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Sei lieb und büße - Thriller

Sei lieb und büße - Thriller

Titel: Sei lieb und büße - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
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»Und wenn du merkst, dass du am Arsch bist, dann ist es zu spät. Einmal Opfer, immer Opfer.«
    Sina wirft ihre Münzen in den Schlitz.
    »Abgesehen davon«, sagt Bessy, »hat Céline am Samstag nicht nur dir eins reingewürgt, sondern auch Rik. Willst du das so stehen lassen?«
    Vorsichtig nimmt Sina den heißen Kaffee aus der Maschine und folgt den Freundinnen in den Pausenhof. »Rik sagt, man muss für sich selbst fair bleiben, egal, was der andere macht.«
    »Unsinn!«, ruft Tabea aus. »Das gilt doch nur, wenn ein Schiedsrichter für Gerechtigkeit –«
    Ein Stoß. Sinas Kaffee schwappt über den Becherrand und ergießt sich in einem Schwall über Tabeas Bluse. Sie hört Tabea fluchen und gleichzeitig Gabriele im Vorbeilaufen »Ratte!« in ihr Ohr zischen.
    Blitzschnell vollführt Bessy eine Pirouette und wirft ihren Becher in Gabrieles Richtung. Dunkelbraune Spritzer übersäen Gabrieles geblümtes Sommerkleid. Tabea lässt ihren Becher fallen und rennt ihr hinterher. Der Kaffee spritzt hoch und bildet am Boden eine schmutzige Pfütze. Durch das Stimmengewirr des Pausenhofs dringt Gabrieles Keifen.
    Dann spürt Sina Bessys Hand auf ihrer Schulter. »Wie wir es dir gesagt haben. Wenn du dich nicht wehrst, ist das ab jetzt Tagesordnung. Du hast die Wahl.«
    Tabea zerrt Gabriele zu ihnen. »Du wirst dich auf der Stelle bei uns entschuldigen. Bei Sina. Und bei mir.«
    »Bei dir, okay, das mit deiner Bluse wollte ich nicht. Aber bei der Ratte hier sicher nicht.«
    »Kannst du mir sagen, was ich dir getan habe?«, fragt Sina und versucht, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken.
    »Tu doch nicht so!«
    »Nicht so was?«
    »Nicht so scheinheilig.« Gabriele blitzt sie an. »Gib zu, dass du Célines Reifen zerstochen hast. Du bist gesehen worden, als du vom Unterstand gekommen bist.«
    »Ich? Spinnst du? Ich hab dort mein Rad abgestellt. Sonst nichts.«
    »Wer war es denn dann?«
    »Weiß ich doch nicht! Ich war nicht dabei.« Wütend bohrt Sina Gabriele ihren Zeigefinger in die Schulter. »Und du auch nicht.«
    »Sina?«
    Mama? Was zum Teufel will ihre Mutter hier? Warum marschiert sie so zackig wie ein Söldner über den Schulhof? Sina eilt ihr entgegen.
    »Mama!«
    Die Wangen ihrer Mutter sind gerötet, auf ihrem Gesicht ein Ausdruck der Entrüstung. Sie muss sich geärgert haben.
    »Dieser Lehner! So ein unverschämter Kerl. Er hat mich nicht empfangen. Ich musste einen Termin ausmachen.«
    »Vergiss ihn«, sagt Sina und dankt Lehner stumm für seine Pedanterie. Nicht auszudenken, wenn ihre Mutter jetzt von ihren null Punkten in der Mathearbeit erfahren hätte. »Du verschwendest nur deine Zeit.«
    »Von wegen. So lasse ich nicht mit mir umgehen. Der wird sich noch wünschen, dass –«
    »Sie sind Frau Beckhaus? Sinas Mutter?«, fällt Bessy ihr ins Wort und wendet sich demonstrativ an Sina. »Du hast mir nie gesagt, dass deine Mutter die Frau Beckhaus ist.«
    Sina starrt Bessy entgeistert an. »Wer? Was?«
    »In echt sehen Sie noch besser aus als auf dem Foto. Mein Bruder hat Ihr Buch zu Hause«, erklärt sie. »Er studiert Biochemie und ist ein großer Fan von Ihnen.«
    Als sei der Ärger über Lehner nicht existent, schenkt ihre Mutter Bessy ein breites Lächeln. »Sina, willst du mir deine Freundinnen nicht vorstellen?«
    Sina stöhnt innerlich. »Mama, das ist Bessy.« Dann deutet sie auf Tabea. »Und das ist Tabea. Adrians Schwester.«
    Ihre Mutter strahlt in die Runde. »Ihr müsst uns unbedingt besuchen. Sinas Freunde sind jederzeit herzlich willkommen.«
    25
    Beim ersten Ton des Gongs klemmt Sina sich ihre Tasche unter den Arm. Sie verlässt die Schule und schlägt den Weg Richtung Innenstadt ein. Neunzig Minuten bis zur nächsten Stunde. Knapp, aber genug Zeit, um zu Frederiks Wohnung zu laufen, Musik zu holen und wieder zurückzugehen. Wie überrascht Max am Telefon geklungen hat. Als hätte er noch nie gehört, dass es Komapatienten hilft, wenn sie eine vertraute Stimme oder Musik vernehmen.
    Mit jedem Schritt, den sie sich von der Schule entfernt, wird ihr Gang aufrechter, ihre verworrenen Gedanken klarer.
    Jeder glaubt, sie habe Célines Reifen zerstochen. Jeder. Angeblich hat jemand sie dabei gesehen. Wer, kann niemand sagen. Es scheint auch nicht wichtig zu sein, denn ihre Unschuldsbeteuerungen haben gegen die Aussage des namenlosen Zeugen einfach kein Gewicht. In der Klasse ist es wie ein Raunen herumgegangen und sie hat ihre Augen nicht erst von ihrem Buch lösen müssen, um die Blicke

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