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Sehnsüchtig (German Edition)

Sehnsüchtig (German Edition)

Titel: Sehnsüchtig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne Woodtli
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Lachen gebracht. Ein guter Anfang. „Vielen Dank, ich nehme das jetzt mal als Kompliment“, sagt er dann.
    „Warum bist du Bibliothekar geworden?“
    Eliot lehnt sich ein wenig zurück. Dieser Plastikwürfel sieht wahnsinnig unbequem aus. „Ich habe Bücher immer geliebt. Ich war kein sportliches Kind, im Fussball und all den anderen Sportarten, in denen sich die anderen Jungs hervortaten, war ich eine Niete. Also habe ich gelesen. Weil man mit Belesenheit aber keine Mädchen beeindrucken konnte, habe ich mir irgendwann meine erste Gitarre gekauft und so kam eines zum anderen.“ Die Moderatorin lächelt. Alys sieht ihr an, dass auch sie Eliot Wagners Charme längst erlegen ist. „Ausserdem muss man als Bibliothekar nach einem System arbeiten, organisiert sein. Ich ordne gerne Dinge nach einem genauen System, ich sei ein Pedant, sagen meine Freunde.“ Die Moderatorin hebt eine Augenbraue. „Auch so siehst du nicht aus. Du bist letzten Sommer quasi über Nacht bekannt geworden. Wie war das für dich?“
    Eliot schiebt sich das Haar zurück, wie immer wenn er überlegt. „Aufregend, wahrscheinlich. Aber ich habe das gar nicht so richtig wahrgenommen. Ich habe vorher schon seit fast 10 Jahren Musik gemacht und in dieser Zeit fünf Alben realisiert. Plötzlich kamen viel mehr Leute an die Konzerte, das war natürlich schön. Aber ich habe nichts an mir oder meiner Musik geändert. Ich habe einen Tag nach dem anderen genommen und versucht, weiterhin einen guten Job zu machen. Den ganzen Rummel rundherum habe ich irgendwie en passant mitgemacht – aber im Grunde geht es mir nur um die Musik. Alles andere ist mir egal. Ich bin auch noch nicht reich geworden, auch wenn viele das glauben.“
    „Aber du bist jetzt prominent.“
    Eliot verzieht das Gesicht. „Ich mag dieses Wort nicht. Vielleicht sagen die Leute das, aber ich komme mir nicht so vor. Ich bin immer noch der gleiche Mann, der in den gleichen Supermarkt einkaufen geht, in einer 3.5-Zimmer-Wohnung lebt und seine Steuererklärung ausfüllt. Manchmal werde ich im Supermarkt erkannt. Dann wechsle ich gerne ein paar Worte mit dieser Person, aber ich kann immer noch ein normales Leben führen.“
    „Du weigerst dich also quasi, prominent zu sein – und ich habe in einem Interview mal gelesen, wenn du morgen Lust auf ein Schlageralbum hättest, würdest du das machen. Bist du ein Rebell?“
    Eliot grinst. „Meine Plattenfirma benutzt dieses Wort gerne in Pressetexten über mich. Vielleicht bin ich das, ich weiss es nicht. Aber ich mache gerne das, was ich will, das stimmt schon. Einheitspopbrei und der Geschmack der breiten Masse interessiert mich nicht.“
    „Man munkelt, du seihst kurz davor, einen Plattenvertrag bei einem der grossen Labels zu unterschreiben. Wie würde sich das mit dem Rebell in dir vertragen?“
    Eliot lacht. „Eine kritische Frage in dieser Sendung. Ich muss gestehen, dass ich überrascht bin! Munkelt man das? Ich bin sehr glücklich bei meiner Plattenfirma, Anklang Records. Sie haben immer an mich geglaubt und mich in jeder Hinsicht unterstützt. Und nein, ich habe nichts unterschrieben.“
    „Noch nicht?“, bohrt Alexa Sprecher nach.
    Eliot lächelt nur und schweigt. „Es gibt noch etwas, worüber du nicht gerne sprichst – man weiss praktisch nichts über dein Privatleben.“ Eliot verschränkt die Arme vor der Brust und nickt.
    „Verstehst du, dass sich deine Fans und dein Publikum dafür interessieren?“ Alys schüttelt ein wenig den Kopf. Ist es nicht eine goldene Regel im Journalismus, dass man keine geschlossenen Fragen stellen soll?
    „Nein, das verstehe ich nicht. Mich interessiert doch auch nicht, mit wem du zusammen bist und welche Farbe dein Teppich im Wohnzimmer hat oder ob du einen Teich mit Goldfischen im Garten hast ...“
    Alexa Sprecher sieht aus, als könne sie nicht glauben, dass man sich nicht für das Privatleben von Prominenten interessieren kann. Sie garniert die nächste Frage mit einem breiten Lächeln und Zähnen, so weiss wie aus der Werbung: „Man weiss aber, dass du mit jemandem zusammen bist – und das schon lange. Warum sprichst du nicht über deine Partnerin?“
    „Weil wir das beide nicht wollen. Sie unterstützt meinen Weg seit wir uns kennen, aber meine angebliche Prominenz ist ihr egal. Meine Freundin steht nicht darauf, im Supermarkt erkannt und mit „Frau Wagner“ angesprochen zu werden. Sie ist kein Dekorstück, das an meinem Arm über rote Teppiche schweben will. Sie ist eine

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