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Sehnsuchtsland

Sehnsuchtsland

Titel: Sehnsuchtsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
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Meter um Meter abwärts, fing sich kurz wieder und schmierte dann erneut ab, um schließlich endgültig zur Erde zu stürzen.
    Hanna verfolgte entsetzt das Geschehen. Sie bewegte sich völlig unbewusst und merkte erst, dass sie über die Reling gestiegen war, als Erik hinter ihr alarmiert ausrief: »Hanna, was zum Teufel soll das werden?«
    »Tut mir Leid«, murmelte sie. »Aber ich glaube, ich werde gebraucht.«

    *

    Der Drachen war eindeutig kaputt. Niclas und Pelle knieten neben dem Gewirr aus Leinen, herausgebrochenen Stäben und zerknitterter Folie und betrachteten enttäuscht die Überreste des stolzen Fliegers.
    »Mist«, fluchte Pelle. »Wenn Hanna doch bloß hier wäre!«
    »Hanna ist weg«, sagte Niclas etwas barscher als beabsichtigt. »Wir müssen sehen, wie wir das allein schaffen.«
    Für Pelle schien das kein Problem zu sein. Er grinste nur bereitwillig. »Okay, ich hole schon mal das Werkzeug.« Gelenkig sprang er auf und rannte zum Haus. Niclas schickte sich an, die Stäbe zu sortieren und die verhedderten Leinen zu bergen, als ihn plötzlich ein innerer Drang dazu trieb, innezuhalten und aufzuschauen. Seine Blicke glitten wie von einem Magneten gezogen über den Sund und blieben an der Miranda hängen, die gerade in Ufernähe vorbeizog. Sie hatten umgedreht! Hanna stand am Bug, sie schaute herüber zu ihm. Und dann...
    »Was... «, stammelte Niclas.
    Sie setzte zu einem Kopfsprung an, und im nächsten Augenblick glitt ihr schlanker Körper in einem perfekten Bogen durch die Luft und tauchte ins Wasser. Niclas war bereits aufgesprungen und mit Riesensätzen zum Ufer unterwegs. Sie schwamm an Land. Sie kam zu ihm!
    Als er unten beim Bootshaus ankam, hatte sie bereits Grund unter den Füßen. Sie watete auf ihn zu, ein glückliches Leuchten im Gesicht. Niclas hielt es nicht länger am Ufer, er streifte seine Schuhe ab und warf die Jacke zur Seite. Hastig stürzte er sich ins W7asser und bewegte sich halb schwimmend, halb watend auf sie zu.
    Sie lachte und weinte gleichzeitig, als er sie in seine Arme riss. Er fand ihre Lippen zu einem stürmischen Kuss, und Hanna kam ihm in wildem Hunger entgegen.
    Niclas hielt sie in den Armen und fühlte ihr Zittern. Seine Stimme war heiser, als er neben ihrem Ohr murmelte: »Habt ihr etwa wieder einen Motorschaden?«
    Er spürte, wie sie den Kopf schüttelte. »Nein. Aber es sieht so aus, als hättet ihr einen Drachenschaden. Kann es sein, dass ihr mich braucht?«
    Anstelle einer Antwort küsste er sie erneut, diesmal zärtlicher. Anschließend hob er den Kopf und schaute über ihre Schulter hinweg auf die grünen Inseln. Zu seiner Rechten segelte die Miranda weiter landeinwärts, ein weißes Dreieck auf blauem Grund, das stetig kleiner wurde. Der Himmel hatte über den Schären einen rötlichen Saum, die Sonne stand bereits tief. Hinter dem Horizont wartete die Nacht, doch sie hereinbrechen zu sehen bedeutete diesmal keinen weiteren Schritt in eine unsichere Zukunft, sondern die unverrückbare Gewissheit, dass sie es geschafft hatten. Sie waren beide endlich angekommen.

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Begegnung am Meer

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L inda hatte Mühe, wenigstens so lange ruhig zu bleiben, bis die Tür hinter ihr zugefallen war. Dann schaffte sie noch ein paar Schritte an der Außenwand des Museums vorbei, bis zu dem Baum, unter dem sie ihr Fahrrad abgestellt hatte. Dort war es dann endgültig um ihre Selbstbeherrschung geschehen, sie machte einen Luftsprung und stieß die Faust gen Himmel.
    »Ja!«, schrie sie in Siegerlaune.
    Sie schob ihr Rad an dem gigantischen Anker vorbei, der neben anderen Metallungetümen aus der historischen Seefahrt auf dem Museumsvorplatz aufragte. Einige Meter weiter blieb sie kurz stehen, um ihr Handy aus der Tasche zu nehmen. Sie brannte darauf, Nils Bescheid zu sagen.
    Seine Stimme klang ein wenig ungeduldig, als er sich meldete, wahrscheinlich störte sie ihn bei einer dringenden Arbeit. Doch das war ihr im Moment egal — schließlich gehörte sie ebenfalls ab sofort zur arbeitenden Bevölkerung Göteborgs und würde demnächst ein nettes Sümmchen zu ihrer und Nils’ gemeinsamen Miete beitragen können, zumindest einiges mehr als bisher.
    »Ich habe den Job, Nils!«, sagte sie glücklich. »Können wir uns sehen? Ich habe Lust, ein bisschen zu feiern!«
    »Sehr schön«, sagte er. »Ich bereite mich gerade auf ein wichtiges Mandantengespräch vor, tut mir Leid.«
    »Kannst du deinen Klienten nicht versetzen?«, fragte

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