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Sei gut zu dir, wir brauchen dich

Titel: Sei gut zu dir, wir brauchen dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Conen
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linken, eher rational, analytisch ausgerichteten Gehirnhälfte ausgeglichen und auch die rechte Seite stimuliert.
    Begeben auch Sie sich nun einmal ins Reich der Sinne. Denn Ihre Sinne müssen angeregt und mit Informationen gefüttert werden,
     sonst schlafen sie ein. Möchten Sie gerne schneller denken, sicherer entscheiden und sich beim Umgang mit sich selbst und
     anderen mehr auf Ihre Intuition verlassen, so benötigen Sie ein waches Sinnesbewusstsein. Mit den folgenden Sensibilisierungsübungen
     können Sie Ihre Sinne wecken.
    Essen neu schmecken
    So seltsam es klingen mag, doch in der Art, wie Menschen essen, zeigt sich oft, wie sie ihre Sinnesorgane insgesamt nutzen
     – eher unbewusst, eilig, ohne besonderen Genuss oder mit Aufmerksamkeit und Hingabe, sich am Sinneserlebnis bereichernd. Die
     heutige Zeit spaltet die Nation in »Fast-Food-Menschen« und Genießer. Das zentrale Argument der Ersteren: Das tägliche Gehetztsein
     macht mich zu einem Wesen, das die meiste Zeit über rasen muss, aber nur selten rasten kann, um sein Pensum zu schaffen. Entsprechend
     sieht dann die Ernährungsweise aus. Viele schaffen es nur, sich zwischen zwei Terminen einen Döner oder Burger einzuverleiben
     oder abends für das Essen vor dem Fernseher Tiefkühlpizza aufzutauen. So jemand hat bald verlernt, dass Essen ein Erlebnis
     für alle Sinne sein kann – kommt doch der Geschmacks- und Geruchssinn genauso zum Einsatz wie das Sehen, Fühlen und Hören.
     Als »Fast-Food-Mensch« verschenkt man also nicht nur Gaumengenuss, sondern entzieht der eigenen Sinneswahrnehmung auch insgesamt
     die Nahrung.
    Wer beim Essen abstumpft, stumpft nicht selten in seiner gesamten |156| Sinnlichkeit ab. Nehmen Sie sich nicht selbst etwas weg – auch wenn Sie oft nur wenig Zeit haben. Werden oder bleiben Sie
     trotz engem Terminplan ein Genießer. Immer dann, wenn Sie in der Gehetztheit des Alltags eine Mahlzeit zu sich nehmen, sollten
     Sie sich trotzdem dazu anhalten, sich dem Schmecken hinzugeben. Erfreuen Sie Ihren Sehnerv an den lecker und schön zubereiteten
     Speisen, genießen Sie den Duft der frischen Kost, laben Sie sich am weichen, warmen oder knackigen Gefühl im Mund, hören Sie
     auf das Krachen beim Zerbeißen und so weiter. Diese leicht umzusetzenden Schritte regen das Sinnesbewusstsein insgesamt an.
    Vielleicht haben Sie auch schon von einem der zahlreichen Dunkelrestaurants gehört, in denen die Gäste vollkommen ohne Licht
     speisen. Dies kann ein Anfang auf dem Weg zu bewussterem Genießen sein, denn dort konzentriert man sich beim Essen ausschließlich
     auf die Geruchs- und Geschmacksnerven. Erfahren Sie, wie viel mehr Sie beim Essen wahrnehmen, wenn das Auge ausnahmsweise
     mal nicht mitessen darf.
    Zelebrieren Sie ab und zu die Langsamkeit
    Verlangsamen Sie bewusst Ihre Aktivitäten immer wieder einmal. Ihre Wahrnehmungskanäle erhalten nicht genügend Nahrung, wenn
     Sie sich nicht ab und zu aus dem engen Korsett Ihres täglichen Zeitplans befreien. Durch Langsamkeit erhöhen Sie die Wahrnehmungsfülle
     und -qualität, ganz gleich, ob Sie langsamer essen, langsamer gehen oder langsamer lieben. Sie liefern dadurch Ihren Sinnesorganen
     mehr Reize. Beginnen Sie schon morgens damit, indem Sie langsam aufstehen (dafür Ihren Wecker früher stellen), langsam duschen
     (ausgiebig das warme Wasser auf der Haut genießen) und ganz, ganz langsam die erste Tasse Tee trinken (am besten die Schale
     in beide Hände nehmen und daran wärmen). Aber auch tagsüber sollten Sie Ihr Tempo zwischenzeitlich immer mal wieder gezielt
     drosseln.
    |157| Schaffen Sie sich langgezogene Momente, in denen Sie Ihre Sinne mehr Eindrücke sammeln lassen als gewöhnlich – ob Sie mit
     dem Auto kurz anhalten, um eine schöne Aussicht zu genießen, bei einem kurzen Spaziergang den Duft des Herbstlaubs in sich
     aufsaugen, Ihren Partner in den Arm nehmen und seine Nähe ausgiebig fühlen. Ganz gleich, ob Sie etwas sehen, hören, riechen,
     schmecken oder anfassen – versuchen Sie, in diesen Minuten zu verweilen und langsam wahrzunehmen. Reden Sie sich nicht ein,
     dafür keine Zeit zu haben. Nehmen Sie sich einfach diese Zeit, denn sie ist gut investiert: Sie erweitern damit die Aufnahmefähigkeit
     Ihrer Sinne – alles bekommt eine neue Logik und Qualität.
    Als Einstimmung empfehle ich Ihnen das Buch Die Entdeckung der Langsamkeit von Sten Nadolny – falls Sie es nicht schon kennen. Es zählt zu meinen Lieblingsbüchern und ist ein

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