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Sehnsüchtig (German Edition)

Sehnsüchtig (German Edition)

Titel: Sehnsüchtig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne Woodtli
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überreden lassen. Es war das ausführlichste Gespräch zwischen ihnen gewesen in all den Tagen. Sie hatten sehr wenig geredet. Sich angeschwiegen, eher. Der Streit von vor den Weihnachtstagen war gar nicht erst zur Sprache gekommen. Der Schwangerschaftstest, dass er aus dem Haus gestürmt und erst morgens um vier zurückgekommen war und alles andere. Sie war aus dem Schlafzimmer gekommen damals, sobald sie ihn die Haustüre hinter sich schliessen hörte. Ihre Augen waren immer noch verweint gewesen. „Im Atelier“ war seine Antwort auf ihre Frage gewesen, wo er gewesen sei. War ich nicht. Er war bei Alys gewesen. Aber das konnte er ihr nicht sagen, auch wenn es nichts zu bedeuten hatte. Sie hätte es falsch aufgefasst. Es hätte sich ja auch komisch angehört. Trotzdem war es seltsam, ihr nicht die Wahrheit zu sagen. Er ist es sich nicht gewohnt, Irina anzulügen. Schon gar nicht aus einem eigentlich unschuldigen Anlass.
    Eliot macht sich einen Kaffee und liest seine Mails. Ein ruhiger Samstagvormittag. Und der letzte im Jahr 2011. Ein paar Stunden zum Geniessen vor dem Konzert in der ‚Wunderbar’. Der letzte ruhige Samstagmorgen scheint ihm Jahre entfernt zu sein. Obwohl eben erst Weihnachten gewesen war. Ruhige Tage, sollte man meinen. Oder eben nicht, wie in seinem Fall. Erst war der Stress mit den Weihnachtsgeschenken gewesen, er war erst am 23. Dezember dazu gekommen. Also quälte er sich mit einer Unzahl anderer durch die Stadt, die genau so spät dran gewesen waren wie er. Danach hatte seine Mutter es sich offenbar in den Kopf gesetzt, ihm über die Feiertage das Leben schwer zu machen. Am Stephanstag, dem dritten Tag, den sie bei seinen Eltern verbrachten, kam die Explosion in Form eines heftigen Streits mit Celia. Vor sich hin gebrodelt hatte er schon lange. Er liess ein weiteres Familiendinner sausen und fuhr zurück in die Stadt. Er verschanzte sich zwei Tage lang im Proberaum und nahm neue Demos auf. Ein guter Anlass, um das Schlagzeug so richtig zu verdreschen. All seine Aggressionen daran auszulassen.
    Eliot verdrängt den Gedanken an die unerfreulichen Weihnachtstage und klappt den Laptop zu. Er beschliesst ins Bad zu gehen um sich zu rasieren, dann war das schon erledigt. Als er ein paar Minuten später aus dem Bad kommt sieht er vom Flur aus Irina. Er hält inne. Sie steht vor dem Spiegelschrank im Schlafzimmer, dreht sich von links nach rechts, scheinbar unschlüssig.
    Er bleibt unter dem Türrahmen stehen. Noch hat sie ihn nicht bemerkt. Sie ist barfuss und trägt ein kleines Schwarzes, das das Prädikat ‚klein’ wirklich verdient hat. Es endet knapp unter dem Po und lässt das meiste ihrer Beine sehen. Er liebt ihre Beine. Der Reissverschluss am Rücken steht offen. Der Verschluss eines trägerlosen schwarzen BHs kommt zum Vorschein und der grösste Teil ihres Rückens. Er liebt ihren Rücken. Sie versucht jetzt den Reissverschluss mit einer Hand zu schliessen. Es gelingt ihr nicht. Sie verlagert ihr Gewicht von einem Bein auf das andere und wieder zurück. Er lächelt versonnen. Er kennt dieses Anzeichen. Sie ist ungeduldig.
    Mit wenigen Schritten ist er bei ihr. Sie hebt den Kopf, ihre Blick finden sich über den Spiegel. „Brauchst du Hilfe?“
     
    „Ja, kannst du mir mal den Reissverschluss zumachen?“
    Er schliesst den Reissverschluss. „Danke“, sagt sie. Es klingt irgendwie erleichtert. Dann mustert sie wieder ihr Spiegelbild und zerrt am Saum des Kleides. Ihre Stirn kräuselt sich, wie immer, wenn sie unsicher ist. Er legt seine Arme um sie und verschränkt seine Finger auf ihrem Bauch. „Das Kleid ist super. Und du bist schön.“ Sie blickt auf, sucht wieder seinen Blick im Spiegel, dann lehnt sie sich zurück, schmiegt ihren Rücken an seine Brust, sich selbst in seine Umarmung. Sie ist soviel kleiner als er. Er vergräbt seine Nase in ihrem Haar, atmet ihren Duft ein, geniesst die Wärme ihres Körpers. „Ich liebe dich“, murmelt er in ihr Haar. Er hat ihr das lange nicht mehr gesagt. Aber weiss im gleichen Moment wieder wie sehr es stimmt. Er verliert nicht viele Worte über seine Gefühle für sie. Nicht im Alltag zumindest. Sie kann dafür von sich behaupten, die Inspiration für mehrere Songs gewesen zu sein. ‚Loveliest’ auf ‚You don’t own me’ gehört ganz alleine ihr.
    Sie blickt auf, die Augen gross und himmelblau, ein Gefühl lässt sie schimmern. „Ich liebe dich auch“, wispert sie. „Du ahnst gar nicht, wie sehr.“ Er zieht sie noch enger an

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