Sehnsüchtig (German Edition)
ich schaffe das noch nicht. Ich verabscheue ihn gerade so. Aber ich liebe ihn ... und ich weiss nicht, ob ich je damit aufhören kann.“
„Du müsstest nicht damit aufhören. Du wirst das tun, was das Richtige für dich ist.“
„Und für Lilli – es geht auch um Lilli.“
„So sehr ich Eliot an die nächste Wand klatschen möchte, er ist ein guter, wenn auch etwas zuviel beschäftigter Vater. Und er liebt Lilli.“
„Ja“, sagt Irina, „das weiss ich. Aber ansonsten weiss ich gar nichts mehr. Ich weiss nicht ob ich bei ihm bleiben will oder kann. Falls er mich nicht zuerst verlässt, er hat ja Gefühle für sie, sagt er.“ Sie schluchzt auf und Marlen zieht sie an ihre Brust. Zwischen Schluchzern glaubt sie, etwas wie „Scheiss Schlampe“ zu hören. Ein böses Wort aus dem Mund der immer korrekten Irina. „Ich wollte Robins Affäre damals auch den Hals umdrehen, das ist normal.“ Marlen fühlt Wut in ihrem Bauch brodeln, Wut auf ihren besten Freund und auf die Frau, die sie an Silvester noch gemocht hatte. Eine der wenigen Frauen, mit denen sie sich unter anderen Umständen vielleicht hätte vorstellen können, befreundet zu sein. Wie sehr ich mich von der blauäugigen zurückhaltenden Unschuldsfassade habe täuschen lassen. Alys Allenbach ist auch nicht besser als diese andere Frau, die damals genau gewusst hatte, das Robin mit ihr zusammen gewesen war. Jetzt hat sie seinen Ring am Finger und sein Kind im Bauch.
Wie konntest du nur, wiederholt die Stimme in ihrem Kopf und meint jetzt Eliot . Wie konntest du nur!
*
„Schnecke, du siehst furchtbar aus!“, lautet Maschas Kommentar als sie aus dem Bus steigt. „Ehrlich wie immer ...“, murmelt Alys nur und küsst Maschas Wange. Für einmal funkeln die Rehaugen nicht. Sie sehen eher besorgt aus. „Du hast abgenommen“, moniert Mascha. Alys blickt an sich hinunter. Tatsächlich sind die Jeans, die früher einmal sassen wie eine zweite Haut, um die Oberschenkel etwas lose. In letzter Zeit fehlt ihr der Appetit. Aber da ist eigentlich immer so, wenn sie verliebt ist, nur kommt jetzt der Stress dazu wegen dem CD-Booklet und die Ungewissheit wegen Eliot.
„Wann hast du zum letzten Mal etwas Richtiges gegessen?“ Alys versucht, sich zu erinnern. Heute ist Mittwoch. Muss wohl irgendwann letzte Woche gewesen sein. Die Pizza, die sie gestern bestellt hatte, war kalt geworden wegen dem Streit mit Eliot. Als sie heute Morgen in die Schachtel schielte, hatte ihr der blosse Geruch nach Käse und Salami fast den Magen umgedreht. Also landete die Pizza im Abfall.
„Ich weiss es nicht“, gibt sie zu. Mascha schüttelt ein wenig den Kopf und greift nach ihrem Arm. „Wir gehen jetzt da rein“, sie zeigt auf das Café Lila, „und ich zwinge dich, das grösste Stück Schokoladenkuchen zu essen, das sie haben. Ich wende Gewalt an, wenn es sein muss, verstanden?“
„Verstanden“, erwiedert Alys und folgt Maschas blauen 13-Zentimeter-Hacken. Sie isst schliesslich ein Stück Schokoladenkuchen und trinkt einen Cappuccino mit viel Schaum und Schokoladenpulver darauf. „Was wolltest du mir erzählen?“, fragt sie zwischen zwei Löffeln. Mascha hatte ihr während ihrer Mittagspause eine SMS geschrieben, ich muss dir etwas erzählen.
Trügt sie das Licht oder wird Mascha etwas rot? „Ach das“, sagt sie dann und macht eine wegwerfende Handbewegung. „Und was ist mit ihm?“, schiebt sie nach. Sie scheint den Namen nicht in den Mund nehmen zu wollen. Das Café ist gut besucht und Eliot ist kein alltäglicher Vorname. Alys aber kennt die Taktik . Sie weicht mir aus. „Wir haben uns gestern gestritten und er sagte, er ruft mich an, wegen dem Booklet und auch wegen allem anderen.“
„Warum habt ihr euch gestritten?“
„Weil er vorbeikam und nach fünf Minuten mit mir reden das Gefühl hatte, ich sei für eine schnelle Nummer auf dem Sofa zu haben.“
Mascha macht grosse Augen. „Du hast widerstanden?“ Alys nickt. Eine Mischung aus Wehmut und Stolz auf dem Gesicht. „Wow“, sagt Mascha leise, „ich weiss nicht ob ich das geschafft hätte. Und jetzt?“
„Ich hab ihm gesagt, dass er etwas unternehmen soll und aufhören, doppelgleisig zu fahren. Ich ertrage das nicht länger. Und es ist auch gegenüber ihr nicht fair.“ Sie schafft es nicht, den Namen auszusprechen.
„Gut. Jetzt ist zu hoffen, dass er das auch macht.“
Alys nickt und nimmt einen Schluck Kaffee. „Und jetzt rück mit der Sprache raus!“
„Ich weiss nicht“,
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