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Sehnsüchtig (German Edition)

Sehnsüchtig (German Edition)

Titel: Sehnsüchtig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne Woodtli
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Gegenwart fühlen, dann blickt er über ihre Schulter. „Ich bin kein Sektenvertreter.“ Er klingt amüsiert. Mascha macht grosse Augen, hat sich aber gleich wieder unter Kontrolle. „Eliot“, sagt sie. „Nein, ich würde sagen, du bist eine sehr viel positivere Überraschung als ein Sektenvertreter.“ Sie lächelt ihn an und sogar auf dem kleinen Skypefenster ist ihr Lächeln unwiderstehlich. Das findet zumindest Alys.
    „Hallo Mascha.“ Er lässt seine Stimme noch etwas dunkler klingen als sonst und winkt ihr zu. Dann stützt er seinen Ellbogen auf Alys Schulter, bringt seinen Mund nahe an ihr Ohr und tut so als flüstere er ihr etwas ins Ohr. „Sie ist genau so schön wie damals im ,Mon Amour’“, sagt er halblaut.
    „Das habe ich gehört“, sagt Mascha. „Hast du das?“, will er wissen, ohne seinen Ellbogen von Alys’ Schulter zu nehmen. Für den Bruchteil einer Sekunde flackert Maschas Blick zu Alys und eine ganze Botschaft scheint darin zu liegen. Alys steht still da. Eliots Duft hüllt sie ein und sein Arm liegt schwer auf ihrer Schulter. Sein Körper berührt ihren Rücken, seine Körperwärme strahlt auf sie ab. Plötzlich ist das Gefühl vom Konzert wieder da, unvermindert heftig. Sie fühlt sich überfordert und gleichzeitig unfähig, sich zu bewegen.
    Sie sieht Maschas Gesicht an, dass sie es sieht. Aber Mascha kaschiert es rasch mit einem geschmeichelten Lächeln. „Ja, ich habe es gehört. Du hörst jetzt besser auf damit, sonst werde ich noch ganz rot“, sagt sie dann zu Eliot.
    Eliot lacht. „Du, Mascha, und rot werden?“
    Mascha grinst zurück, dann wandert ihr Blick wieder zu Alys. „Ich lasse euch, ich muss arbeiten. Heute Abend um neun im Bahnhof?“ Stimmt, sie wollten ja ausgehen. Auch das scheint sie vergessen zu haben. „Ja, ist gut“, sagt sie, und ihre Stimme klingt etwas rau. Lass es ihn nicht hören. „Auf Wiedersehen, schöne Frau!“ Eliot winkt Mascha zu.
    „Auf Wiedersehen, schöner Mann“, gibt sie zurück. Typisch Mascha . Männer können sie nicht in Verlegenheit bringen, nicht einmal Eliot Wagner mit seiner Mischung aus Charme und Sarkasmus. Im gleichen Moment beendet sie den Chat. „Möchtest du Kaffee?“, fragt Alys ihn rasch. Er wendet ihr sein Gesicht zu, sein Ellbogen immer noch auf ihrer Schulter, als hätte er ihn da vergessen. Sie kann seinen Atem auf ihrem Gesicht fühlen. „Ja, gerne“, sagt er dann. Sein Blick ist warm und ruhig, als sei er vollkommen entspannt und zufrieden. „Ich komme gleich wieder“, sagt sie und flieht in die Küche.
    Eine Weile steht sie wie paralysiert vor der Kaffeemaschine, stützt beide Handflächen auf die Oberfläche ihrer Küchenkombination. Verdammt. In ihrem Kopf fahren ihre Gedanken Karussell. Warum macht er das? Ist das einfach seine Art mit Frauen umzugehen? Vielleicht schon, schliesslich flirtet er auch mit Mascha. Aber irgendwie offensiver und gleichzeitig ist irgendwie jederzeit klar, dass er es nicht ernst meint. Ihr gegenüber ist er anders. Bis auf einen gelegentlichen Spruch über „das Mädchen mit den ängstlichen Augen“ tritt er ihr nicht nahe, auf jeden Fall nicht verbal. Er behandelt sie eigentlich ziemlich freundschaftlich, fast schon vertraut, und nicht wie ein typischer Kunde. Überhaupt nicht wie ein Kunde. Sie fragt sich, ob er merkt, was er mit ihr macht ...
    Verdammt, wiederholt ihre innere Stimme . Ich kann das nicht brauchen. Er ist mein Kunde. Er kommt nicht für mich in Frage. Auf keinen Fall. Selbst wenn er wollte ... Er ist verlobt. Er macht das sicher unbewusst, diese flüchtigen Berührungen, beiläufig, seit der letzten Sitzung ... Er macht das sicher, weil er nett sein will und mich sympathisch findet. Hör auf, das zu analysieren. Es ist nichts dabei. Sie wiederholt den Satz ein paar Mal in ihrem Kopf bis sie halbwegs davon überzeugt ist. So, und jetzt Kaffee .
    „Ich hab Nespresso-Kapseln. Welche magst du denn?“
    „Hast du Livanto?“, kommt seine Stimme vom Wohnzimmer her.
    „Ja“, gibt sie zurück und steckt eine goldbraune Kapsel in die Maschine. Sie hat sie immer noch nicht entkalkt, fällt ihr ein. Irgendwie tut es gut, sich auf solche alltäglichen Gedanken zu konzentrieren. Es lenkt sie von diesem Gefühl ab. Diesem Chaos von Gefühlen , besser gesagt. Sie lässt für sich einen Volluto heraus und kramt im Küchenschrank nach etwas, das sie ihm zum Kaffee servieren könnte. Kekse, Kuchen und solche Dinge hat sie so gut wie nie im Schrank. Sie ist keine

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