Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sehnsüchtig (German Edition)

Sehnsüchtig (German Edition)

Titel: Sehnsüchtig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne Woodtli
Vom Netzwerk:
Dann streift sein Blick Alys und er stockt mitten in der Bewegung. Mascha scheint es auch zu sehen. Alys spürt ihren Blick auf ihrem Profil. Marlen, die sich an seinem Arm festhält, entdeckt sie jetzt ebenfalls. Sie sieht ihn etwas zu Marlen sagen, dann steuern beide auf sie zu, ungeachtet der Journalisten, die bereits warten. „Hey“, sagt er, als sie bei Alys anlangen. „Hallo“, gibt sie zurück und versucht, freundlich auszusehen. Er beugt sich herab, küsst ihre Wange. Seine Hand legt sich auf ihre Taille und bleibt einen Augenblick da liegen. Sie atmet seinen Duft tief ein und dann ist der Moment auch schon vorüber. „Du siehst hübsch aus“, sagt er. „Mascha sagte, ich sähe aus wie eine Bibliothekarin.“ Das bringt ihn zum Lachen. Aber er sieht müde aus, die Augenringe scheinen wieder dunkler geworden zu sein. Sie beginnt sich Sorgen um ihn zu machen. Er sieht angespannt aus, aber das kann wahrscheinlich nur sie sehen. Er verbirgt es geschickt hinter der lässigen Musiker-Fassade. „Ich find’s gut, ich hätte auch lieber Jeans getragen ...“ Er trägt einen Anzug mit Samtjacket, eine Weste aus einem glänzenden Stoff und eine Fliege, alles dunkelviolett, ein weisses Hemd und violett-grau-karierte Anzugshosen. Dazu seine Lederstiefel, die aussehen als wäre er damit schon mehrmals durch die Wüste Gobi marschiert. Eine extravagante Kombination, die aber toll an ihm aussieht – weil er sie mit der gleichen Nonchalance trägt wie seine übliche Montur aus Jeans, Hemd und Chucks. Sie weiss auch, wer dafür verantwortlich war. „Du siehst klasse aus. Irina ist wahnsinnig talentiert.“ Er lächelt abwesend. „Ja, danke. Wir müssen gleich rein ... Hallo Mascha!“ Er küsst Maschas Wange, während Alys Marlen begrüsst, er macht wie immer einen frechen Spruch über Maschas gutes Aussehen, den sie ohne Verlegenheit entgegennimmt. „Bis später“, sagt er.
    Marlen und er stellen sich der wartenden Journalisten-Meute. Die beiden Lästerschwestern blicken immer noch eifersüchtig zu Alys und Mascha hinüber. Alys hört die Dunkelhaarige darüber spekulieren, ob Marlen die geheimnisvolle Verlobte sei, über die Eliot mit der Presse nicht reden will. „Nein, das ist nur seine Bassistin“, meint die andere. „Ja, aber sieh doch, wie vertraut die beiden sind. Sie ist viel zu dünn, findest du nicht?“ Alys muss grinsen. Sie vorher war unscheinbar und zu schwer, Marlen aber ist zu dünn. Wahrscheinlich gehören die beiden zu den unsäglichen Exemplaren, die an keiner anderen Frau ein gutes Haar lassen können.
    „Hallo ...“ Das ist Frederics Stimme hinter ihnen. „Da bist du ja endlich“, faucht Mascha. Er hebt eine Augenbraue. „Freundliche Begrüssung, dafür, dass wir uns seit Wochen nicht mehr gesehen haben ...“ Wo kommt das plötzliche Selbstbewusstsein her? Er scheint sich Alys’ Rat wirklich zu Herzen zu nehmen. Mach dich rar und hör auf, immer lieb und nett und errreichbar zu sein. Gib ihr auch mal Kontra. „Das war wohl nicht meine Schuld, soviel ich weiss, hattest du nie Zeit!“, schnappt sie. Er studiert ihr Gesicht auf die gleiche hingerissene Weise wie immer, er liebt sie immer noch, maskiert es dann mit einem Lächeln als würde ihn ihre schlechte Laune überhaupt nicht beeindrucken. „Hallo überhaupt“, sagt er und küsst ihre Wange.
     
    *
     
    „Ich geh dann mal nach vorne und lasse Euch in Ruhe vorbereiten.“ Sie weiss, dass Eliot in der Stunde vor dem Konzert am liebsten seine Ruhe hat. Nicht einmal die Band wagt es dann, ihn gross zu stören. Er blickt auf und scheint erst jetzt zu realisieren, dass sie noch im Raum ist. Er war schon länger still gewesen und spielte ein paar Akkorde auf seiner Gitarre, nippt ab und zu an einem Bier. Sie sieht die übliche Falte der Konzentration zwischen seinen Augenbrauen. „Du kannst auch hier bleiben wenn du willst, Liebling. Zu trinken ist genug da. Wir sind nur wohl gerade keine sehr interessante Gesellschaft.“
    „Nein, ich geh mich mal umsehen ob ich jemanden kenne.“
    Marlen blickt von ihrem Bass auf, an dem sie eben eine Saite wechselt. Er ist silbern und glitzert, ein Hingucker, wie Marlen eben , nur eine tiefe Schramme verunziert ihn. Eliot hat ihr mal erzählt, dass die Schramme eine Erinnerung an einen Herzensbrecher ist. Als Marlen herausfand, dass sie betrogen wurde, holte sie aus, aber der Bass traf die Wand statt den betrügerischen Mann. Sogar Frauen wie Marlen werden betrogen. Eigentlich unglaublich. Der

Weitere Kostenlose Bücher