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Sei lieb und büße - Thriller

Sei lieb und büße - Thriller

Titel: Sei lieb und büße - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
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ist zu weit gegangen. Tabea, Bessy und Laureen hätten sich nicht einmischen dürfen. Auch wenn es sich gut angefühlt hat, von ihnen den Rücken gestärkt zu bekommen.
    Sina erreicht die Reinigung und betritt den kleinen Laden. Als sie die Tür hinter sich schließt, ertönt ein helles Glockenspiel und eine Frau mittleren Alters in einer Kittelschürze tritt aus einem Hinterzimmer.
    »Ja bitte?«
    »Guten Tag. Frau von Wasen hat heute eine Lederjacke abgegeben. Können Sie mir sagen, wann sie fertig ist? Es ist sehr dringend.«
    Die Frau geht einen Stapel blaue Zettel durch. »Montag.«
    »Schneller geht es nicht?«
    »Das ist sehrschnell.« Sie wirft einen zweiten Blick auf den Zettel. »Ich habe Frau von Wasen schon gesagt, wir können nicht garantieren, dass sich der Fleck entfernen lässt.«
    »Aber es könnte klappen?«, fragt Sina nach.
    »Könnte.« Die Frau legt den Zettel neben die Registrierkasse zurück. »Noch einen Wunsch?«
    »Nein«, sagt Sina und versucht zu lächeln. »Danke.«
    Im Krankenhaus wird Sina einmal mehr vom Brummen des Monitors begrüßt. Sie hat nicht vorgehabt, Frederik heute zu besuchen, und doch hat sie sich irgendwann vor der Eingangspforte wiedergefunden. Bessys Worte über Frederik schwirren so hartnäckig durch ihren Kopf wie Motten ums Licht. Wenn Frederik wirklich schon mehrere Mädchen aus der Mannschaft geküsst hat, ist sie für ihn wahrscheinlich nur ein unbedeutendes Abenteuer. Eine von vielen. Der Teddybär lächelt sie freundlich an, als wolle er ihre Gedanken bestätigen. Von wem er wohl sein mochte? Céline?
    Ob das Mädchen, das Céline als Kapitän abgelöst hat, auch seine Freundin gewesen ist? Sina starrt den Bären an, als halte sein oranges T-Shirt die Antworten zu ihren Fragen bereit. Dann richtet sie ihren Blick auf Frederik. Unverändert liegt er in seinem Bett, aus dem Schlauch träufelt eine Flüssigkeit gleichmäßig in den Arm, die Bettdecke ist säuberlich glatt gestrichen. Sie konzentriert sich auf das Heben und Senken seines Brustkorbs und plötzlich ist es ihr egal, wie viele Mädchen er geküsst hat. Dich hat er als Letzte geküsst, das ist alles, was zählt.
    Die Tür geht auf und eine dickliche Schwester walzt durch den Raum. Kurz grüßt sie Sina, dann geht sie zu Frederik, dreht ihn auf die Seite und stabilisiert ihn mit einer zusammengerollten Decke.
    »Entschuldigung, können Sie mir sagen, wie es ihm geht?«
    Die Schwester bleibt vor ihr stehen. »Sind Sie Familie?«
    »Seine Freundin.«
    »Tut mir leid«, antwortet sie schroff. »Dann darf ich nichts sagen.«
    »Können Sie mir wenigstens sagen, wie der Unfall passiert ist?«
    »Nein, da müssen Sie schon den Bericht anfordern, aber«, sie mustert Sina abschätzend, »dazu müssten Sie volljährig und eine Angehörige sein.« Dann verlässt sie das Zimmer und mit ihr eine Wolke erhabenen Pflichtbewusstseins.
    Sina bemerkt, dass der Stuhl, den sie gestern ordentlich an den Tisch zurückgestellt hat, an Frederiks Bett steht. Wer ihn wohl besucht hat? Seine Mutter? Ob sie schon zurück ist? Einmal hat er von ihr erzählt, im Bus, als sie zu einem Turnier gefahren sind. Sina erinnert sich genau. Sie fand es aufregend, mehr über Rik und sein Leben zu erfahren. Seine Mutter betreibt ein Ausflugsbüro auf einem Kreuzfahrtschiff. Je nachdem, wo sie sich gerade befindet, würde es nicht einfach sein, nach Deutschland zu gelangen, ohne zunächst eine größere Stadt anzulaufen. Als kleiner Junge ist Rik manchmal dabei gewesen und hat seine Mutter auf den Landausflügen begleiten dürfen, die sie organisiert hat. Als dann die Schuljahre kamen, ist er nach Kranbach zu seiner Oma gezogen. Rik und seine Mutter. So wie er von ihr gesprochen hat, mussten sie ein gutes Duo sein. Ein echtes Duo, denn ein Vater existierte nicht.
    Sina betrachtet sein fahles Gesicht. Hoffentlich wird er sich wieder so bewegen können wie früher. Rik ohne Sport? Undenkbar. Eher würde er sein Studium abbrechen, als das Basketballspielen aufzugeben, obwohl ihn Maschinenbau wirklich interessierte.
    Wieder streift ihr Blick den Bären. Oder ist Céline bei ihm gewesen? Ob sie ihm von ihrem Auftritt heute erzählt hat? Der Gedanke daran ist ihr peinlich. Vier gegen eine. Auch wenn Céline es verdient hat: Wo ist ihr Fair Play geblieben? Fair Play ist die Regel Nummer eins, die Regel, die Frederik in jedem Training betonte.
    Zögerlich nähert sie sich dem Bett und setzt sich auf den Stuhl.
    »Hallo, Rik.« Sie berührt seine Hand.

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