Sehnsüchtig (German Edition)

tolle Frau mit einem eigenen Leben und einem eigenen Beruf, in dem sie sehr gut ist. Wir verstecken uns aber auch nicht, man sieht uns durchaus am Sonntag in der Stadt zum Beispiel.“
    „Du bist nicht nur in festen Händen, sondern auch Vater ...“
    „Ja. Ich habe ein bezauberndes Kind, das ich genau so aus der Öffentlichkeit heraushalten will wie die Frau, die es mir geschenkt hat. Aber wer sich das neue Album anhören wird, wird darauf einen Song namens ‚Little Star’ finden. Ich muss nicht über mein Privatleben sprechen, meine Musik ist persönlich genug.“
    „Genau, sprechen wir über dein neues Album. ‚No way out’, das in wenigen Wochen rauskommt. Erzähl mir etwas darüber.“
    Eliot legt seine Hände jetzt wieder locker in den Schoss. Sein Hass-Thema ist vorüber, sie hat gemerkt, dass er sich nicht mehr entlocken lässt. „Das Album war ein hartes Stück Arbeit, weil ich gleichzeitig noch die Tour zu ‚You don’t own me’ fertig gespielt habe. Aber Kreativität lässt sich nicht aufhalten – diese Lieder waren in meinem Kopf und wollten hinaus. Das Album ist anders als das letzte, es ist ernster. Die Musik ist härter und elektronischer. Ich bin gespannt, wie das Publikum darauf reagieren wird .“
    „Übernächste Woche taufst du das Album im ‚Mon Amour’. Danach geht’s auf Tour, nehme ich an?“
    „Ja, wir machen eine Clubtour und tingeln durch diverse Städte. Im Sommer werde ich auf ein paar Festivals spielen, wie es aussieht.“
    „Und danach?“
    Eliots Lächeln sieht müde aus. „Danach werde ich eine Pause einlegen. Das letzte Jahr war sehr schön, aber auch sehr anstrengend und ich hatte für viele Dinge, die mir wichtig sind, zu wenig Zeit.“
    Alexa Sprecher nickt. „Ich wünsche auf der anstehenden Tour viel Spass und alles Gute, beruflich wie privat. Besten Dank, dass du mein Gast warst heute!“
    „Danke auch.“
    Alexa Sprecher lächelt für ihre Abmoderation in die Kamera. Im gleichen Moment klingelt es an der Tür. Das muss das Taxi sein. Alys greift nach ihrer Handtasche und versucht, das flaue Gefühl in ihrem Bauch zu ignorieren. Sie steigt in ihre neuen Schuhe. Es wird schon irgendwie gehen mit den Absätzen . Sie zieht den neuen Mantel an, schwarz mit Goldknöpfen. Sie blickt in den Spiegel, sieht eine Frau, die eleganter ist als üblich – und vielleicht auch blasser. Sie zieht ihren Lippenstift nach und strafft ihre Schultern. Und jetzt geh.
    Der Staatssender befindet sich einem nichtssagenden Komplex aus grauen Plattenbürogebäuden. Das grosse Logo und die vielen Satellitenschüsseln und Antennen auf dem Dach verraten, wer hier zuhause ist. Alys erkennt Eliots Wagen auf dem Besucherparkplatz von weitem, er fällt ins Auge zwischen einem marineblauen Mercedes und einem grauen Fiat. Eliot ist noch nicht zu sehen. Alys schaut an der Fassade hoch und zündet sich eine Zigarette an. Für einmal beruhigt es sie nicht. Sie nimmt trotzdem einen tiefen Zug und tritt von einem Fuss auf den anderen. Es ist kalt. Kurz nach halb acht öffnet sich endlich die schwarze Tür. „Hey. Sorry, dass ich zu spät bin!“
    „Hey.“ Sie lächelt ihn an, sie scheint nicht anders zu können, wie immer. Er sieht ausgelaugt aus, vielleicht liegt es nur am kalten Licht der Strassenlaterne. Er greift nach ihr, zieht sie an sich und hält sie lange fest, ohne etwas zu sagen. Sie verbirgt ihr Gesicht an seinem Hals, atmet seinen Geruch ein und wünscht sich, sie könnte den Duft und seine Körperwärme speichern. Seine Hand streichelt ihren Rücken und er schmiegt seine Wange gegen ihr Haar. „Zuckerpuppe“, hört sie ihn murmeln. Dann küsst er sie, nur kurz, ein Begrüssungskuss. Irgendwann lässt er sie los, studiert ihr Gesicht, hält aber immer noch ihre Hand fest. „Steig ein“, meint er dann. Sie gehorcht, auch im Auto ist es kalt. Er steigt ebenfalls ein und zögert dann, als wisse er nicht, wohin er will.
    „Wir können doch zu mir“, versucht sie es leise. Er betrachtet ihr Gesicht und sein Zögern macht ihr Angst. Sie legt eine Hand auf seinen Oberschenkel und beugt sich in seine Richtung, küsst seinen Hals. Sie hört ihn seufzen. Ich sagte, ich schlafe nicht mehr mit dir solange du mir keine Antwort gibst. Aber plötzlich ist dieser Vorsatz dahin, vielleicht liegt es an ihrer Verzweiflung, vielleicht würde er sich mit Sex halten lassen. Und wenn nicht, dann hätte sie ihn wenigstens ein letztes Mal gehabt. Hätte etwas, woran sie sich erinnern könnte. Seine