Sehnsüchtig (German Edition)
school’.
Mascha scheint das nicht zu finden. Sie strahlt ihn an und er quittiert ihren glühenden Blick mit einem weiteren Lächeln. Er streckt Alys, die ihm am nächsten sitzt, eine Hand entgegen. „Hey! Ich bin Noah.“ Endlich fällt ihr ein woher sie ihn kennt. „Alys. Freut mich. ‚Manor on a Hill’, oder? Ich hab euch vorletzten Sommer auf einem Festival gesehen.“ Er scheint geschmeichelt, dass sie ihn erkennt. Alys erinnert sich, dass Marlen diesen Herbst ein paar Konzerte mit ihm und seiner Band gespielt hat. Dass er schon lange hinter Marlen her ist. Das behauptet zumindest Eliot. Wahrscheinlich hat er Recht. „Cool, hat es dir gefallen?“, fragt er jetzt. „Ja, sehr.“ Das stimmt. Schon damals war ihr Noah Hirsbrunner unsympathisch gewesen, aber seine Musik ist gut. ‚Manor on a Hill’ sind alte Weggefährten von Eliot, wenn auch noch nicht ganz so erfolgreich. Das Potential dazu haben sie aber auf jeden Fall.
„Bist du eine Freundin von Eliot?“
„Ich bin Grafikerin und mache das Artwork des neuen Albums.“
„Ach so. Super.“ Sein Blick schweift über ihre Schulter zu Mascha. „Das ist Mascha Sommer. Und Frederic Altwegg.“ Sie betont das „und“ und hofft, er versteht es so, dass die beiden zusammengehören. Auch wenn es nicht so ist. Aber selbst wenn, Maschas Art, ihn anzusehen wird ihn rasch eines Besseren belehren.
„Mascha“, sagt er mit weicher Stimme. „Freut mich dich kennen zu lernen.“ Er greift nach ihrer Hand. Mascha lächelt zu ihm auf. Die Rehaugen funkeln. Alys dreht sich weg. Sie ahnt bereits, wie es herauskommen wird. Noah begrüsst Frederic, oberflächlich höflich. Dann Tom. Danach setzt er sich neben Mascha. Verwickelt sie in ein Gespräch. Bald haben sie nur noch Augen füreinander und Frederic sitzt offensichtlich hilflos daneben. Wie bestellt und nicht abgeholt. Verdammt.
Marlen kommt auf Alys zu. „Gehen wir eine rauchen?“ Alys nickt. Draussen ist es kalt. Sie schliesst den obersten Knopf ihres Mantels und studiert Marlens Gesicht im kalten Licht des Hintereingangs. Es tut ihrer Wirkung keinen Abbruch. Marlen zündet sich eine Zigarette an und streckt Alys die Schachtel entgegen. Sie rauchen die gleiche Marke . „Danke“, murmelt Alys und nimmt sich eine.
„Bei deiner Freundin und Noah sprühen ganz schön die Funken.“ Marlen zwinkert ihr zu. Es scheint sie nicht zu stören. Trotz der kalten Nachtluft kann Alys ihr Parfüm riechen. Es ist süss und sinnlich. Es passt zu ihr. Alys nickt. „Dabei sagt Eliot, er macht dir den Hof ...“ Marlen lacht. Es ist dunkel und erinnert Alys an Eliots Lachen. Einfach die weibliche Version . „Ach, Noah hält sich gerne verschiedene Optionen offen. Ausserdem hat er es vielleicht langsam begriffen. Ich spiele gerne mit ihm zusammen, aber das war’s auch schon. Nur gut ist Lana nicht da.“
„Lana?“, fragt Alys obwohl sie die Antwort erahnt. „Noahs aktuelle Freundin. Sie ist Model. Du kennst sie vielleicht von dieser Unterwäschekampagne zu Weihnachten.“ Sie nennt den Namen einer bekannten Warenhauskette. Alys hat das Bild im Kopf. Grüne Augen, schwarze Locken, grossartige Kurven.
„Vielleicht sollte ich das Mascha sagen ...“, murmelt sie. „Meinst du, es ändert etwas?“
„Ich weiss nicht“, sagt sie. Dann kommt ihr Maschas Spruch in den Sinn. „Manchmal denke ich wirklich, du entstammst einem Disney-Film.“ Wahrscheinlich ändert es nichts. Diese Wahrheit gefällt ihr nicht. Aber Mascha ist eine erwachsene Frau. Vielleicht fällt ihr ja noch rechtzeitig ein, was sie ihr heute über Frederic gesagt hat. Dann wieder ist Mascha, wenn einmal entflammt, nur schwer zu stoppen. Noah Hirsbrunner ist ja auch ein Leckerbissen . Gut fürs Selbstbewusstsein. Und sei es nur für eine Nacht. Marlen zuckt mit den Schultern. „Er ist es ja, der die Regeln bricht, eigentlich. Nicht deine Freundin. Sie ist Single, oder?“ Alys nickt. „Überzeugter Single“, sagt sie. „... Aber dieser Frederic steht auf sie, nicht wahr?“ Du hast es erfasst. „Ja und wie. ‚Auf sie stehen’ ist etwas untertrieben.“
„Armer Frederic“, sagt Marlen, lässt die Zigarette fallen und tritt sie unter ihrem Stiefel aus. „Wo ist eigentlich Irina?“, fragt Alys. Keine Ahnung warum dir das jetzt in den Sinn kommt. Vielleicht weil eben die Rede von Freundinnen war. Marlen streicht sich eine platinblonde Strähne aus dem Gesicht. Die Augen ernst. „Sie feiert mit ihren Girls, soviel ich weiss. Sie war nicht
Weitere Kostenlose Bücher