Sehnsucht
fokussiert und können daher ihre Träume besser erinnern. Auch all diejenigen, die sich in persönlichen Krisen befinden, haben stärkere und bessere Erinnerungen an ihre Träume.
Die wichtigsten Auswirkungen auf unser tägliches Leben haben die Träume nach Ansicht der Schlafforscher auf unsere Stimmungen und unsere Kreativität. Wenn wir gut geträumt haben, sind wir guter Stimmung, und wenn wir richtig geträumt haben, können wir am Tage kreativ sein. Was allerdings bedeutet es, gut und richtig zu träumen? Gibt es demnach auch falsches Träumen? Wäre es ein richtiges Träumen, wenn wir im Traum unsere emotional wichtigen und existenziellen Themen symbolisch bearbeiten? Oder ist ein richtiger Traum eher einer mit einer guten Lösung? Und woran merken wir, ob wir emotional Bedeutsames geträumt haben? An der Stimmung, der Kreativität des nächsten Tages, an der Erinnerung an den Traum oder daran, dass wir ihn vergessen? Um solche Fragen zu beantworten, muss man sich nicht nur mit Gehirnströmen und Traumprotokollen beschäftigen, sondern einen psychologischen Zugang zu Träumen haben. Das heiÃt, man braucht eine psychologische Theorie, mit deren Hilfe man Träume als Ausdruck des menschlichen Seelenlebens verstehen und erklären kann. Denn zwischen unseren nächtlichen Träumen, den Wach- oder Tagträumen, den Wunscherfüllungen in Träumen, den geträumten Problemlösungen und unseren Sehnsüchten scheint es bedeutsame Zusammenhänge zu geben.
Träume sind Kunstwerke
Träume sind kein wirres Zeug, zusammenhanglose oder gar verrückte Spinnereien, sondern wahre Kunstwerke unseres Seelenlebens, die ganz und gar nicht zufällig entstehen. Man muss nur ihre Sprache, Symbolik und Metaphorik lesen können, um sie zu verstehen. Wer sie Eins-zu-Eins liest oder ihnen eine allgemeine Symbolik unterstellt, der sollte sich auf seinem weiteren Lebensweg mit seinem Horoskop begnügen. Der Zugang zum Verständnis der Träume ergibt sich nur über das träumende Individuum in all seiner Komplexität.
Sigmund Freud war der erste, der davon ausging, dass Träume einen Sinn machen und hat dazu eine umfassende Traumtheorie entwickelt. Dieser Sinn erschlieÃe sich aus dem biografischen und alltäglichen Leben des Träumenden, aus seinen ungelösten Konflikten, alten und neuen Ãngsten, persönlichen Wünschen oder moralischen Geboten. Obwohl man Freud die ewige Suche nach dem Pathologischen unterstellt, waren Träume für ihn stets etwas vollkommen Normales. Sie sind normal in dem Sinne, dass Träume eben kein wirres oder pathologisches Zeug sind, und sie sind normal, weil alle Menschen (solch wirres Zeug) träumen.
Ein wesentlicher Grund dafür, dass wir manchmal so hemmungslos triebhaft, unzensiert und unmoralisch träumen können, ist darin zu sehen, dass diese nächtlichen Träume eben nicht gleich in Handlungen umgesetzt werden. Sie sind und bleiben erst einmal eine Art Halluzination, die sich meist nachts im Dunkeln in unseren Betten ereignet. Dennoch stimmt das nicht ganz, denn die Folgen der nächtlichen Träume für das bewusste, alltägliche Leben sind teilweise erheblich. Ganz besonders gilt dies für die Entstehung unserer Sehnsüchte und noch mehr, wenn wir diesen unreflektiert folgen.
Für Freud waren alle Träume Wunscherfüllungen, manche eher direkt und manche mehr symbolisch, aber damit nicht weniger bedeutsam für unser Seelenleben. Er schrieb, die Traumarbeit beabsichtige die Beseitigung eines den Schlaf störenden seelischen Reizes durch eine Wunscherfüllung 104 . Was den Traum störe seien vor allem unbewusste Themen und ungelöste Konflikte oder Ãngste. Im Schlaf melden sich diese tiefen Gefühle und schieben sich in den Vordergrund unseres Erlebens, weil das Bewusstsein in der Wachsamkeit durch den Schlaf nachlässt. Durch die Traumarbeit werden diese Impulse dann so bearbeitet, dass sie den Menschen weiterschlafen lassen. Daher sind Träume auch die Hüter des Schlafes, und nicht seine Störer.
Kinder träumen anscheinend noch ehrlich und direkt, während Erwachsene ihre Träume immer mehr verstellen, verschieben und symbolisieren, damit der Inhalt nicht mehr erkennbar ist. Manche Träume sind noch einfache oder direkte Träume, weil sie sich auf körperliche Bedürfnisse beziehen, wie Hunger, Durst oder Sexualität.
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