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Sehnsüchtig (German Edition)

Sehnsüchtig (German Edition)

Titel: Sehnsüchtig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne Woodtli
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Naschkatze. Nur Gummibärchen kann sie nicht widerstehen. Sie findet die Pralinenschachtel, die ihr Janosch vor einer Weile gebracht hat und die sie ganz vergessen hatte. Es sind ziemlich gute Pralines, keine von der ganz billigen Sorte. Und jetzt serviere ich sie Eliot . Das geschieht dir recht.
     
    *
     
    Sie kommt zurück ins Wohnzimmer, ein Tablett in den Händen, macht vorsichtige Schritte, als hätte sie Angst, damit hinzufallen. Sie stellt das Tablett auf den Couchtisch und blickt auf. „Wie nimmst du deinen Kaffee?“
    „Mit etwas Milch und einem Stück Zucker“. Er studiert ihr Gesicht während sie sich über den Tisch beugt und den Kaffee bereitmacht. Nicht zum ersten Mal fällt ihm auf, dass auf ihrer Stirn eine Falte entsteht, wenn sie sich konzentriert. Er hat ein paar Momente Zeit, ihre Augenfarbe zu betrachten. Sie sind blau ohne irgendwelche andere Nuancen, kein Grün, kein Grau darin. Es ist ein dunkleres Blau als zum Beispiel jenes von Irinas Augen. Apart irgendwie – zusammen mit dem Haar, das fast so dunkel ist wie seins. Ihr Gesicht ist wie immer nicht zu lesen, aber die Augen sind heute unruhiger als auch schon. Als würde sie etwas beschäftigen oder sie sich Sorgen machen. Er fragt sich, was es ist. Sie sieht heute aus wie damals im ‘Mon Amour’. Das Mädchen mit den ängstlichen Augen.
    Sie sieht müde aus. Schatten schimmern bläulich unter den Augen. Trotzdem hinterlässt sie einen sehr jungen Eindruck heute, vielleicht, weil sie im Gegensatz zu sonst nicht geschminkt ist. Der geschwungene schwarze Lidstrich fehlt, ebenso der rote Lippenstift.
    „Bitte sehr“, sagt sie und drückt ihm die dunkelblaue Tasse mit den roten Punkten in die Finger. Er kann ihr Shampoo riechen, es riecht nach Honig und etwas Fruchtigem, ist es Orange?
    Alys greift nach ihrer eigenen Kaffeetasse und setzt sich neben ihn aufs Sofa, nimmt einen Schluck und schlägt die Fussknöchel übereinander. Sie trägt einen kurzen Overall mit Streublümchenmuster, der viel von ihren Beinen sehen lässt. Sie stecken in schwarzen Strümpfen. Einen Augenblick hängt sein Blick an ihren Beinen, sie sind lang und schlank, dann wird ihm bewusst, was er macht. Eliot runzelt die Stirn und blickt weg. Sie hat es nicht bemerkt. Oder dann lässt sie es sich nicht anmerken.
    Na ja, Irina würde das locker nehmen . Sie machen sich gegenseitig übereinander lustig, wenn sie bemerken, dass der andere auf der Strasse jemandem hinterher schaut. Sie ist nicht eifersüchtig. Zum Glück nicht. Eifersüchtige Frauen sind ihm ein Graus. Sie hat aber auch keinen Grund dazu. Sie sind bald zehn Jahre zusammen und er war nie ernsthaft in Versuchung geraten. Sie akzeptiert auch Marlen und mag sie sogar, obwohl eine beste Freundin vielen Frauen ein Dorn im Auge wäre. Vor allem wenn sie so aussieht wie Marlen. Und sie so viel Zeit miteinander verbringen wie Marlen und er.
    Als er Irina seiner damaligen Band vorgestellt hatte – sie waren noch nicht lange zusammen damals – hatte sie ihn auf der Rückfahrt angesehen und es machte den Eindruck, als denke sie über etwas nach. Er erinnert sich daran, als wäre es gestern gewesen. Sie lächelte ihn an und fragte unverblümt: „Hast du mal mit Marlen geschlafen?“ Sie war 18 damals, er 23. Ihr Blick war direkt, der Ausdruck auf ihrem Gesicht ehrlich interessiert. „Wir sind nur Freunde“, hielt er fest. „Ich weiss. Es nimmt mich trotzdem wunder.“
    „Wie kommst du darauf?“, fragte er zurück. „Ich weiss nicht. Es scheint mir naheliegend.“ Darauf schwieg er eine Weile. „Ja“, sagt er dann. „Ein paar Mal, über all die Jahre. Zwischen Beziehungen, wenn wir mal beide solo waren. Meistens war Alkohol und Einsamkeit im Spiel. Unsere Freundschaft hat es immer überstanden, zum Glück.“ Er hielt ihren Blick fest und wartete auf ihre Reaktion, ziemlich ängstlich, ehrlich gesagt. Aber er konnte sie nicht anlügen. Ein Mädchen wie Irina Agren log man nicht an. Dafür war sie ihm längst viel zu wichtig. Sie grinste ihn an. Keine Spur von Unsicherheit oder Eifersucht. „Ich hätte es auch getan, wenn ich dich wäre. Ich meine, sie ist verdammt heiss.“ Die etwas flapsige Wortwahl brachte ihn zum Lachen. „Ja, das ist sie. Aber es wird nicht wieder vorkommen, ich habe die verdammt heisseste Frau der Welt gefunden!“ Er lenkte seinen alten Mini auf einen Parkplatz, küsste sie und für eine lange Weile sagten beide gar nichts mehr.
    Alys’ Blick holt ihn zurück in die Gegenwart. Es

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