Sehnsüchtig (German Edition)
ist Stylistin und wir haben sie für den Werbedreh engagiert. Ich war heute den ganzen Tag mit ihr auf dem Set. Morgen auch noch einmal. Sie hat mir erzählt, dass sie eine neunmonatige Tochter hat und dass ihr Freund auf sie aufpasst. Der Freund ist also Eliot Wagner ... Sie ist klasse in ihrem Job. Und sehr sympathisch.“
„Ja, ich mochte sie.“
„Ich muss ihr morgen erzählen, dass wir uns kennen. Vielleicht weiss sie, ob Eliot sich schon entschieden hat wegen dem Auftrag ...“
„Lass das lieber, Mascha.“
„Komm schon, du kennst mich doch. Ich mach das ganz diskret. Ich fall schon nicht mit der Tür ins Haus. Versprochen. Ist das dein Handy?“
Im gleichen Moment hört Alys es auch. Don’t look at me with those eyes, why do you look so afraid ... Sie zerrt am Reissverschluss ihrer Handtasche, er sträubt sich, das hast du jetzt von deiner Vorliebe für Handtaschen aus dem Brockenhaus ...
„Haha, du hast ‚Afraid’ als Klingelton. Vielleicht hatte Janosch doch recht, von wegen ‚ganz schön angetan’.“
„Blödsinn.“ Alys kramt hektisch in ihrer Tasche. „Die verdammte Tasche hat mal wieder das verdammte Handy verschluckt“. Mascha grinst. „Wer ist das?“, will sie wissen. „Wenn es Janosch ist, haue ich ihm eine rein“, droht sie. Im gleichen Moment kriegt Alys das Handy zu fassen und wirft einen Blick auf das Display. Mascha kann die Überraschung auf ihrem Gesicht sehen.
„Allenbach“, sagt Alys, obwohl sie schon weiss, wer es ist.
„Hallo, Alys. Eliot Wagner hier.“ Die raue Stimme ist ihr mittlerweile vertraut. Heute klingt sie ziemlich müde.
„Hallo Eliot.“
Mascha neben ihr reisst die Augen auf, dann hüpft sie auf und ab und führt mitten auf dem Gehsteig etwas auf, was entfernt an den Kriegstanz eines alten Stammes erinnert. Die Absätze ihrer Highheels klackern. Alys wäre längst hingefallen, hätte sie das gleiche versucht. Zwei Passanten betrachten Mascha amüsiert.
„Wie geht’s?“, will Eliot wissen. „Gut, vielen Dank. Bei dir auch?“
„Ja, auf jeden Fall. Alle Hände voll zu tun.“ Im Hintergrund hört sie ein entrüstetes Quietschen, es klingt nach einer sehr kleinen Person, die sehr unzufrieden ist. „Sorry, das war meine Tochter. Am Abend hat sie ihre aktive Phase. Das hat sie wahrscheinlich von mir.“
Alys grinst.
„Hör zu, ich hab deine Offerte angeschaut.“
„Ja“, sagt Alys langsam. Hör auf zu rasen, Herz. „Du klingst besorgt.“ Er klingt amüsiert. Zwei, drei Sekunden verstreichen. Sie fühlen sich sehr lange an. „Das musst du nicht, ich würde dir den Auftrag gerne geben.“
„Wahnsinn! Ich meine, grossartig! Entschuldigung.“
Sein Lachen kommt durch die Leitung, dunkel, kehlig, aber auch vertraut. „Ich freue mich, dass du dich freust“, hält er fest. „Kannst du am Montag um 15 Uhr in mein Atelier kommen für eine erste Sitzung?“
„Montag, 15 Uhr. Das passt. Ich freue mich wirklich sehr.“
„Gut. Ich wünsche dir einen schönen Abend. Was macht die heutige Jugend am Freitagabend?“
Jetzt lacht Alys. „Danke für die Schmeichelei, aber ich werde im März 28. Wir gehen ins ‚Secret’.“
„An die ‚Rock’n’Roll Star’? Die ist doch jeweils freitags.“
„Genau.“
„Ist ja auch die beste Rockparty in der Stadt. Da bin ich manchmal auch, na ja, in letzter Zeit eher selten, man wird ja älter ...“ Alys lacht wieder. „Und wer ist wir? Du sagtest ‚wir’?“
„Mascha und ich. Meine beste Freundin.“ Mascha steht jetzt still und betrachtet Alys.
„Ah, Mascha, ich erinnere mich ... Ist sie auch da?“
„Ja, sie steht direkt neben mir.“
„Gib sie mir mal.“ Alys grinst. „Moment.“
„Er will mit dir reden“ , murmelt sie lautlos und streckt Mascha das Handy hin. Mascha reisst die Augen auf. „Mascha Sommer“, sagt sie ins Handy. Hört zu. „Hallo Eliot“, sagt sie dann. Alys stellt sich dicht neben sie, um zu verstehen, was er sagt, aber das Handy ist nicht laut genug eingestellt.
„Ja, genau ins ‚Secret’ ...“ Dann perlt ihr Lachen durch die Winternacht, hell und fröhlich. „Davor sind wir gefeit, glaube ich ... Jaja, das mach ich.“
Dann sieht sie einen Augenblick verwirrt aus. „Ach, du meinst Janosch.“
Janosch?
„Ja, danke, dir auch. Ich gebe sie dir wieder.“ Alys greift mit klammen Fingern nach dem Handy. „Ich bin wieder da.“
„Sympathisch“, sagt er. Alys lächelt.
„Wir sehen uns Montag. Einen schönen Abend noch.“
„Danke, das
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