Sehnsuchtsland
Björn und Ingrid tauschten Blicke und schauten dann beide wieder Lena an, die sich zusammen mit Magnus an den Tisch setzte und ihm half, die Pläne auszubreiten. »Magnus hat sich ein paar Gedanken gemacht, wie Marielund zu retten ist!« Sie nickte Magnus zu, der ihr Stichwort bereitwillig aufgriff. »Es gibt Mittel und Wege, das Schlimmste zu verhindern, Frau Frödin. Sie müssen es aber auch wollen. Ich könnte selbst ein paar Kronen auftreiben, und vielleicht...
»Ich weiß, wie sehr dir Marielund gefällt«, unterbrach sie ihn mit Bestimmtheit. »Aber es gehört mir nicht mehr.«
Björn mischte sich ein. »Es gehört auch keinem anderen. Und es wird auch keiner haben wollen, wenn herauskommt, dass der ganze Uferbereich mir gehört und dass ich ihn auch nicht verkaufe. Ohne Seezugang ist das alles nichts wert.«
»Hören Sie sich einfach an, was ich mir gedacht habe«, bat Magnus. »Es lohnt sich! Marielund ist so ein wundervoller Ort.« Er bedachte Emma mit einem kleinen Lächeln. »Voller Zauber.«
Elinor wirkte überrascht. Scheue Hoffnung lag in ihrer Stimme. »Und du glaubst wirklich, du könntest es retten?«
Magnus drehte sich zu Lena um und suchte ihren Blick. Sie schaute ihn an, voller Hoffnung, Bewunderung und Liebe.
»Ja«, sagte er mit fester Stimme. »Ja, das kann ich.«
*
Lena ging vor dem Grab in die Hocke und zupfte ein paar von den welken Rosenblättern weg, bevor sie sanft mit der Hand über die Marmorinschrift fuhr. Leb wohl, mein lieber Freund, dachte sie. Du warst mir damals das Wertvollste auf der Welt, und ich werde dich niemals vergessen.
Magnus, der im Hintergrund gewartet hatte, ging zu ihr und nahm sie in die Arme. Seine Nähe spendete ihr Trost und Kraft, und Lena spürte dankbar, dass ein Teil davon von ihr auf ihn zurückströmte. Zusammen würden sie alles erreichen, was sie sich vorgenommen hatte.
Arm im Arm verließen sie den Friedhof und schlenderten zurück zum Herrenhaus.
»Marielund ist ein Ort, nach dem man sich ein Leben lang sehnt.« Magnus blieb mit Lena vor dem Haus stehen und schaute es versonnen an. »Wie ein Traum, von dem man glaubt, ihn nie finden zu können.«
Lena schmiegte sich an ihn. »Und dann steht man auf einmal davor.« Zögernd setzte sie hinzu: »Magnus, hast du das eigentlich ernst gemeint, als du sagtest, dass du dein Geld in Marielund stecken würdest?«
»Ja, sicher.«
»Warum machst du es nicht einfach?«
Er nahm ihre Hände und lachte sie an. »Was genau soll ich machen?«
»Du sollst hier bleiben. Und Marielund umbauen. Und dann die Leitung übernehmen.« Entschlossen schaute sie ihn an. »Magnus, du musst das einfach tun! Keiner kann das so gut wie du!«
»Ich fühle mich geschmeichelt«, sagte er bedächtig. »Aber ich kann das nicht allein.«
»Du bist nicht allein. Papa ist da. Elinor, Ingrid, mein Schwager Sören...« Sie verstummte bedeutungsvoll.
Magnus spürte ein glückliches Lachen in sich aufsteigen. »Und du?«
»Ich bin auch da.«
Das war alles, was er wissen wollte. Ungestüm zog er sie in die Arme, um sie küssen.
Hinter ihnen lag das Herrenhaus von Marielund wie eine rosa strahlende Verheißung in der Sonne. Magnus hatte für die Dauer eines Lidschlags die absurde Vorstellung, das Haus wolle ihm etwas sagen. Das war natürlich verrückt. Aber für den Fall, dass dergleichen vielleicht doch in Betracht käme, war Magnus davon überzeugt, dass es ihnen Glück wünschte.
*
Zum Kräftskivan im August kamen sie alle wieder zusammen. Das traditionelle Fest zur Eröffnung der Krebssaison war genau der Rahmen, den Lena und Magnus sich für die Bekanntgabe ihrer Pläne vorgestellt hatten. Sie waren alle gekommen, Freunde, Nachbarn, Bekannte und Verwandte. Das Wetter war schon seit Tagen herrlich, also hatten sie die Tische auf dem Bootssteg aufgebaut, damit die Gäste, wie es bei einem zünftigen Krebsfest üblich ist, an Ort und Stelle das Wasser mit Keschern nach den begehrten Köstlichkeiten abfischen konnten.
Rund um den Steg waren Leinen gespannt, an denen Girlanden und Mond-Lampions hingen. Die Gäste hatten sich bunte Papierhütchen aufgesetzt und trugen die bei diesem Fest unerlässlichen großen Servietten um den Hals.
Für die musikalische Unterhaltung war Björn zuständig. In einer Aufwallung von künstlerischer Extravaganz hatte er vor dem Fest darauf beharrt, mit dem Anhänger sein Klavier in das Bootshaus zu schaffen. Ingrid hatte zuerst den Kopf geschüttelt, doch das hatte sie nicht davon
Weitere Kostenlose Bücher