Sehnsuchtsland
ihrem Körper angesteckt. Ihre Nervenenden brannten, und am Ende stand eine Explosion, die sie fast ohnmächtig zurückließ.
Er hatte eine Kerze angezündet und auch in dem kleinen Kaminofen ein Feuer angefacht. Die Flammen warfen zuckende Lichter auf ihren nackten Körper, als sie sich an ihn schmiegte und wortlos seine Zärtlichkeiten genoss. Niclas streichelte langsam ihre Schultern, ihre Arme, ihren Rücken, ihre Pobacken, während sie ihre Nase in seine Halsgrube drückte und den Geruch seiner Haut einatmete.
»Ich wünschte, wir wären allein auf der Welt«, murmelte sie.
Er lehnte sich zurück in die Kissen und schaute sie an. »Wie geht es jetzt weiter?«
»Ich weiß es nicht, Niclas.« Sie legte sich zu ihm, weil sie seine Wärme brauchte. »Ich bin nur auf der Durchreise.«
»Das glaube ich nicht«, sagte er sehr bestimmt. »Du bist hier. Und es scheint so...«, er suchte nach dem passenden Wort, »selbstverständlich«, schloss er.
»Ich habe einen Mann.«
»Du liebst ihn nicht.«
Zwischen ihren Brauen stieg eine nachdenkliche Falte auf. »Wir kennen uns seit der Uni. Wir waren damals sehr verliebt.« Ihre Augen schienen verträumt bei der Erinnerung. »Nach seinem Examen haben wir geheiratet... Aber dann... Ich weiß nicht, irgendwann haben wir uns nicht mehr aneinander gefreut.« Sie hielt inne, bevor sie bedrückt fortfuhr: »Dann wurde ich schwanger, und alles war anders.«
»Du hast ein Kind?«, fragte er völlig perplex.
Er hörte das langsame Schlagen seines Herzens, während er auf die Antwort wartete. Im Kaminofen barst knackend ein Holzscheit.
»Nein. Ich habe es bei der Geburt verloren.«
Er sah die hilflose Qual in ihren Augen und hätte in diesem Augenblick alles getan, um es ungeschehen machen zu können. Doch das konnte niemand. Er nahm sie in die Arme, und dort, in der nächtlichen Stille des Sommerhauses, konnte sie endlich über den Verlust ihres Kindes weinen.
*
Niclas fand, dass es ein gutes Gefühl war, morgens aufzuwachen und sie in seinen Armen zu halten. Es war nicht besonders spektakulär oder aufregend, es fühlte sich einfach nur richtig an. Er wusste mit unumstößlicher Sicherheit, dass sie zu ihm gehörte. Dieser Erik mochte ihr Mann sein, aber er tat ihr nicht gut. Sie war unglücklich an seiner Seite, so sehr, dass man ihre Traurigkeit und Unzufriedenheit fast mit Händen greifen konnte. Niclas war davon überzeugt, dass sie die Stabilität, die ihr fehlte, hier bei ihm eher wieder finden konnte als anderswo. Sie hatte lange und heftig geweint in der letzten Nacht, doch am Ende war sie getröstet in seiner Umarmung eingeschlafen.
Vor dem offenen Fenster bewegte sich der weiße Vorhang im Wind. Niclas streichelte Hannas Rücken und freute sich über die kleinen Schauer, die sie dabei überliefen. Der Sex zwischen ihnen stimmte, genau wie alles andere. Es hatte weder falsche Scham noch Zurückhaltung zwischen ihnen gegeben, nur schrankenlose beiderseitige Hingabe. Sie hatten eine innere und äußere Übereinstimmung erreicht, wie es den meisten Menschen nur selten im Leben vergönnt ist. Niclas hatte genug erlebt, um das beurteilen zu können. Manche Erfahrungen waren so einmalig, dass sie nicht wiederholbar waren, es sei denn mit derselben Person.
Hanna war ebenfalls aufgewacht. Sie bewegte ihren Kopf an seiner Brust. »Sag mir, dass es kein Traum ist«, flüsterte sie.
»Es ist ein Traum.« Er verstreute kleine Küsse über ihr Gesicht. »Aber auch aus Träumen muss man irgendwann aufwachen.«
»Nein«, murmelte sie. »Ich will nicht.«
Er streichelte sie weiter und unterdrückte ein Stöhnen, als ihre Hand auf Wanderschaft ging.
»Ich muss Pelle wecken«, sagte er widerstrebend.
Hanna blinzelte. »M-m«, machte sie verschlafen.
Er stand auf und stieg in seine Hose, während sie sich auf die Seite rollte und ihn betrachtete. Er hatte einen ansehnlichen Körper, nicht übermäßig mit Muskeln bepackt, aber kräftig und sportlich. Seine Haut war wesentlich dunkler als ihre, er hatte ihr erzählt, dass sein Großvater mütterlicherseits aus Italien stammte.
Hanna streckte sich seufzend. »Ich wünschte, ich könnte hier bleiben.«
»Du kannst es«, sagte er sofort. »Du musst dich nur dafür entscheiden.«
Er betrachtete sie und fand, dass ihre nackte Haut in der Morgensonne wie heller Samt aussah. Ihre Augen waren verhangen und zeigten einen eigentümlichen Ausdruck, eine unwiderstehliche Mischung aus Sehnsucht, Begierde und Melancholie. Niclas war
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