wichtige Rolle in seinem Leben, denn sein Lieblingspuma fraß sie leidenschaftlich gern. Unvermittelt stellte Shane sich vor, dass er Kelly an sich zog und das Gesicht an ihr Haar schmiegte.
    “Ich wollte Zuni ein Fläschchen machen.”
    “Hm? Ach ja. Im Kühlschrank steht eins bereit.” Er schob seinen Kaffee beiseite.

Weitere Kostenlose Bücher