Sehnsüchtig (German Edition)
neben Marlen und Eliot am meisten in Erinnerung geblieben war. Levin, auch ein alter Freund von Eliot. Er ist gross und sieht aus als leider er unter akutem Schlafmangel und Nahrungsentzug. Vieleicht kommt der Eindruck aber auch daher, dass er komplett schwarz angezogen ist, von den engen Jeans übers T-Shirt bis zu den schweren Stiefeln. Schwarz ist auch sein Haar, das ihm bis zum Kinn fällt. Er würde eigentlich ganz gut in einen Vampirfilm passen. Ihm nachts in einer dunklen Gasse zu begegnen stellt sie sich furchteinflössend vor. Aber er hat das gewisse Etwas und ist auf eine düstere Art attraktiv. In etwa so stellt sie sich Severus Snape vor, den tyrannischen Zaubertränkelehrer und tragischen Helden aus der Harry-Potter-Saga.
Und dann kommt sie auf die Bühne. Marlen Behringer. Die Männer im Publikum verrenken sich die Köpfe nach ihr. Alys hört, wie sie sich Dinge zuraunen, es klingt anerkennend. Marlen schenkt dem Publikum ein träges, rotgeschminktes Lächeln und greift nach ihrem Bass. Er ist silbern, glitzernd, passt zu ihr. Sie trägt ein knappes dunkelrotes Kleid, und obwohl ihre nietenbesetzten Stiefel flach sind, scheinen ihre Beine nicht enden zu wollen. „Mieze”, murmelt Mascha. Alys grinst. „Ja, sie ist umwerfend, nicht?” Mascha nickt gewichtig. „Da überlegt man sich beinahe, das Ufer zu wechseln …” Alys lacht.
„Obwohl”, kommentiert Mascha bei der Person, die nun auf die Bühne kommt, „dann doch lieber nicht. Mann, Schnecke, wie kannst du dich bei diesem Anblick nur auf deine Arbeit konzentrieren?” Es fällt mir manchmal schwer, will Alys sagen, aber sie blickt nur zu Eliot hoch und verstummt. Er schnallt sich seine rote Gibson um, legt eine Hand ans Mikrofon und blickt langsam auf. Sein Blick trifft das Publikum. „Hey. Ich bin Eliot Wagner und wir sind ‘the Bad Bats’.”
Raoul wirbelt seine Stöcke und beginnen sie zu spielen, ‚You don’t own me’, der Song, der dem letzten Album den Namen gegeben hat. Er ist hart, er ist schnell und sie haben das Publikum von Anfang an im Griff. Und doch merkt Alys nach wenigen Minuten, dass etwas anders ist im Vergleich zum ‚Mon Amour’. Am Anfang sucht sie den Grund dafür bei der Band, spielen sie anders? Aber schnell merkt sie, dass es an Eliot liegt. Er ist anders. Anders als beim letzten Konzert. Sie spricht Mascha darauf an, aber sie sieht es nicht. „Unsinn, er ist doch wie letztes Mal. Gut drauf. Sie gehen ab.” Ja, schon, aber … Es ist nur ein Gefühl, und vielleicht kann es der Rest des Publikums nicht sehen, vielleicht liegt es daran, dass sie ihn mittlerweile ziemlich gut kennen gelernt hat, aber er ist anders. Definitiv. Der Auftritt ist routiniert, professionell und alle im Publikum würden ihm wahrscheinlich Spielfreude attestieren. Aber ihr erscheint er irgendwie – abgelenkt . Nicht so präsent wie beim letzten Mal, als es so aussah, als gäbe es für ihn nichts Besseres als auf der Bühne zu stehen . Diesmal scheint er es nicht richtig geniessen zu können.
Dann kommt ‚Afraid’, er singt über ein Mädchen mit ängstlichen Augen, schau mich nicht mit diesen Augen an, warum schaust du mich so ängstlich an? Alys sieht ihn die Menge scannen, die Augen ein wenig zusammenkneifen, wahrscheinlich braucht er für die Konzerte Linsen, er scheint ja kurzsichtig zu sein, genau wie sie – und dann entdeckt er sie in der zweiten Reihe, zwinkert ihr zu, sie strahlt ihn an und er schickt ein Lächeln in ihre Richtung. Plötzlich fühlt sie sich besser, beschäftigt sich ein bisschen weniger mit der Frage, was mit ihm los ist und warum er anders ist als beim letzten Konzert.
In der zweiten Konzerthälfte scheint er angekommen zu sein . Bei ‚Come over here’ geht er auf Tuchfühlung mit Marlen, hält sie von hinten fest, tanzt mit ihr, eng, während sie immer noch Bass spielt, sie lässt ihren knackigen Hintern an seinem Becken kreisen, das Publikum johlt. Er legt seinen Kopf auf ihre Schulter und singt in sein Mikrofon, sie spielt weiter und lächelt ins Publikum.
„Oh”, macht Mascha neben ihr und blickt mit grossen Augen Richtung Alys. „Ist dir auch so warm?” Alys lächelt sie flüchtig an und kann ihre Augen kaum von dem Paar auf der Bühne lassen. Die beiden sehen aus als wären sie für einander gemacht . Seine Hand legt sich auf Marlens Hüfte, fast besitzergreifend, ihr Becken kreist immer noch an seinem.
Alys sieht ein paar Schweisstropfen auf Frederics Stirn, Mascha tanzt
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