Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sei lieb und büße - Thriller

Sei lieb und büße - Thriller

Titel: Sei lieb und büße - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
Vom Netzwerk:
»Ich hoffe, du wachst bald auf. Hier gerät alles aus den Fugen, seit du nicht mehr da bist … Ich weiß gar nicht, wie ich morgen das Spiel durchstehen soll.«
    Als sei ein Damm gebrochen, erzählt sie ihm vom letzten Training und von der Jacke, von der Sache mit dem Zuckerwasser und ihrer Abrechnung mit Céline. Schließlich verstummt sie und lehnt sich auf dem Stuhl zurück.
    Das hellbraune Kunstleder ist weich gepolstert, die warme Luft und das monotone Piepen wirken einschläfernd. Am liebsten möchte sie sitzen bleiben, bis Frederik aufwacht und sich alles wieder einrenkt. Wäre er morgen dabei, würde sich niemand trauen, ein falsches Wort gegen sie zu richten, sie zu stoßen oder abzuwerfen. Doch Frederik zeigt keinerlei Regung. Seine Augen liegen ruhig in den dunklen Höhlen, die sein bleiches Gesicht noch bleicher erscheinen lassen. Plötzlich erträgt sie seinen Anblick nicht mehr. Sie fixiert den weiß gerahmten Kunstdruck an der gegenüberliegenden Wand. Die erdigen Farben des Bildes verschwimmen vor ihren Augen, das Kamel darauf setzt sich in Bewegung und marschiert durch die hügelige Wüste.
    »Tut mir echt leid, Kumpel, wenn ich gewusst hätte, dass du so einen Scheiß baust, wär ich früher zurückgekommen. Ich dachte, du hättest damit abgeschlossen.«
    Die Stimme dringt in sanften Wellen in Sinas Bewusstsein und vermischt sich mit den Bildern der endlosen Wüste.
    »Warum hast du nichts gesagt? Dachtest du, ich wäre die falsche Person, um darüber zu reden?«
    Sina schlägt die Augen auf. Auf der anderen Seite des Betts lehnt ein Typ, den sie noch nie vorher gesehen hat. Dunkler Anzug, weißes Hemd, die oberen Knöpfe offen. Unter der breiten Krempe seines Hutes schauen schwarze Haare hervor und sein rundes Gesicht wird von buschigen Augenbrauen und großen dunkelbraunen Augen dominiert. Verlegen richtet Sina sich auf dem Stuhl auf.
    »Ausgeschlafen?«, grinst er.
    Sie schüttelt sich, um die wächserne Müdigkeit loszuwerden.
    »Äh … ja. Danke.«
    »Ich bin Max.« Er reicht ihr über Frederiks Bett hinweg seine Hand.
    »Sina.« Die Worte, die sie im Halbschlaf erreicht haben, treffen sie nun mit voller Wucht. »Womit soll Rik abgeschlossen haben?«
    Max zieht seine Hand so jäh zurück, als hätte sie ihn gebissen. »Ich weiß nicht, was du meinst.«
    »Du hast gesagt, wenn du gewusst hättest, dass er Scheiß baut …«
    Das belustigte Glitzern in seinen Augen erlischt. »Wenn du dir das nicht denken kannst, dann bist du hier fehl am Platz – das Besuchsrecht gilt nur für Verwandte und enge Freunde.«
    »Ich bin seine Freundin.« Sina beißt sich auf die kaputte Lippe. Zuckt zusammen, als der Schmerz einsetzt. Warum hat sie das gesagt? Sie wollte das mit der Freundin doch nicht mehr erwähnen.
    »Du … Was? Freundin? Weiß Frederik davon?«
    »Was ist das denn für eine blöde Frage?«
    »Na ja, Frederik hat mehr Verehrerinnen als Finger und ich hab deinen Namen noch nie gehört und immerhin wohnen Frederik und ich zusammen. In der Regel stellt er mir seine Freundin vor.«
    Sina schluckt. Frederiks Mitbewohner hat ihren Namen also noch nie gehört, während sie mit Melle kaum ein anderes Chatthema hat als Frederik. Was kann sie darauf noch sagen, ohne wie eine Idiotin dazustehen?
    »Als er den Unfall hatte, war er auf dem Weg zu mir. Es wäre unser erstes Date gewesen.«
    »Oh«, sagt Max. »Ungünstiges Timing. Tut mir leid.«
    »Mir auch. Ich hätte zu ihm kommen sollen, aber ich musste zu Hause bleiben und er wollte zu mir und dann …«
    »Hm.« Er hebt seinen Hut und kratzt sich am Haaransatz. »Und du wohnst wo?«
    »Kastanienallee.«
    »Ich will dir ja nichts unterstellen, aber nehmen wir mal an, deine Story stimmt. Kannst du mir dann erklären, warum er auf dem Weg vom Frieder-Wilhelmi-Bogen zur Kastanienallee in der Stremerstraße einen Unfall hatte?«
    »Er hatte eine Verabredung. Um halb acht.« Sina zückt ihr Handy, ruft Frederiks SMS auf und reicht Max über das Bett hinweg das Telefon. »Hier. Wenn du mir nicht glaubst.«
    Max liest die Nachricht und gibt ihr das Handy zurück.
    »Sagst du mir jetzt, womit Rik abgeschlossen haben sollte?«
    Max dreht sich um und geht zu dem schmalen Einbauschrank. Aus einer Tasche räumt er T-Shirts und Socken in die Fächer. Sina steht auf und folgt ihm.
    »Womit?«, bohrt sie nach. »Ich muss es wissen. Bitte! Rik ist auf dem Weg zu mir verunglückt. Kannst du dir vorstellen, wie ich mich fühle?«
    Max zählt die Socken nach.

Weitere Kostenlose Bücher