Sehnsuchtsland
abgehalten, sein Vorhaben liebevoll zu unterstützen. Ihr Vater hatte viel zu lange kein Klavier gespielt.
Zu den frisch gefangenen und traditionell zubereiteten Flusskrebsen gab es frische Salate, schwedischen Käse, geröstetes Weißbrot, Knäcke , Butter — und natürlich jede Menge Schnaps. Da manche der Gäste sich an die überlieferte Sitte — ein Krebs, ein Schnaps, ein Lied — hielten, war die Stimmung bei Tisch entsprechend ausgelassen. Trinksprüche flogen hin und her, und Björns Klavierspiel klang von Runde zu Runde flotter, untermalt von den fröhlichen Schreien der Kinder, die sich am Rand des Stegs mit ihren Netzen am Krebsfang versuchten.
Lena brachte zwei große Schüsseln Salat an den Tisch und blieb anschließend bei Magnus stehen, um ihn zu küssen, bevor sie weiterging. Elinor trat auf sie zu und fasste sie bei den Schultern. »Sag mal, träume ich das alles?«, fragte die Altere strahlend.
»Nein, Tante Elinor. Das ist die Wirklichkeit! Und es ist erst der Anfang!« Lächelnd ging Lena zurück zum Tisch. Mit einer Gabel klopfte sie gegen ein Glas, bis die ganze Tischrunde verstummt war und ihr zuhörte.
»Magnus Jacobsson und ich haben euch was zu sagen!«
Magnus war aufgestanden und neben sie getreten. Er nahm Lenas Hand und blickte in die Runde.
»Als Erstes möchten wir uns allen eine gute Krebssaison wünschen. Des Weiteren wollen wir euch mitteilen, dass Lena und ich Marielund nun offiziell von Tante Elinor gepachtet haben.« Er bedachte Elinor mit einem Lächeln, das sie voller Wärme erwiderte. Ingrid, die neben ihr saß, strahlte mit ihr um die Wette.
»Wir werden Marielund renovieren und zu einem wunderschönen Konferenzzentrum umbauen, das wir im nächsten Jahr mit einem großen Fest...«, er machte eine kurze, aber inhaltsschwere Pause, während der er Lenas Blicke suchte, »... vielleicht sogar mit einem Hochzeitsfest eröffnen werden.«
Beifällige Rufe und Gratulationen wurden laut, die Gäste klatschten begeistert. Björn ging zu Lena und Magnus. Sein Gesicht war bewegt, er konnte nicht verbergen, wie sehr er auf diesen Augenblick gewartet hatte. »Ich wünsche euch alles Glück der Welt!«
»Glück und Erfolg euch beiden!«, stimmte Elinor ein.
Magnus hob sein Glas. » Skål !«, rief er.
» Skål !«, schallte es ihm von allen Seiten entgegen.
Sie tranken auf ihre gemeinsame Zukunft.
Anschließend nahm Magnus Lena bei der Hand und ging mit ihr zum Ende des Bootsstegs, wo die bunten Lampions sacht im Wind schwankten. Eine Girlande streifte ihr Haar, als er sie in die Arme nahm, um sie zärtlich zu küssen.
Ein Wind war über dem See aufgekommen. Er schien ein Versprechen nach Marielund mitzubringen, eine Verheißung von Glück und Erfüllung. Sie hatten beides und sie hatten einander. Vor allem aber hatten sie ein Zuhause. Und solange sie an sich und die Zukunft glaubten, würde sich daran so schnell auch nichts ändern.
- -----------------------
Wind über den Schären
- -----------------------
I m Stockholmer Yachthafen war um diese Tageszeit noch nicht allzu viel los. Erik Bellmann schritt eilig die Reihe der hochmastigen Boote ab und versuchte dabei zu ignorieren, dass die Gurte der Tragetasche ihm in die Schulter schnitten und die Reisetasche in seiner Rechten so schwer war, dass seine Finger bereits taub wurden. Mit der Linken hielt er den Blumenstrauß, den er vorhin noch schnell an einem Stand am Hötorget besorgt hatte. Es konnte nicht schaden, die Reise mit einer netten Geste zu starten, wenn schon alle anderen Vorzeichen so ungünstig waren.
Er hatte die Miranda erreicht und freute sich kurz am Anblick der hochseetüchtigen kleinen Yacht, die er im Laufe der vergangenen Tage endgültig seeklar gemacht hatte. Mit Schwung warf er zuerst beide Taschen auf die sauber polierten Holzplanken, bevor er selbst über die Reling an Bord kletterte. Er verstaute die Blumen und rollte dann die eingeschweißte Seekarte aus, die er ebenfalls an diesem Morgen noch erstanden hatte. Er betrachtete sie und fragte sich dabei, was ihm die nächsten Wochen und Monate bringen würden. Es dauerte eine Weile, ans andere Ende der Welt zu segeln. Hatten sie sich aus diesem Grund ein Ziel ausgesucht, das so weit weg war? Solange sie unterwegs waren, blieben sie in Bewegung. Möglicherweise war es ja genau das, worum es bei der ganzen Sache ging. Bloß nicht innehalten und nachdenken.
Er warf die Karte nachlässig zur Seite und zog sein Handy hervor, um Hanna anzurufen.
Die
Weitere Kostenlose Bücher