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Sehnsüchtig (German Edition)

Sehnsüchtig (German Edition)

Titel: Sehnsüchtig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne Woodtli
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Ausdruck Platz. „Die brauchen wir nicht“, sagt sie. Er will etwas erwidern, aber sie kommt ihm zuvor: „Falls es dir nicht aufgefallen ist, ich hatte letzte Woche meine Tage. Die Gefahr ist also vorbei. Und ich nehme immer noch die Pille.“ Ihre Stimme klingt komisch bei den letzten Worten. Plötzlich steht der Streit wieder im Raum. Und zwischen ihnen.
    „Ja, aber ich dachte ...“
    Abrupt rückt sie von ihm ab. Nimmt ihre Hand von seinem Bauch.
    „Irina, bitte ...“ Er versucht, beschwichtigend zu klingen. Nicht erregt und ungeduldig. Sie aber zieht die Bettdecke über sich. Als würde sie frieren. Oder als würde sie sich vor ihm verstecken wollen. Die Bewegung kränkt ihn.
    „Nein, nicht ‚Irina, bitte’ ...“ bringt sie hervor. „Ich will, dass du mir vertraust. Ich will nicht, dass du mit mir umgehst als wäre ich ein billiger One Night Stand. Wir sind fast zehn Jahre zusammen und jetzt plötzlich, von einem Tag auf dem anderen, beschliesst du aus einer Laune heraus mich wie eine flüchtige Affäre zu behandeln.“
    „Liebling ...“, fängt er an. Sie hebt eine Hand als wolle sie ihn damit zum Schweigen bringen. Das will sie wahrscheinlich wirklich. „Oder ich könnte den Eindruck bekommen, du hast mich betrogen und weisst nicht, ob die andere was hatte und jetzt müssen wir plötzlich aufpassen.“
    Er ist erregt, ungeduldig und gekränkt: „Das ist Blödsinn, was du da sagst. Und das weisst du ganz genau!“ Sie presst die Lippen zusammen und rutscht Richtung Bettkante. Weg von ihm . „Ich werde dich nie betrügen“, hält er fest.
    „’Nie’ ist kein Wort, das man leichtfertig verwenden sollte“, bringt sie hervor. Eine Weile starren sie sich an. „Ich weiss, dass du mir treu bist. Aber ich finde es daneben wie du mit mir umspringst. Als würde ich dir ein Kind unterjubeln wollen.“ Tränen glitzern in ihren Augen. Sie macht Anstalten, das Bett zu verlassen. Er angelt nach ihrer Hand. Sie entzieht sie ihm. „Wo willst du hin?“ Er klingt fassungslos. „Mir ist die Lust vergangen“, schleudert sie ihm ins Gesicht. Sie steigt aus dem Bett, marschiert zur Tür, wischt sich mit der Handfläche über das Gesicht. Er kennt diese Geste. Gleich beginnt sie zu weinen . „Irina, bleib hier“, versucht er es noch einmal. Scheisse. Als Antwort knallt sie die Badezimmertür hinter sich ins Schloss. Er liegt allein im Bett, der Mund trocken vor Erregung , oder vor Wut, plötzlich ist ihm kalt. Er kann sie im Badezimmer weinen hören.
    Sie reden nicht mehr miteinander an diesem Vormittag. Als sie aus dem Bad kommt, geht er an ihr vorbei um zu duschen. Er ignoriert ihr verheultes Gesicht. Er duscht lange. Kalt. Danach zieht er sich an und fährt in den Proberaum um sich auf das Konzert vorzubereiten.
     
    *
     
    „Hallo zusammen.“ Ein Mann kommt backstage und strahlt in die Runde . Als hätte jeder mit ihm gerechnet, denkt Alys. Zahnpastawerbungslächeln. Er sieht gut aus. Ein schöner Mann mit einer klassischen Schönheit, die Eliot fehlt – die er aber mit seiner Ausstrahlung wettmacht. Mit seinen Ecken und Kanten und diesem Lächeln. „Hey, du hast es also doch noch geschafft.“ Das ist Marlen, die jetzt aufsteht und auf ihn zugeht. Er kommt Alys bekannt vor und sie zermartert sich das Hirn, wo sie ihn schon mal gesehen haben könnte. Marlen küsst ihn auf die Wange und er legt seine Hand auf ihren Rücken – knapp unterhalb der Höflichkeitsgrenze. Mascha studiert den Neuankömmling. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht gefällt Alys nicht. Bitte nicht. Frederic neben ihr nippt an seinem Bier und scheint noch nichts zu bemerken. Alys wirft Mascha einen eindringlichen Blick zu. Aber sie bemerkt ihn nicht. Oder tut einfach so.
    Er steuert jetzt auf den Tisch zu, wo Mascha, Frederic, Alys und Tom sitzen. Raoul und Levin haben sich schon vor einer Weile verdrückt. Wahrscheinlich, um die Frauen vorne in der Bar zu checken .
    Jede Bewegung von Marlens Bekanntem strahlt Selbstbewusstsein aus. Er ist sich seiner Wirkung bewusst. Skinny Jeans und zwar eine der teuren Marken. Feinrippshirt, weiss, ein Arm bis zum Handgelenk mit Tätowierungen bedeckt. Lackstiefel, die man benützen könnte um sich den Lippenstift nachzuziehen. Er ist blond und seine Frisur könnte Werbung machen für irgendein Haarwachs. Er ist etwa 30. Hallo-ich-bin-ein-Rockstar , sagt sein Auftreten – nur wirkt es nicht ganz so mühelos wie bei Eliot, findet Alys. Ein wenig glattgebügelt, etwas ‚to cool for

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