Sehnsüchtig (German Edition)
Hände ein letztes Mal auf ihrer Haut, noch einmal diese Verbindung, diese Nähe, Eliot und Alys, nicht mehr zwei, sondern eins.
„Alys“, hört sie ihn sagen und sein Tonfall erinnert sie an ihren eigenen, damals in Èze als sie ihn davon abbringen wollte und dann doch schwach geworden war. Sie wird unsicher, schmiegt sich aber an ihn. Sie hasst es, einen Mann zu verführen, weil sie sich dabei blöd vorkommt. Ich weiss nicht, wie das geht, ich bin keine Verführerin, keine Femme Fatale. Sie hatte das meistens den Männern überlassen und es hatte immer funktioniert. Sie küsst seinen Hals, Sie hat längst herausgefunden, dass das seine Schwachstelle ist. Alys krabbelt auf seinen Schoss, so gut es in der Enge des Autos eben geht. Sie kann fühlen, dass er sie auch will, wenn er sich auch noch sträubt. Zu wissen, dass sie Macht über ihn hat, wenn auch nur sexuelle vielleicht, berauscht sie nicht, sie fühlt sich nicht besser deswegen. Eine andere Frau hätte es vielleicht als Triumph genommen, aber sie fühlt sich plötzlich armselig. Erst recht, als er ihren Namen sagt und sie von sich schiebt, sein Griff sachte, aber bestimmt. Eliot schaut sie lange an und sie schluckt. Sie kennt das saure Gefühl im Bauch, sie ist gekränkt. Und sie fühlt sich wie ein kleines, dummes Mädchen. „Wir sind hier nicht wirklich für uns. Und Sex in diesem Auto ist furchtbar unbequem.“ Er versucht, einen leichten Ton anzuschlagen aber es gelingt ihm nicht. „Hast du das schon ausprobiert?“, fragt sie nur und versucht, ihn nicht sehen zu lassen, wie verletzt sie ist. Du willst mich nicht. Nicht mehr.
„Ja“, sagt er leise und legt eine Hand an ihre Wange. Mach das nicht . „Die Vorstellung mag sexy klingen, aber es ist unbequem und anstrengend, glaub mir.“ Sie entgegnet nichts darauf und blickt zum Fenster hinaus. Sie hört ihn ausatmen, es klingt mühselig. „Ich weiss, wo wir hinfahren“, sagt er dann und dreht den Schlüssel im Schloss. Er greift nach ihrer Hand und lässt sie nur los, wenn er schalten muss. Sie will sie ihm entziehen, aber sie schafft es nicht. Sie reden nicht miteinander während er fährt. Er sucht vielleicht nach Worten, überlegt sich wahrscheinlich, wie er sagen soll, was er sagen muss. Das ist das Ende. Es ist vorbei. Er weiss nur noch nicht, wie er es dir sagen soll. Ein winzigkleiner trotziger Teil hofft immer noch, aber sie bringt diesen entschieden zum Schweigen. Nein, das war es. Er will mich nicht.
Sie fahren ein kurzes Stück auf der Autobahn. Er schaltet das Radio ein, sein iPod hängt am Kassettenadapter. Sie kennt die Wiedergabeliste, es ist die, die sie für ihn zusammengestellt hat. ‚I’m alright (you gotta go there to come back)’ von den Stereophonics kommt aus den Boxen. Einer ihrer liebsten Liebeskummersongs und Kelly Jones’ raue Stimme, die seiner ähnelt. Wie zynisch. Dann kommt ein Raststättenschild und er setzt den Blinker. Plötzlich weiss sie, wohin er will. Dann kommt ‚Betty’s Diner’ in Sichtweite, der Parkplatz ist verwaist bis auf ein paar Lastwagen und ein einzelnes Polizeiauto. Eine Streife, die Pause macht, vielleicht. Sie erinnert sich an die Alys, die mit ihm vor ein paar Monaten hier gewesen war, an einem Abend Ende November. Es scheint ihr sehr lange her. Eine andere Zeit. Eine andere Alys. Eine hoffnungsvolle Alys, begeistert, einen weiteren Grafikdesignjob ergattert zu haben, einen Kunden, der sich zuoberst auf ihrer Referenzliste grossartig machen würde. Eine Alys, die insgeheim fasziniert war von diesem Mann, der ausgerechnet sie als Grafikerin engagiert hatte. Fasziniert war sie gewesen, aber nicht verliebt. Noch nicht.
Eliot parkt das Auto und steigt aus. Sie tut es ihm gleich, obwohl ihre Beine sich schwer anfühlen. Eine andere Kellnerin steht heute hinter dem Tresen, nicht die ältere Frau von damals, mit dem Leopardentop und der Rose im Ausschnitt. Cheryl, hatte sie geheissen. Oder so hatte sie sich genannt.
„Was willst du?“, will er wissen. „Nichts“. Er hebt eine Augenbraue, aber sie geht davon, zum hintersten Tisch bevor er etwas sagen kann. Heute lässt sie sich nicht bevormunden. Du musst doch etwas nehmen, sag, was du willst.
Kurze Zeit später kommt er mit einem Becher Kaffee in der Hand an den Tisch und setzt sich ihr gegenüber. Er nimmt einen Schluck. Dann stellt er den Becher hin, schaut zum Fenster hinaus, zurück zu Alys. „Eliot“, sagt sie.
„Was?“
„Bitte sag es einfach. Ich will nicht länger
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