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Sehnsüchtig (German Edition)

Sehnsüchtig (German Edition)

Titel: Sehnsüchtig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne Woodtli
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spuckt dann den Beleg aus. Sie reicht ihm eine kleine Tüte mit dem grünen Logo darauf. „Auf Wiedersehen.“ Erleichtert geht er Richtung Parkhaus. Endlich hab ich alles. Dann kommt mit Wucht zurück, was ihn den ganzen Tag beschäftigt hat und er nagt an seiner Unterlippe. Nicht der richtige Zeitpunkt. Aber dass es das nicht ist, muss er mit ihr heute klären, ob ihm der Zeitpunkt dafür nun passt oder nicht.

 
    DIE ELFE
     
    Irina sitzt im Schneidersitz auf dem Teppich im Wohnzimmer als er nach Hause kommt. Sie hat ihren Laptop neben sich, umgeben von Polaroids. Sie arbeitet oft damit, schiesst Fotos von den Outfits, die sie zusammengestellt hat. Es ist praktisch, die Bilder gleich zur Hand zu haben. Vielleicht ist auch eine gewisse Nostalgie im Spiel, wie bei der Mode, die immer wieder vergangene Zeiten zitiert und aufgreift.
    Sie hört Snow Patrol, ‚You’re all I have’ , aber nur leise, weil Lilli schon schläft. „Hallo“, sagt er. „Hey.“ Sie blickt auf. „Du warst beim Frisör“, stellt er fest. Der kinnlange Bob ist einem Bubikopf gewichen, der ihn an alte Aufnahmen von Audrey Hepburn erinnert. Sie fasst sich ins deutlich kürzere Haar und lächelt etwas unsicher. „Gefällt es dir?“
    Im Gegensatz zu vielen anderen Männern mag er auch kurzes Haar. Kurz steht ihr, es passt zu den grossen Augen und dem weichen Gesicht. Einmal mehr erinnert sie ihn an Michelle Williams, die Schauspielerin. Michelle Williams ist eine schöne Frau. Er deutet eine Verbeugung an. „Ihr entzückt mein Auge, holde Dame“. Das bringt sie zum Lachen. „Willst du auch ein Glas Wein?“ Sie hebt ihres hoch. Der Rotwein darin schillert verführerisch. „Ich nehme nachher einen Whiskey“, meint er und lässt sich neben sie auf den Teppich fallen.
    „Was machst du?“ Er hebt ein Polaroid auf.
    „Das ist Alys“, stellt er fest. Unverkennbar Alys . Sie trägt ein knielanges Kleid, blickt über ihre Schulter zurück und lächelt in die Kamera. Tiefer Rückenausschnitt, dunkelblauer Stoff umfliesst ihren Körper und schimmert, sieht nach Seide aus. Sie hat ein Tattoo auf der rechten Schulter. Er betrachtet das Wesen, feine Linien, langes Haar, Flügel, die zart aussehen. Ein Engel oder eine Fee. Sie sieht aus als würde sie jeden Moment davonfliegen. Der Stil der Zeichnung kommt ihm bekannt vor, bestimmt hat sie es selbst gezeichnet ...
    „Hübsches Tattoo“, meint er und lässt seine Hand sinken. „Ja“, sagt Irina und nimmt ihm das Bild aus der Hand. „Finger weg“, sagt sie, als er nach dem nächsten greifen will, garniert die Warnung aber mit einem Lächeln. „Du siehst die Kleider am Shooting noch früh genug“, fügt sie hinzu. „Du hast recht“, sagt er. „Ich räum’ mal die Einkäufe aus“, sagt er und steht auf. „OK, ich bin hier bald fertig“. Sie legt die Polaroids in eine Reihe und mustert sie. Sie runzelt die Stirn, wie immer wenn sie nachdenkt.
    Er verstaut gerade den Salat im Gemüsefach als er sie in die Küche hören kommt. Sie rumort etwas hinter ihm, Papier knistert; er legt den Weichkäse zum anderen Käse, da findet ihre Stimme sein Ohr.
    „Eli?“ Sie klingt seltsam. Eliot schliesst die Kühlschranktür und wendet sich ihr zu. Sie hat die Tüte aus der Apotheke in den Händen. „Wofür sind die hier? Wir brauchen doch keine.“ Sie streckt eine kleine Packung in die Luft. Es sind nicht die Kopfwehtabletten, es ist sein anderer Einkauf. Der Zeitpunkt ist gekommen.
    „Hast du vor, mich zu betrügen?“ Sie versucht, scherzhaft zu klingen, aber es gelingt ihr nicht. Sein Blick wandert von der Kondompackung in ihrer Hand zu ihrem Gesicht. Ihre Augen blicken verletzt. „Natürlich nicht“, sagt er. „Das weisst du doch.“
    Sie nickt, aber der Ausdruck in den Augen bleibt.
    „Die sind für uns ... Ich dachte, wenn etwas mit der Pille schief gelaufen ist, sollten wir auf Nummer sicher gehen, vorerst auf jeden Fall“, sagt er. Sie legt die Kondompackung auf den Küchentisch. „Ich verstehe nicht ...“
    „Ich habe den Schwangerschaftstest im Abfall gefunden“, unterbricht er sie. „Oder die Verpackung, besser gesagt.“ Ihr Mund sieht aus, als wolle sie „oh“ sagen, aber das macht sie nicht. Stattdessen strafft sie die Schultern und macht sich grösser. Ihr Blick ist direkt.
    „Bist du schwanger?“, fragt er ebenso direkt.
    Nach einer Weile schüttelt sie den Kopf. „Der Test war negativ.“ Er verschränkt die Finger ineinander. „Gut“, sagt er dann. „Das ist

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