Sehnsüchtig (German Edition)
sich, bis nichts mehr zwischen sie zu passen scheint. Eine lange Weile verharren sie so und plötzlich bereut Eliot die letzten zwei Wochen. Wie konnten ich dir nur so lange böse sein sein? Normalerweise ist doch ein Streit ein paar Stunden später wieder vergessen. Er beugt sich herab und küsst ihre nackte Schulter. Dann ihren Hals. Er hört sie seufzen. Es ist lange her. Viel zu lange. Seit der Nacht vor dem grossen Streit haben sie nicht mehr miteinander geschlafen. Zeit, das zu ändern. Er löst eine Hand von ihrem Bauch, macht einen Schritt rückwärts, die Hand findet den Reissverschluss wieder, öffnet ihn, eine rasche Bewegung. „Was machst du?“, will sie wissen. Er lächelt sie über den Spiegel an. Das etwas diabolische Lächeln, dem sie nie widerstehen kann. „Ich ziehe die entzückende Frau Wagner aus.“
„Ich bin nicht Frau Wagner“, hält sie fest und hebt eine Augenbraue, aber er kann ihre Augen funkeln sehen.
„Noch nicht. Aber bald.“
Die Augenbraue wandert noch etwas höher. „Bald?“
Sie sind seit mehr als anderthalb Jahren verlobt. Als sie ihm damals sagte, dass sie schwanger sei, war er erst aus allen Wolken gefallen. Kinder waren damals etwas, über das er erst in ein paar Jahren nachdenken wollte. Dabei waren sie bereits acht Jahre zusammen und er war 31. Dann plötzlich meldete sich Lilli an. Ziemlich überraschend, dann wieder doch nicht, sie hatten es wohl in Kauf genommen. Nach dem ersten Schock war er in die Stadt gefahren, mit einer Kindergitarre im Arm und einem Song für sein ungeborenes Kind im Kopf zurückgekehrt. Zwei Tage später hatte er Irina einen Heiratsantrag gemacht. Wenn schon, dann richtig, hatte er sich gedacht. Wann genau die Hochzeit stattfinden soll, hatten sie dann nie mehr besprochen. Zuerst mussten sie eine neue Wohnung suchen, dann kam das neue Album, dann kam Lilli, dann kam die Sache mit ‚Sehnsüchtig’ und es blieb keine Zeit mehr, Hochzeitspläne zu schmieden. „Bald?“, wiederholt sie. „Das ist ja etwas ganz Neues ...“ Er kann ein leises Lächeln in ihren Mundwinkeln sehen. „Bald“, bestätigt er. „Im Sommer, zum Beispiel, wenn das Album fertig ist.“
Sie lächelt und schmiegt sich wieder an ihn. „Und wer sagt, dass ich wirklich Frau Wagner werde? Vielleicht will ich ja weiter ‚Agren’ heissen ...“
Er grinst. „Mal sehen. Du weisst, ich kann sehr überzeugend sein.“
„Das weiss ich“, murmelt sie.
„Zum Beispiel so“, flüstert er in ihr Ohr und lässt seine Hände über ihren blossen Rücken wandern, ganz leicht, nur die Fingerspitzen auf ihrer Haut. Sie seufzt wieder. Er lächelt und beisst sie sachte ins Ohrläppchen, presst sich an ihren Rücken, ihren Po, um sie fühlen zu lassen, was er will. Dass er sie will. Bald darauf findet sich ihr neckisches Kleidchen auf dem Parkettboden wieder, bekommt Gesellschaft von ihrem BH und dem knappen Slip aus schwarzer Spitze, sein Hemd fällt, dann seine Jeans und das wenige andere, was er noch am Leib trägt. Irina selbst findet sich im Bett wieder. Die Küsse sind heute drängend. Fast hungrig. Dann streicht er ihr eine kurze rotblonde Strähne aus dem Gesicht und beschliesst, das Tempo zu drosseln. Wir haben alle Zeit der Welt. Oder auf jeden Fall noch mehrere Stunden bis er sich anziehen und die Band im Proberaum treffen muss, um den alten Kleinbus mit dem Equipment zu beladen.
Er nimmt sich Zeit. Zeit, ihre Berührungen zu geniessen. Sie zu berühren. Seine Hände auf ihrer Haut, dann sein Mund. Überall. Er kennt jede Stelle ihres Körpers, jede Kurve, jede Linie, jeder Leberfleck ist ihm längst vertraut und trotzdem kommt sie ihm immer noch vor wie ein Wunder. Er nimmt sich Zeit für sie, Zeit, ihr gut zu tun, sie zu verwöhnen auf jede Art, die ihm einfällt.
Dann wird sie ungeduldig, drängt ihr Becken gegen seins. Will ihn. Jetzt. Er legt eine Hand über ihre rechte Brust, es ist ihr ein bisschen etwas geblieben seit Lilli, sie ist perfekt. Er legt die andere Hand auf ihre Hüfte. Sie drängt ihre Hüften gegen seine und er hört das Geräusch, das über seine Lippen kommt. Gleich. Gleich. Dann fällt ihm etwas ein und er weiss später nicht genau, warum er gemacht hat, was er gemacht hat. „Warte“, murmelt er und lehnt sich über sie, Richtung Nachttisch, kramt in der Schublade, findet was er sucht. Die kleine Packung, gekauft in der Bahnhofsapotheke vor fast drei Wochen. Sie schaut ihn überrascht an, dann macht die Überraschung einem seltsamen
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