Sehnsuchtsland
überrollt zu werden. »Ich kann das erklären! Mein Partner hat erfahren, dass Marielund zwangsversteigert werden soll. Er dachte sich, dass es ein tolles Grundstück wäre, um...«
»Zwangsversteigert?«, fiel Björn ihm ungläubig ins Wort. »Das kann doch gar nicht sein!«
»Doch«, sagte Magnus. »Elinor Frödin hat anscheinend einen Bankkredit aufgenommen, den sie nicht zurückzahlen konnte.«
Lena stemmte die Hände in die Hüften. »Und da dachtest du, dass das eine tolle Gelegenheit ist, ein dickes Geschäft zu machen!«
»Das ist nicht wahr!«, widersprach Magnus, gereizt wegen ihrer unerwarteten Aggressivität. »Im Gegenteil! Seit ich erkannt habe, dass es sich um Marielund handelt, versuche ich doch alles, um zu verhindern, dass...«
Sie ließ ihn nicht ausreden. »Tatsache ist doch, dass du hier nicht deine Ferien verbringst, wie du es uns allen vorgemacht hast, sondern dass du hier bist, um Elinor Marielund wegzunehmen!« Ihr Gesicht war eine einzige Anklage. »Und ich habe dir vertraut!«
Mit diesen Worten drehte sie sich um und lief davon. Magnus schob seinen Stuhl zurück und stand auf. »Lena!«
Sie dachte gar nicht daran, stehen zu bleiben, sodass er gezwungen war, ihr nachzulaufen, wenn er mit ihr reden wollte. Und das wollte er auf jeden Fall.
Sie hatte schon fast den Hof überquert, bevor er sie endlich einholte. »Jetzt warte doch!« Verärgert über ihren Starrsinn fasste er sie beim Arm und versuchte, sie festzuhalten. »Lass es mich doch erklären!«
Sie riss sich los. »Du brauchst mir gar nichts zu erklären. Ich bin auf dich reingefallen! Ich dachte, es geht dir um mich! Aber in Wahrheit bist du nur an deinem Profit interessiert!«
»Das ist doch nicht wahr!« Er lief schneller, um mit ihr Schritt zu halten. »Es stimmt zwar, dass mein Partner vorhatte, Marielund zu ersteigern, aber...«
»Jetzt will ich dir mal was sagen, Magnus!«, fauchte Lena dazwischen. »Egal, was du und dein Partner für Pläne habt — daraus wird nichts! Weil das Haus und die größten Teile des Parks zwar Elinor Frödin gehören, aber das, was das Objekt wirklich interessant macht...« Sie machte eine wohl berechnete Pause, bevor sie mit schneidender Stimme fortfuhr: »Das gehört nicht ihr.«
Magnus furchte die Stirn. »Ich verstehe nicht.«
»Natürlich verstehst du nicht.« Lenas Augen verschossen triumphierende Blitze. »Das Bootshaus, der Steg und ein zehn Meter breiter Uferstreifen gehören nicht Elinor Frödin, sondern meinem Vater! Und der, darauf kannst du Gift nehmen, wird niemals verkaufen. Niemals!«, wiederholte sie heftig. »Du und dein Partner, ihr könnt also all eure schönen Pläne vergessen!«
Ohne ihn weiter zu beachten, stürmte sie davon.
Diesmal war sie endgültig entschlossen, auf der Stelle abzureisen. Niemand würde sie jetzt mehr aufhalten können. Auch nicht ihr Vater, der in der offenen Tür ihres Zimmers stand und ihr stumm zuschaute, wie sie ihren Koffer aufs Bett warf und anfing, zu packen.
»Sag nichts«, schnaubte Lena erzürnt. »Ich könnte mich selbst ohrfeigen dafür, dass ich auf diesen Mann reingefallen bin! Wieso war ich bloß so blind!«
»Keiner von uns hat sich Gedanken gemacht, was Magnus hier Vorhaben könnte, außer mit Emma Ferien zu machen«, meinte Björn besänftigend.
»Arme Emma. Da kann man ja nur hoffen, dass ihre Mutter netter ist.«
»Du übertreibst.«
Sie hörte gar nicht hin. »Habe ich’s nicht gesagt? Es kann nicht gut gehen. Okay, ich akzeptiere das. Und gehe zurück in mein eigentliches Leben. Ich weiß überhaupt nicht, wieso ich auch nur eine einzige Sekunde geglaubt habe, es könnte sich etwas ändern.«
Björn zerbrach sich über ganz andere Fragen den Kopf. »Marielund ist das Einzige, was Elinor geblieben ist. Was geschieht mit ihr, wenn sie das auch noch verliert?«
Das saß. Betroffen ließ Lena den Rock sinken, den sie gerade in den Koffer legen wollte. Sie hob die Schultern. »Selbst wenn ich eine Idee hätte, wie man ihr helfen könnte... Sie würde es gar nicht wollen. Tante Elinor hasst mich!« Sie schüttelte den Kopf, wie um einen bösen Geist zu vertreiben. Dann fuhr sie fort, ihren Koffer zu packen.
*
»Ich glaub’s nicht«, sagte Ingrid wütend, während sie Lena aus dem Haus folgte und zusah, wie ihre Schwester den Kofferraum ihres Cabrios öffnete und ihr Gepäck hineinlegte. »Das Haus brennt, und du haust ab!«
»Ich würde nur Öl ins Feuer schütten«, erwiderte Lena knapp. Sie hatte sich die
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