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Sei lieb und büße - Thriller

Sei lieb und büße - Thriller

Titel: Sei lieb und büße - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
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sag es mir. Dafür bin ich da.«
    »Ach, mit einem Mal bist du da«, braust Sina auf. »Wann denn? Wo warst du denn, als Mama am Dienstag das Geschirr zertrümmert hat? Hm? Wo? Und als sie mir gestern wegen dieser bescheuerten Jacke Hausarrest gegeben hat, was hast du da gemacht? Nichts. Nie ergreifst du meine Partei. Nicht mal, wenn ich im Recht bin. Und jetzt soll ich zu dir kommen, wenn ich Ärger habe? Ich hab die ganze Zeit Ärger. Und das weißt du ganz genau und trotzdem bist du nie da. Die ganze Woche nicht. Seit wir hierhergezogen sind. Ich verstehe überhaupt nicht, warum wir in diese beschissene Stadt ziehen mussten, wenn du sowieso immer unterwegs bist.«
    Seine Hände liegen auf dem Lenkrad. Der Blick ist nach vorn gerichtet. Die Anspannung im Auto steigt mit jedem Atemzug, bis Sina denkt, der Wagen müsste explodieren und sie in den Himmel wirbeln. Sie spürt Bens Hand auf ihrer Schulter und wendet den Kopf nach hinten. Seine zweite Hand liegt auf Vaters Arm. Ben sieht von einem zum anderen.
    »Es tut mir leid«, murmelt ihr Vater und löst die Hände vom Lenkrad. Eine Hand legt er Sina auf die Schulter, mit der anderen nimmt er Bens Hand. »Es tut mir wirklich leid.«
    23
    19.   April 2011, 4   Uhr   30
    Ich bin total fertig.
    Und sauer. Nein, nicht sauer. Das ist das falsche Wort. Eher geschockt. Ja. Geschockt. Mir zittert die Hand beim Schreiben.
    Ich kann nicht fassen, was da eben passiert ist. Ich verstehe nicht, warum jemand so was tut – und vor allem: Wer?
    Vorhin auf Facebook war wieder ein Posting auf meiner Seite. Von Cruella. Diesmal keine Frage, sondern: Wenn du wirklich nicht weißt, was eine Schlampe ist, dann schau mal vor deine Haustür.
    Ich habe mich total geärgert und den Eintrag gleich gelöscht. Cruella wollte ich am liebsten auch aus meiner Freundesliste streichen, aber dann habe ich es mir anders überlegt. Offenbar hat die was gegen mich und wenn ich sie lösche, dann sehe ich nicht mehr, was sie macht.
    Jedenfalls hat mir das keine Ruhe gelassen und schließlich bin ich runtergegangen. Ich hatte richtig Angst und habe erst mal eine halbe Ewigkeit vor der Tür gestanden. Irgendwann habe ich sie dann aufgemacht. Und da war er. Ein riesiger, stinkender, matschiger Hundehaufen. Mitten auf unserer Fußmatte. Vor lauter Schreck habe ich die Tür wieder zugeschmissen.
    Ich weiß nicht, wie lange ich dagestanden habe. Erst, als sich mein Herzschlag etwas beruhigt hatte, konnte ich einen klaren Gedanken fassen. Der Haufen konnte ja nicht liegen bleiben. Also hab ich mich zusammengerissen und ihn weggeputzt. Es war total eklig, der Geruch hängt mir immer noch in der Nase.
    Ich weiß nicht, warum jemand so etwas tut. Wirklich nicht.
    Ich bin keine Schlampe. Ich bin mit Rik zusammen. Schlampen sind Frauen, die es mit allen treiben.
    Später bin ich auf Facebook und habe Cruella eine Nachricht geschrieben und gefragt, was der Scheiß soll. Sie hat geantwortet, dass ich wohl noch dümmer sei, als sie dachte, wenn ich das nicht kapiere. Und dann hat sie auf meine Seite gepostet: Schlampen sind Scheiße.
    Ich habe das sofort gelöscht und bin raus aus Facebook.
    Und seitdem sitze ich auf meinem Bett und frage mich: Warum ich? Und wer ist Cruella?
    Sie muss von hier sein, sonst hätte sie den Haufen nicht vor die Tür legen können. Jemand aus der Schule? Aber wer? Ich wüsste nicht, wer was gegen mich haben könnte. Ob es etwas mit Rik zu tun hat? Das mit der Schlampe würde zu einer eifersüchtigen Verehrerin passen. Ansonsten wäre das Einzige die Sache mit Dickie. Aber auch das kann es nicht sein. Ich war nie mit beiden gleichzeitig zusammen. Erst mit Dickie, dann mit Rik.
    Ach ja, Dickie. Er ist ziemlich angefressen, seit er wieder da ist. Ich habe den Eindruck, dass ich ihm gar nichts mehr recht machen kann, egal, wie ich mich ihm gegenüber verhalte. Rik auch nicht, aber Rik ist nicht so empfindlich wie ich. Wenn Dickie ihn anpflaumt, dann pflaumt er zurück und die Sache ist für ihn erledigt.
    Ich bin ratlos. Und ich habe Angst, was als Nächstes kommt.

MONTAG, 11.   JUNI 2012
    24
    Frau Zengers Litanei über die Brontë-Schwestern prallt von Sina ab wie ein Squashball von der Wand. Sie sieht sich um. Gelangweilte Gesichter, kritzelnde Stifte, leises Getuschel. Niemand hört zu. Als würden die Worte der Zenger einfach verpuffen. Komisch. In dem Artikel über Komapatienten steht, dass Worte und Musik sogar im Koma ins Bewusstsein dringen können. Vor allem, wenn der Patient die

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