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Sehnsüchtig (German Edition)

Sehnsüchtig (German Edition)

Titel: Sehnsüchtig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne Woodtli
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finden würde. Als ob sie nicht sehen würde, dass sich seine Zigarettenpäckchen immer schneller leeren, nicht merken würde, dass er manchmal tagsüber schon nach Bier riecht.
    Erst hatte sie versucht, es zu ignorieren. Mal eine Woche warten. Vielleicht würde es wieder besser werden. Vielleicht würde das völlig erratische Verhalten von selbst wieder aufhören wenn die Studioaufnahmen endlich vorüber sind. Dieses von rastlos-überdreht zu völlig teilnahmslos-wechselnde Verhalten. Die Ungeduld. Dass er sich über nichts mehr zu freuen scheint. Dass er ihr kaum zuhört oder sie anblafft. Dass er tagelang nicht mehr mit ihr schläft, weil er zu müde ist oder keine Lust hat, und dann plötzlich zu den unmöglichsten Zeiten über sie herfällt – wie ausgehungert. Der Sex ist anders als früher. Gegen Leidenschaft lässt sich eigentlich nichts sagen, aber er hat eine verzweifelte Komponente bekommen.
    Sie dachte, sie sei die Einzige, welche die ganzen Breitseiten abbekommt, bis Marlen sie angerufen hatte, um sich über ihn zu beschweren. „Eliot ist unausstehlich“, hatte sie gesagt. Ich weiss. Sie hatte am Telefon zu heulen begonnen, bis sie kaum mehr ein Wort herausbrachte ...
    Nur mit Lilli ist er immer noch so wie früher. Nur Lilli bringt ihn noch zum Lächeln. Er singt und spielt mit ihr und ist kein einziges Mal ungeduldig mit ihr. Mal abgesehen davon, dass sie ihren Vater sehr selten zu Gesicht bekommt, weil er entweder im Studio oder im Atelier oder im Proberaum ist. Oder irgendein Interview gibt. Oder die anstehende Tour organisiert, weil er sich auf keinen Fall von jemandem managen lassen will. Ein Manager ist viel zu wenig Rock’n’Roll. Viel zu wenig Indie. Viel zu wenig unabhängig. Viel zu uncool für den rebellischen Eliot Wagner. Er will sich niemanden suchen, der ihm solche Sachen abnimmt, nicht mal den administrativen Kram. Nein, das macht er lieber selber. Weil er dann alles unter Kontrolle hat. Und jetzt sind sie im Verzug mit den Aufnahmen. Das Album sollte eigentlich schon im Mastering sein, was auch nicht dazu beiträgt, dass er sich entspannt.
    Sie geht ins Badezimmer und wäscht sich das verheulte Gesicht. Weinen bringt dir auch nichts. Sie wirft einen Blick ins Kinderzimmer. Lilli schläft friedlich, hat keine Ahnung davon, wie es der Mama geht und dass die Beziehung ihrer Eltern immer mehr in Schieflage gerät. Trotzdem bekommt sie einiges mit. Zu oft war sie in letzter Zeit aufgewacht und hatte geweint, weil sie sich in der Küche gestritten hatten. Dabei hab ich solche Paare immer verachtet.
    Der Schlüssel knirscht in der Haustür. „Hallo, ich bin zuhause“, kommt seine Stimme durch den Flur. Früher klang sie jeweils fröhlich bei diesem Satz. Sie zieht Lillis Tür ins Schloss. „Hey“, sagt sie und geht durch den Flur auf ihn zu. Er beugt sich zu ihr hinunter und küsst sie. Ein Anschein von Normalität. Von Alltag. „Hast du getrunken?“ Sie kann es schmecken. Seine Stirn furcht sich während er umständlich aus seinen Chucks schlüpft. „Nur ein Glas“, sagt er und hängt die Jacke an den Kleiderständer. Nur ein Glas.
    „Whiskey“, sagt sie. Ich kann es schmecken. Er verdreht ein wenig die Augen „Und du bist so gefahren.“ Sie deutet auf den Autoschlüssel in seiner Hand. Eliot holt Luft. „Irina“, sagt er. Nur ihr Name, etwas genervt, fast warnend. „Ich fahre seit 15 Jahren unfallfrei. Und ich hab’s mir verdient, ich hatte einen Scheisstag.“
    Er geht an ihr vorbei in die Küche und öffnet den Kühlschrank. Aber er findet nichts, auf das er Appetit hat und schliesst ihn wieder. Die Tür quietscht empört. Irina bleibt unter der Tür stehen und betrachtet ihn. Sogar sein Rücken sieht abweisend aus. „Ich hab Tom aus der Band geschmissen ...“, hört sie ihn sagen.
    „Was?“ Er dreht sich zu ihr um und reibt sich die Augen. Er sieht müde aus. So müde . „Ich musste ...“ Er setzt sich langsam an den Küchentisch. „Marlen hat mir schon an Silvester gesagt, dass er backstage eine Linie gezogen habe. Ich hab ihm Anfang Monat die Leviten gelesen. Ich hab ihm gesagt, Koks und ein Platz in meiner Band – das vertrage sich nicht. Heute hab ich ihn erwischt als ich früher als geplant im Proberaum war. Also hab ich ihn rausgeschmissen ...“
    „Scheisse“, sagt sie und setzt sich neben ihn. Er nickt, ohne sie richtig anzusehen. „Aber ihr seid doch befreundet – meinst du nicht, du solltest ihm noch eine Chance geben?“ Sein Blick findet ihren

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