Sehnsucht
seine Vergangenheit zu korrigieren. Aber vielleicht ist dies ja täglich der Fall, wir merken es nur nicht? Bei den Reisen in die Vergangenheit könnten wir den Verlauf der Geschichte und damit auch unsere eigene Gegenwart beeinflussen, wohingegen wir bei Besuchen in der Zukunft vor unliebsamen Ãberraschungen nicht sicher wären.
Wir könnten ganz bescheiden auch nur in unserem eigenen Leben zurückgehen und Ereignisse korrigieren, die unserem Leben eine andere Wendung geben würden: Wir könnten in eine andere Familie hineingeboren werden, auf eine andere Schule gehen, einen anderen Menschen heiraten, andere Kinder bekommen, andere Jobs annehmen, andere Ausbildungen machen oder in einem anderen Land leben. Manchmal würde eine einzige Veränderung dieser Art unserem Leben eine gänzlich andere Wendung geben. Viele Menschen wären in ihrer Sehnsucht damit schon zufrieden. Und der Chaos-Theorie zufolge würde eine solche Veränderung auch ausreichen, um nicht nur unser eigenes Lebens gänzlich anders verlaufen zu lassen, sondern auch das vieler anderer.
Anders sieht es mit Zeitreisen in die Zukunft aus. Dabei sind wir vor unliebsamen Ãberraschungen nicht sicher. Früher war die Zukunft sicherer, denn wir kennen die Geschichte und die Gegenwart, aber eine Reise in eine ferne Zukunft könnte in einer kurzen Nachricht enden: Planet Earth is dead! Ende der Nachricht! Das Leben im Jahr 2222 kann kein Zeitreisender kennenlernen, weil die Geschichte der Menschheit bereits 55 Jahre vorher plötzlich endete. Vielleicht wurde unser Sonnensystem von einem riesigen schwarzen Loch geschluckt und es gab den Big Crunch, von dem die Astrophysiker so fasziniert sind. Dann buchen wir doch lieber eine Zeitreise in die Vergangenheit, denn da wissen wir mit gröÃerer Wahrscheinlichkeit, was uns erwartet.
Die alte menschliche Sehnsucht einer Zeitreise ist heute aus der Sicht der Theoretischen Physik möglich, wenn wir es irgendwann schaffen sollten, die Schranke der Lichtgeschwindigkeit zu durchbrechen. Wir schaffen es heute schon, Elementarteilchen in Teilchenbeschleunigern, wie dem Europäischen Laboratorium für Teilchenphysik CERN , auf 99,99 % der Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen, aber die Antriebsenergie reicht immer noch nicht aus, um sie über die Schranke der Lichtgeschwindigkeit hinaus zu beschleunigen. Vielleicht hilft uns die Stringtheorie oder die Theorie der Wurmlöcher irgendwann, durch eine besondere Verbindung von Raumzeiten das Problem zu lösen. Dazu müsste Raumzeit gekrümmt werden, man bräuchte Materie mit negativer Energie und man müsste die Schwarzen Löcher im Universum besser verstehen können. Manche Astrophysiker haben das Gefühl, dass drei Raumdimensionen und eine Zeitdimension dazu nicht wirklich ausreichen. Sicher ist dagegen spätestens seit Einsteins Relativitätstheorie, dass die Zeit keine absolute, sondern eine relative GröÃe ist. Zwar kann man physikalisch feststellen, dass die Sekunde genau 1192.631700 Schwingungen der Strahlung beim Ãbergang zwischen zwei Energiestufen des Isotops Cäsium 133 entspricht. Aber das hilft nur begrenzt weiter. Die Zeit ist und bleibt relativ und weitgehend subjektiv.
Schon Shakespeare stellte lapidar fest: Die Zeit vergeht bei verschiedenen Menschen verschieden schnel l 63 Und wie ist es bei Ihnen? Wenn Sie Ihren eigenen persönlichen Umgang mit der Zeit auf diesem Planeten kennenlernen möchten, dann sollten Sie sich ehrlich(!) folgende Fragen beantworten: Wie fahre ich Auto? Wie schnell gehe ich gewöhnlich? Wie viel Zeit lasse ich mir beim Sex? Wie ist mein persönliches Verhältnis zur Langeweile? In welcher durchschnittlichen Geschwindigkeit esse oder rede ich? Wie sieht mein Wochenplan aus? Arbeite ich gern mit Zeitplanern und To-do-Listen? Werde ich bei Verspätungen leicht nervös? Kann ich warten, erwarten und abwarten? Habe ich ein groÃes Interesse an Pünktlichkeit? Kann ich im Urlaubabschalten? Vielleicht verstehen Sie nach diesem persönlichen Zeit-Checkup Ihre manchmal von Ihnen genervten Mitmenschen besser oder auch einige Ihrer psychosomatischen Probleme und sollten mal Ihren Hausarzt oder Psychotherapeuten konsultieren.
Grundsätzlich ist der Umgang mit der Zeit eine ganz persönliche Angelegenheit und hat zunächst einmal überhaupt nichts Falsches oder Richtiges, Gesundes oder Krankes an sich. Es erscheint vollkommen
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