Sehnsüchtig (German Edition)
wünsche ich dir auch. Auf Wiederhören.“
„Bye“, sagt er und hängt auf. „Was hat er gesagt?“, fragt sie im gleichen Moment. Mascha schmunzelt. Vielleicht, weil die Ungeduld gepaart mit Neugier normalerweise eher ihr zuzuordnen ist.
„Er ist wirklich nett“, zieht sie Alys auf.
„Ja, da ist er. Jetzt sag schon.“
„Er sagte, wir sollen auf uns aufpassen, im ‚Secret’ habe es jede Menge Jungs, die nur auf das Eine aus seien. Danach sang er eine Zeile aus ‘Männer sind Schweine’.“ Beide lachen. „Darauf sagte ich, davor seien wir gefeit. Und ich musste ihm versprechen, dass wir auf uns aufpassen. Dann hat er was von deinem Freund gesagt und dass er hofft, dass du keine Probleme mit ihm hast, weil er etwas verwirrt ausgesehen habe vorletzten Mittwoch. Warum meint er, Janosch sei dein Freund?“ Alys steckt das Handy zurück in die Tasche. „Weil er ‚Dein Freund?’ gesagt hat, als er Janosch vor dem Haus sah. Was hätte ich denn sagen sollen, also habe ich genickt.“
„Ach so. Auf jeden Fall ist Eliot super sympathisch. Und du hast den Auftrag!“ Wieder legt sie eine Tanzeinlage hin. Diesmal macht Alys mit.
UNBERECHENBAR
Jemand hat einen Holzkeil unter die Eingangstür geschoben, so dass sie einen Spalt offen steht. Eliot, wegen der Sitzung? Oder jemand der Anwohner? Dann fällt ihr der Umzugswagen auf, der etwas weiter hinten auf dem Gehsteig steht. Jemand zieht ein. Viel Spass dabei, die Möbel die alte Wendeltreppe hoch zu bugsieren. Hoffentlich ist der Neuankömmling kein Klavierspieler. Dieser Gedanke lässt sie lächeln. Dann fällt ihr Eliots Klavier im Atelier ein. Dafür war wohl ein Möbellift nötig.
Sie betritt das Haus und steigt die Treppe hoch. Eliots Atelier ist im vierten Stock. Sie ist schon kurz vor dem zweiten ausser Atem. Warst du letztes Mal auch schon so steil, Treppe? Die ausgetretenen Steinstufen knirschen unter dem Takt ihrer Schritte, letztes Mal warst du zu beschäftigt damit, seinen Hintern anzustarren, Mädchen.
Blödsinn. Zwei Umzugsleute kommen aus der Türe im zweiten Stock und kreuzen ihren Weg. ‚Bellotti Umzugsservice’, steht auf ihren roten Hemden. Der hintere und jüngere der beiden lächelt ihr zu und schiebt sich mit einer geschmeidigen Bewegung eine dunkle Locke hinters Ohr. Alys schmunzelt und geht weiter. „Che Bella“, hört sie ihn zu seinem Kollegen sagen. Ihre Wangen werden warm. Sie ist es sich nicht gewohnt, ‚schön’ genannt zu werden.
Sie ist auf dem dritten Stock angekommen und macht eine kurze Verschnaufpause. Dann findet eine Stimme ihr Ohr, eine Stimme, die sie kennt, aber etwas ist anders, sie klingt wütend ...
„Ich weiss, dass es nicht so geplant war, aber ...“ Das ist Eliot. Und er ist laut. „Jetzt hör mir doch mal zu ...“ Langsam nimmt sie Treppenstufe für Treppenstufe und mit jeder Stufe versteht sie ihn besser. „Nein, nein, ich werde es nicht absagen!“ Sie lauscht auf eine andere Stimme, aber da ist keine. Er ist am Telefon. „Nein“, sagt er wieder. Und das Wort fällt noch einige weitere Male. Von „Nein“ zu „Nein“ wird seine Stimme lauter. Sie ist mittlerweile fast bei der Tür zum Atelier angekommen. Fehlen noch zwei Stufen. Was mache ich jetzt? Ich kann jetzt doch nicht klopfen, mitten in diesem Wortgefecht ... Sie holt ihr Handy aus der Tasche und blickt auf das Display. 15:01. Um 15 Uhr waren sie verabredet. „Das tut überhaupt nichts zur Sache“, herrscht er die andere Person an.
Sie beschliesst, genug gehört zu haben und steigt die Treppe wieder herab, bis in den dritten Stock, so leise sie kann. Dann wartet sie einen Augenblick und steigt sie wieder hoch. Diesmal tritt sie laut auf. „Ich diskutier das nicht länger mit dir, nicht so ...“
Sie steigt weiter die Treppe hinauf, lässt die Absätze ihrer Stiefeletten über die Treppenstufen klappern. „Ich hab jetzt keinen Zeit dafür, bye“, er legt offensichtlich auf.
„Scheisse“, schallt gleich darauf durchs Atelier. Im gleichen Moment zerklirrt etwas an einer Wand. Er hat etwas gegen die Wand geschmissen, eine Kaffeetasse? Sie hält erschrocken inne. Es klingt nicht, als wäre er in der optimalen Verfassung für eine entspannte Sitzung für das CD-Booklet. Es klingt, als wäre er überhaupt nicht in der Verfassung für irgendeine Sitzung. Aber sie kann doch nicht einfach nicht auftauchen. Sie sollte schon dort sein. Und zum Absagen ist es jetzt auch zu spät.
Also atmet sie aus, dann steigt sie die
Weitere Kostenlose Bücher