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Sehnsuchtsland

Sehnsuchtsland

Titel: Sehnsuchtsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
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gemacht zu haben, ihn in einem persönlichen Gespräch umzustimmen. Für sie ging es um eine schöne Stange Geld, das sie sich nicht so leicht durch die Lappen gehen lassen wollte. Niclas erklärte ihr nochmals geduldig, dass er nicht verkaufen würde, womit der Fall für ihn erledigt war.
    »Und Sie sind sich wirklich sicher?«, versuchte sie es ein letztes Mal.
    Niclas trat mit ihr zusammen auf die Terrasse und betrachtete den Garten mit den alten Bäumen und der ungezähmt wuchernden Wiese, die bis hinab an den Sund reichte. »Absolut«, sagte er.
    »Schade. Doktor Martinson hätte beides genommen, Haus und Praxis. So einen Käufer findet man nicht so schnell.«
    Niclas war, was Dr. Martinson betraf, nicht unbedingt überzeugt. Er hatte gehört, dass besagter Doktor in Stockholm ein Verfahren wegen diverser Trunkenheitsfahrten am Hals hatte und auf dem Land warten wollte, bis sich die Wogen geglättet hatten.
    Wie auch immer, Niclas brauchte keinen Nachfolger mehr. Er reichte der Mäklerin die Hand.
    »Tut mir Leid, dass Sie sich umsonst bemüht haben, aber es ist entschieden.«
    »Nun denn. Ich wünsche Ihnen viel Glück, Doktor Söderlind.« Sie zögerte, schon im Weggehen begriffen. »Würden Sie mir noch sagen, wieso Sie ihre Pläne geändert haben?«
    Niclas blickte auf seinen Sohn, der im Garten mit dem Drachen herumhantierte und vergeblich versuchte, ihn steigen zu lassen. Das kaputte Ding wollte sich einfach nicht in die Lüfte erheben, doch Pelle war ohne jede Frage so glücklich wie schon lange nicht mehr. Dazu waren nur drei Worte nötig gewesen, die Niclas vor einer Stunde geäußert hatte. Wir bleiben hier.
    Er wusste, dass er richtig entschieden hatte. Obwohl ihn Hannas Weggehen wie eine offene Wunde schmerzte, war in seinem Inneren so etwas wie Frieden eingekehrt. Er gehörte hierher, dies war sein Zuhause.
    Er merkte erst, dass er es laut ausgesprochen hatte, als die Mäklerin sagte: »Na ja, dann nochmals alles Gute. Und auf Wiedersehen.«
    Sie ging zu ihrem Wagen, und Pelle kam angerannt, den Drachen unterm Arm.
    Seine Augen strahlten, tanzende grüne Punkte auf braunem Samt. Sein Haar stand in allen Richtungen ab. Er lächelte zu seinem Vater auf und entblößte dabei eine frische Zahnlücke in seinem Oberkiefer, die sich über Nacht aufgetan hatte. »Ich bin froh.«
    »Ich auch«, sagte Niclas inbrünstig.
    Im nächsten Moment wusste er nicht recht, ob das wirklich uneingeschränkt zutraf, denn Siv kam ums Haus herum.
    » Hej !« Ihre Augen blitzten. »Stimmt es, was die Mäklerin erzählt hat? Du bleibst hier?«
    Er nickte stumm und wappnete sich in Erwartung ihrer Vorwürfe. Doch zu seiner Erleichterung lächelte sie ihn nur an, sanft, ein wenig wehmütig. »Ich muss dir auch noch was sagen, Niclas. Ich werde trotzdem nach Stockholm gehen, auch ohne dich. Ich muss einfach etwas anderes machen.«
    Niclas lächelte, zuerst zögernd, dann offen und von ehrlicher Freude erfüllt. Sie sah aus, als meinte sie es ernst. Wenn es ihr nur um ihn gegangen wäre, würde sie nicht weggehen wollen. Dass sie es ungeachtet seiner eigenen Pläne dennoch vorhatte, legte den Schluss nahe, dass sie es wirklich für sich tun wollte.
    Er umarmte sie voller Zuneigung. Sie war eine wunderbare Freundin, und obwohl alles so schief gelaufen war, würde sie ihm fehlen.
    »Ist schon in Ordnung, Niclas.« Ihre Stimme klang fest, und in ihren Augen stand Zuversicht. Sie deutete auf Pelle, der sich immer noch mit dem Drachen abplagte. Liebevoll knuffte sie Niclas in die Seite. »Jetzt hau endlich ab!«
    Sie verabschiedete sich mit einem Lächeln, und Niclas machte sich auf, um seinen Sohn von seinen Künsten als Drachenbaumeister zu überzeugen.
    Er kauerte sich neben Pelle ins Gras und betrachtete den Riss in der Folie. Allzu schlimm sah es nicht aus. Ein Streifen von dem Flickmaterial, das der Verpackung beigelegen hatte, und das gute Stück würde wieder am Himmel schweben.
    »Sieh mal!« Pelle deutete hinaus aufs Wasser. »Da ist ja das Boot von Hanna!«
    Niclas folgte seinen Blicken, und da war sie, die Miranda. Sie befand sich auf gleicher Höhe mit seinem Grundstück, und in ein paar Augenblicken würde sie vorbeigezogen sein.
    Sein Herz hämmerte gegen die Rippen, und er musste sich zwingen, hier bei Pelle zu bleiben und nicht runter zum Steg zu rennen. Mit geblähten Segeln glitt die Yacht vorbei, und obwohl Niclas geglaubt hatte, es aushalten zu können, fühlte er, wie etwas in ihm zerbrach.

    *

    Hanna stand vor

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