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Sehnsuchtsland

Sehnsuchtsland

Titel: Sehnsuchtsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
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drauf und dran, wieder zu ihr ins Bett zu steigen. Doch er musste Pelle wecken, der mit Mats verabredet war. Außerdem hatte er vorhin das Boot gehört, und ein Blick aus dem Fenster hatte ihm bestätigt, dass es Siv war, die da in die Bucht getuckert kam. Wenn er sich nicht beeilte, hätte sie angelegt und würde hier vor der Tür stehen, bevor er auch nur das Geringste dagegen unternehmen konnte.
    Er beugte sich über Hanna und küsste sie eilig, bevor er sich im Laufschritt auf den Weg zum Haupthaus machte. Siv stand tatsächlich bereits in der Küche, sie hatte Brötchen und ein Baguette mitgebracht und war dabei, Kaffee zu kochen. Als Niclas ins Zimmer kam, begrüßte sie ihn mit einem Kuss auf die Wange.
    » Hej «, sagte sie strahlend, »ich habe Frühstück mitgebracht! «
    Mit leichtem Unbehagen fragte Niclas sich, wann sie eigentlich angefangen hatte, derart selbstverständlich sein Leben zu managen. Als Silke noch gelebt hatte, war sie oft hier gewesen, schließlich waren die beiden gute Freundinnen. Und nach ihrem Tod, als er halb verrückt und wie gelähmt vor Trauer und Schuldgefühlen monatelang die meiste Zeit nur lethargisch irgendwo herumgesessen hatte, war sie da gewesen und hatte sich seiner angenommen. Er hatte es sich gern gefallen lassen und auch nichts daran geändert, als es mit ihm wieder aufwärts gegangen war. Vielleicht war das ein Fehler gewesen.
    »Ich war gestern die ganze Nacht wach und habe meine Geschäftspapiere gesichtet. Und das Ergebnis war sehr gut.« Sie lächelte ihn an, geschäftig zwischen Tisch und Anrichte hin und her eilend. »Gut für uns .«
    Er hatte nicht den Hauch einer Ahnung, wovon sie redete.
    »Du, ich muss Pelle wecken, er möchte heute schon sehr früh zu Mats . Ich habe ihm versprochen...«
    »Für einen Kaffee werden wir doch wohl noch Zeit haben, oder?«, unterbrach sie ihn. »Ich komme danach einfach mit, und dann reden wir im Auto über alles.«
    Niclas war schon auf halbem Weg zur Treppe und blieb bei ihrem letzten Satz befremdet stehen. »Worüber?«
    Sie zögerte, dann meinte sie, ohne ihn anzusehen: »Ich habe mich entschlossen, mein Geschäft zu verkaufen und mit dir und Pelle nach Stockholm zu ziehen.«
    »Du willst deine Taxis verkaufen? Aber das verstehe ich nicht!« Er trat zu ihr an den Tisch, damit er sie ansehen konnte. »Was willst du in Stockholm? Ich meine, du hast doch da weder eine Wohnung noch einen Job!«
    »Das wird sich alles finden!« Sie ging zur Anrichte, um das Besteck zu holen. »Das Wichtigste ist doch erst mal, dass wir zusammenbleiben.« Sie warf ihm von der Seite her einen unergründlichen Blick zu. »Oder willst du mich aus deinem Leben streichen?«
    »Mein Gott, natürlich nicht.« Niclas hielt inne, völlig überrumpelt. Er wusste nicht, wie er mit der Situation umgehen sollte. Irgendetwas lief hier falsch, ohne dass er genau hätte sagen können, worum es sich handelte. Auf keinen Fall wollte er, dass sie ihn für undankbar hielt oder sich ausgenutzt fühlte.
    »Wir sind doch Freunde«, fuhr er lahm fort. »Du tust so viel für Pelle und mich. So was lässt man doch nicht einfach hinter sich!«
    »Für mich sind wir mehr als nur Freunde, und das weißt du, Niclas!« Ihre Augen hatten sich geweitet, und Niclas sah zu seiner Bestürzung, dass sie kurz davor stand, in Tränen auszubrechen. »Ich habe dich schon geliebt, als Silke noch lebte!«
    Er versuchte mannhaft, sich den Schreck über diese Eröffnung nicht anmerken zu lassen. »Siv, ich bitte dich... «
    Sie ließ ihn nicht ausreden. »Sie war meine Freundin, deswegen habe ich meine Gefühle für dich immer unterdrückt.«
    » Ähm ... Das tut mir Leid, Siv. Davon habe ich ja gar nichts gewusst!« Niclas suchte verzweifelt nach Worten, mit denen er ihr so schonend wie möglich beibringen konnte, wie sinnlos diese Unterhaltung war. »Ich hatte keine Ahnung, was du für mich empfindest«, schloss er und kam sich unglaublich töricht dabei vor.
    »Wir hätten schon längst hier weggehen sollen. Von all den Erinnerungen an Silke.« Sie drückte kurz seinen Arm und schenkte ihm ein intimes kleines Lächeln. »In Stockholm können wir ganz von vorne anfangen, Niclas. Ich habe so lange darauf gewartet.« Sie wandte sich ab und machte sich daran, den Frühstückstisch fertig zu decken, für Niclas ein willkommener Anlass, sich vor weiteren Diskussionen zu drücken. »Ich muss jetzt wirklich Pelle wecken!«, rief er. Eine Sekunde später war er auf der Treppe und rannte nach

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