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Sehnsüchtig (German Edition)

Sehnsüchtig (German Edition)

Titel: Sehnsüchtig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne Woodtli
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kennen – also hab ich es ihm gesagt, dass wir uns im ‚Mon Amour’ begegnet sind und dass du ein Foto wolltest ...“ Sie betont das „du“. „Und er sagte, ich zitiere: ‘Ich erinnere mich. Klein und blond, bildhübsches Gesicht. Ihr wart beide vor der Bühne.’“
    „Er hat gesagt, ich sei bildhübsch?“ Mascha macht grosse Augen. Alys nickt. Einen Moment herrscht Stille. „Mascha Sommer findet keine Worte mehr. Unglaublich!“ Mascha schüttelt ein wenig den Kopf. „Wow“, sagt sie dann. „Wow“, wiederholt sie.
    „Schau nicht so ungläubig, das hast du doch auch schon zu hören bekommen ...“
    „Nicht so. Bildhübsch, das ist so – altmodisch irgendwie. Aber auch so – charmant.“
    „Charmant ist er, allerdings“, sagt Alys versonnen. „Und ein Gentleman. Er hält einem die Tür auf, hilft einem in die Jacke. Und er fährt einen Porsche 911, Baujahr 1978. Schwarz, mit Ledersitzen. Er hat mich nach Hause gefahren ...“
    „Er hat dich nach Hause gefahren?“
    „Ja, er musste ins Studio und es lag auf seinem Weg. Du hättest Janoschs Gesicht sehen sollen. ‚War das Eliot Wagner?’, hat er gefragt.“
    Alys schippt ein wenig Asche von der Zigarette. Ihr Gesicht verhärtet sich. „Ich hatte nicht zurückgeschrieben auf sein ‚Morgen Abend’-SMS. Als Eliot mich nach Hause gefahren hat, hat er angerufen ...“
    „Eliot?“, macht Mascha.
    „Nachdem er mich wiedererkannt hat, hat er gesagt, ich solle das ‚Herr Wagner’ und das ‚Sie’ weglassen. Natürlich brachte er auch wieder den Spruch von wegen ‚Mädchen mit den ängstlichen Augen’ und so.“ Sie lächelt, dann wird ihr Gesicht wieder ernst.
    „Eben, wegen Janosch. Er hat angerufen, weil er vor meiner Wohnung stand. Keine Ahnung, was er eigentlich wollte, reden oder einfach mal schnell mit mir ins Bett, das ist nicht so richtig klar geworden.“ Alys lässt den Zigarettenstummel fallen und tritt mit dem Stiefel zu. Sie streicht eine Strähne zurück, die der Winterwind ihr ins Gesicht schleudert. „Ich hab es beendet“, sagt sie dann. „Glaube ich. Er hat zweimal gefragt, ob es das es jetzt war und ich sagte, ich müsse nicht mit ihm Schluss machen, weil wir ja gar nicht zusammen waren und dass ich es nicht wisse, und dass er gehen soll, weil ich viel zu tun habe ... Danach hat er noch einen blöden Spruch über Eliot Wagner gemacht und ist gegangen.“
    „Welchen?“
    „Er sagte, ‚Wagner scheint es dir ja ganz schön angetan zu haben ...’“
    „Stilvoll“.
    „Ja, das hab ich mir auch gedacht.“ Mascha hakt sich bei ihr unter. „Das klingt ziemlich eifersüchtig ...“, sagt sie dann. „Eifersüchtig?“
    „Ja, warum sollte er das sonst sagen?“
    „Keine Ahnung, weil er gekränkt war, oder überrascht, dass ich für einmal etwas laut geworden bin. Aber eifersüchtig, worauf sollte er eifersüchtig sein?“
    „Na, er hat gesehen wie der Musiker, über den zurzeit die ganze Stadt spricht, dich im Oldtimer-Porsche vorgefahren hat. Er war dabei im ‚Mon Amour’ und hat Wagner mit dir flirten sehen. Ausserdem ist er auch Grafiker und würde sicher nicht „Nein“ zu dem Auftrag sagen ...“
    „Janosch macht aber hauptsächlich Webdesign. Und ich würde das nicht Flirten nennen, Eliot macht das sicher bei jedem Konzert mit irgendeinem Fan, das gehört doch quasi zum Job“.
    „Vielleicht.“
    „Ausserdem hat er eine klasse Frau ... Verlobte, meine ich.“
    „Ja, das weisst du aus dem Interview ...“
    „Nein, nicht nur. Sie kam im Atelier vorbei. Er hat uns gegenseitig vorgestellt.“
    „Wie ist sie so? Nachdem du mir gesagt hast, er sei liiert, hab ich mich gefragt, ob es seine Bassistin ist? Genau so stell ich mir seinen Typ Frau vor ...“
    „Die Bassistin, die wie ein Model aussieht? Mit den langen Beinen und den platinblonden Haaren? Ja, das hätte ich auch gedacht. Aber sie ist ganz anders. Klein, rotblond und zierlich. Niedliches Gesicht, hübsch auf jeden Fall, aber nicht so auf die ‚Hallo-da-bin-ich’-auf-den-ersten-Blick-Art. Toller Stil, ihre Vintage-Chaneltasche hätte bei dir eine akute Neid-Attacke ausgelöst.“
    Mascha lacht. „Vermutlich.“
    „Sie heisst Irina ...“
    „Irina?“, wiederholt Mascha und Erkenntnis leuchtet in ihren Augen auf. „Wie viele kleine, rotblonde Frauen mit einer Vintage-Chaneltasche, die Irina heissen, gibt es in unserer Stadt?“
    „Du kennst sie?“
    „Heisst sie Agren? Irina Agren?“
    „Ja, genau.“
    „Ha, die Welt ist wirklich klein! Sie

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