Sehnsüchtig (German Edition)
vor ihr und steckt ihr eine Zigarette zwischen die Lippen.
Sie rauchen hastig und Alys tanzt von einem Bein auf das andere. Es ist so verdammt kalt. „So“, macht Eliot gedehnt und tritt den Zigarettenstummel unter seinem Lederstiefel aus, „auf in den Kampf ...“ Alys hebt eine Augenbraue. „Kampf?“, wiederholt sie. „Wohl eher Nahkampf“, sagt er und grinst. Sie fühlt wie ihre Wangen trotz der eisigen Kälte zu glühen beginnen. „Du schaffst es irgendwie immer mich in Verlegenheit zu bringen ...“, murmelt sie.
„Wirklich?“ Sie nickt und verstaut gleichzeitig die Zigarettenschachtel in der Handtasche, um ihn nicht ansehen zu müssen dabei. Als sie aufblickt, grinst er noch mehr. Toll, hätte ich doch geschwiegen. „Gut. Das gefällt mir nämlich.“
„Du bist der gemeinste Kunde, den ich je hatte ...“ Sie verzieht theatralisch die Mundwinkel. Sein dunkles Lachen schallt über den ganzen Parkplatz. Alys lächelt vage und zerrt an ihrem Schal. „Ich bin so nervös“, murmelt sie dann. „Hey.“ Er streckt seine Hand nach ihrer Schulter aus. Sie blickt auf, Wärme strahlt aus seinen Augen. „Wir rocken das.“ Dann taucht er wieder auf, der wohlbekannte Schalk, der seine Augen glitzern lässt. „Ich werde dich festhalten und vor dem bösen Fotografen beschützen.“
„Eliot“, sagt sie und es klingt etwas protestierend. „Komm her.“ Er legt einen Arm um ihre Taille und zieht sie an sich, die Bewegung kommt schnell und unerwartet, plötzlich liegt sie an seiner Brust. Er nimmt den zweiten Arm zu Hilfe, um sie zu umarmen. Sie zögert erst, aber dann kommen ihre Hände auf seinem Rücken zu liegen. Die Umarmung ist eng und irgendwie tröstlich. Sein Körper schmiegt sich an ihren, gibt ihr warm und sie fühlt sich geborgen, weil er grösser ist und stärker. Ein richtiger Mann , der sie festhält und beschützt. Sein Duft findet sie, Leder, Zigaretten, Rasierwasser – Eliot – und sie hofft, dass er nicht merkt, wie ihr Atem schneller wird. „Hör auf, dir Sorgen zu machen“, murmelt er in ihr Haar. Seine Stimme rutscht wie schwarzer Samt über ihre Haut. Atme, Alys. Atme.
„Du wirst das toll machen.“ Dann ist er still und sie wünscht sich, der Augenblick würde sich ausdehnen, zu einer kleinen Ewigkeit werden, oder zu einer grossen. „OK?“, fragt er schliesslich. „OK“, sagt sie und es klingt atemlos. Hör es einfach nicht. „Gut“, sagt er und lässt sie los, nur um seinen Arm um ihre Schulter zu legen und sie Richtung Eingang zu schieben.
*
„Sie müssten eigentlich bald da sein.“ Das ist Nicolas’ Stimme in ihrem Rücken. Irina löst den Blick von den beiden Menschen neben dem geparkten Porsche und dreht sich halbherzig nach ihm um. Sie hat schon für einige Modestrecken mit Nicolas Rosenberg zusammengearbeitet. Sie mag ihn, obwohl er in der Szene als schwierig bezeichnet wird. „Diva“ und „Allüren“ sind Worte, die sie im Zusammenhang mit ihm schon gehört hat. Da ist sich auch eine Portion Neid dabei. Immerhin ist Nicolas erst 30 und wird schon als einer der Starfotografen des Landes gehandelt. Und Adel verpflichtet quasi zu Allüren. Er weiss sehr genau, was er will und setzt seine Visionen konsequent um. Widerspruch goutiert er nicht. Irina blickt wieder auf den Parkplatz herunter. „Sie sind schon da“, sagt sie dann. „Ah“, sagt Nicolas und tritt neben sie ans Fenster. Eliot lacht über etwas und Alys zerrt an ihrem Schal.
„Das ist also die Frau, die dein Verlobter einem richtigen Model vorzieht ...“, sagt Nicolas. Irina hofft, dass er nett zu Alys sein wird. Sie wirkt nervös. Und wie sie vom ‚Rock’n’Roll Star’-Team gehört hat, war er nicht begeistert von der Aussicht, ein Laien-Model vor der Kamera zu haben. Überhaupt nicht. Dabei ist Eliot ja auch ein Laie. Aber Eliot ist halt der Star. Nicht Alys.
Eliot ein Star . Irina blickt zum Mann hinunter, den sie seit bald zehn Jahren liebt. Nein, für sie wollen die beiden Wörter nicht zusammen passen. Eliot und Star. Er ist einfach Eliot. Mein Eli. Es ist seltsam, ihn von hier oben zu sehen, wenn er keine Ahnung hat, dass sie ihn beobachtet. In ihrer Brust wird es eng bei seinem Anblick, ein brodelnder Cocktail aus unterschiedlichsten Emotionen. Da ist die Liebe, die sie verspürt, warm und stark, seit vielen Jahren. Ein bisschen Ehrfurcht, vage, dass jemand wie er zu ihr gehört. Da ist Ärger, leise, aber seit über drei Wochen fast ständig ihr Begleiter. Sie haben
Weitere Kostenlose Bücher