Sehnsüchtig (German Edition)
dem Mond. „Das gleiche wie du in Südafrika, nehme ich an ...“
„Du bist in die Ferien gefahren? Mit wem?“
„Alleine“, sagt sie rasch. Hoffentlich nicht zu rasch. Eliot blickt sie immer noch unverwandt an. „Du bist alleine nach Frankreich gefahren?“ Mascha scheint alles wiederholen zu müssen, um es zu begreifen. „Genau. Ich hab mir Arbeit mitgenommen. Ich brauchte einfach eine Luftveränderung. Das Wetter bei uns ist seit Tagen einfach nur Scheisse. Am Mittwochnachmittag bin ich zurück. Ich komme am Abend bei dir vorbei, OK? Oder wir gehen aus ...“
„OK“, kommt Maschas Stimme. Sie klingt resigniert. „Du bist wirklich seltsam“, fügt sie hinzu. Alys versucht ein Lachen. Hoffentlich klingt es nicht falsch. „Vielleicht“, macht sie. „Hey, so wie ich dich kenne hast du deinen Laptop dabei.“
„Ja, hab ich ...“
„Gut. Können wir morgen skypen? Ab 19 Uhr?“
„Ja, ich werde ‚on’ sein“, verspricht Alys. Das schlechte Gewissen piesackt sie. Es ist kein Wunder, dass Mascha misstrauisch ist. Sie ist noch nie unangekündigt verreist. „Super. Pass auf dich auf, Schnecke.“ Ein Kussgeräusch kommt durch die Leitung. „Du auch. Bis morgen.“ Im gleichen Moment legt Mascha auf. Alys lässt das Handy sinken und starrt auf das Display. Eliots Hand legt sich auf ihre Schulter. „Glaubt sie dir nicht?“ Sie sucht seinen Blick. „Doch, schon. Sie ist einfach verwundert ...“ Er zuckt mit den Schultern. „Wäre ich ja auch. Hauptsache, sie ist nicht sauer.“
„Nein, das ist sie nicht.“
„Was meinte sie mit ‚Janosch’ und ‚Freitag’?“ Sein Tonfall ist beiläufig . Er hat also wirklich alles gehört. Freitag. Gestern. Es scheint ihr viel länger her zu sein. Gestern um die gleiche Zeit ist sie noch mit Janosch im „Spektakulär“ gesessen. Heute um die gleiche Zeit liegt sie mit Eliot Wagner in einem Bett. In der Provence. Dann fällt ihr wieder ein, dass Eliot immer noch auf ihre Antwort wartet. Warum fragst du danach, fragt sie sich. Sie macht eine wegwerfende Handbewegung. „Wir waren gestern im ‚Spektakulär’ etwas trinken. Dann kam deine SMS ...“
„Tut mir Leid, dass ich dein Date gestört habe.“ Er blickt sie nicht an bei diesen Worten und sein Gesichtsausdruck ist irgendwie komisch. „Es war kein Date“, hält sie fest. „Was gestern Nacht zwischen uns geschehen ist wäre wohl kaum passiert, wenn das mit Janosch ein Date gewesen wäre.“ Ihre Stimme klingt kühl dabei. Für was hältst du mich? „So meinte ich das nicht“, sagt er und klingt tatsächlich defensiv. „Will dich Janosch zurück?“ Warum fragst du danach, wundert sie sich erneut. Sie zuckt mit den Schultern. „Keine Ahnung. Er hat angerufen nachdem er die Fotostrecke gesehen hat und wollte mich wiedersehen.“ Eliot verzieht ein wenig den Mund. „Ganz schön durchschaubar.“ Jetzt klingt er wieder seltsam. Als würde er Janosch nicht mögen, dabei kennt er ihn doch gar nicht. „Das hat Mascha auch gesagt.“
„Und sie hat Recht“. Er schlägt sein Buch wieder auf.
„Was immer er will – ich will ihn nicht zurück. Es ist zu Ende. Es hat nie richtig angefangen, eigentlich ... Er wollte sich nicht binden. Wie die meisten Männer in seinem Alter. Oder auf jeden Fall jene, denen ich begegnet bin.“
„Dazu hab ich nie gehört“, sagt er und blättert scheinbar abwesend in seinem Buch.
„Nicht?“
„Ich war länger in Beziehungen als Single. Ich hatte nur drei Freundinnen. Die erste von 16 bis 19. Sie war meine erste grosse Liebe und sie hat mir das Herz gebrochen. Die zweite mit 21, das hielt nicht sehr lange. Und mit 23 hab ich Irina kennen gelernt. Und du?“
„Ich hatte erst eine richtige Beziehung bis jetzt. Da war ich 21.“ Er sieht jetzt ernsthaft erstaunt aus. „Wirklich? Warum?“
„Keine Ahnung, sie wollten mich nie – nicht so richtig, meine ich.“ Er schüttelt ein wenig den Kopf. „Das müssen ziemliche Idioten gewesen sein.“ Auf ihrem Gesicht zeichnet sich ein trauriges Lächeln ab. „Wahrscheinlich waren sie das.“
„Und dieser eine Freund, wie war er so?“
„Simon? Er war selbstbewusst, laut und kreativ. Er hat mich betrogen, danach war es aus. Er hatte eine Rockband ...“ Sie bricht ab. Er grinst, aber es kommt ein wenig schief heraus. „Sorry“, sagt sie schnell. „Du musst dich nicht dafür entschuldigen, dass dein Ex ein Arsch war.“ Er scheint sich zu fragen, ob er das gleiche über sich selbst sagen soll. Sein Handy
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