Sei lieb und büße - Thriller
plötzlich herausstellt, dass es jemand ganz anderes war? Bist du dann immer noch so cool?«
»Jetzt komm mal wieder runter. Wer soll es denn sonst gewesen sein? Es muss jemand aus der Mannschaft gewesen sein und Bessy konnte Mia nicht leiden. Und die MMS –«
»Hat sie weitergeleitet«, vollendet Sina ihren Satz. »Mehr hast du nicht als Beweis. Es gibt auch andere potenzielle Täter. Riks Mitbewohner zum Beispiel. Er war auch in Mia verliebt und ganz schön sauer.«
»Dickie?« Céline lacht laut auf. »Du hast doch einen Knall!«
Sina stutzt. Dickie? Ist das Max’ Spitzname? Würde irgendwie zu seinem runden Gesicht passen. »Bessy verdächtigt ihn.«
Hinter Céline sieht Sina Laureen auf sie zukommen.
»Bessy!« Wieder driftet Célines Tonfall in Sarkasmus ab. »Na, das ist ja besonders aussagekräftig …«
»Hast du ein Problem, Himmelchen?« Laureen knallt ihre Tasche auf Sinas Tisch. »Dann raus damit.«
»Ja, ich habe ein Problem! Und ich bin nicht die Einzige.« Als hätte Laureen einen wunden Punkt getroffen, wird Céline lauter. »Mit dir. Und mit Bessy. Und mit Tabea. Und wie es aussieht, auch mit Sina.«
»Ich glaube, dein größtes Problem bist du selbst«, antwortet Laureen schneidend. »Du erträgst es nämlich nicht, wenn dir jemand anders die Show stiehlt. Erst hast du Mia aus dem Team geekelt, und leugne das jetzt nicht, das hat sie mir selbst erzählt. Und dann war Bessy dran. Die hast du mit deiner kleinen Lügengeschichte fertiggemacht, und nun ist Sina an der Reihe. Weil sie besser spielt als du.«
»Aber Laureen!« Der warme Bariton von Herrn Hofmann lässt alle herumfahren. »Welch wenig damenhaftes Auftreten!«
Erst jetzt bemerkt Sina, wie still es im Klassenzimmer geworden ist. Bis auf Laureen und Céline sitzen alle auf ihren Plätzen. Laureen verzieht genervt das Gesicht und lässt sich auf den Stuhl neben Sina fallen, während Céline zu ihrer Bank drei Reihen weiter vorn geht. An ihrem Schritt erkennt Sina, wie wütend sie ist.
»So eine blöde Kuh«, flüstert Laureen und schlägt ihr Physikbuch mit einem Griff auf der richtigen Seite auf. »Die sollte mal zum Psychodoc.«
»Danke für deine Hilfe«, flüstert Sina zurück. Sie öffnet ihr Heft und versucht, sich auf Hofmanns Worte zu konzentrieren, doch sie rinnen so haltlos durch ihre Ohren wie Wasser durch einen Schlauch. Wie soll sie nur herausfinden, was wirklich passiert ist? Céline braucht sie gar nicht mehr zu fragen, der Zug ist abgefahren. Laureen? Oder soll sie Max selbst darauf ansprechen, ebenso wie auf sein Verhältnis zu Mia? Aber wie? Soll sie einfach hingehen und sagen: Hey, Max, hast du Mias Nacktfoto verschickt, weil du eifersüchtig warst? Wohl kaum.
Rik hat angeblich Mias Tagebuch. Und doch ist es nicht da. Aber wo ist es dann? Hat Max es gefunden, als er die CDs durchstöbert hat? Gefunden und behalten? Immerhin hatte Rik Max auch im Visier. Vielleicht hat er deshalb den Zettel in der CD versteckt. Weil er nicht wollte, dass Max darüber stolpert. Wie furchtbar es sein muss, wenn man seinem Freund nicht mehr trauen kann. Kein Wunder also, dass Rik sich ihr anvertrauen wollte. Wenn es jemanden in Kranbach gab, der mit Mias Tod nichts zu tun haben und gleichzeitig objektiv sein konnte, dann sie.
Sina greift an ihren Anhänger und spielt mit dem kleinen Ledertäschchen. Schade. Eigentlich mag sie Max. Er ist witzig. So anders. In dem, was er sagt. Und tut. Und wie er es sagt und tut. Und er ist nett zu Ben. Und …
»Das ist hübsch«, sagt Laureen und zeigt auf ihr Halsband. »Wo hast du das her? Ich suche schon seit Wochen so was für meine bunte Tunika. Das hat genau den Gypsy-Schick, der dem Outfit den perfekten Look geben würde.«
»Aus der Geschenkboutique in der Nähe vom Marktplatz.«
»Da habe ich gestern schon geschaut, aber sie hatten nur noch welche mit schwarzem Leder. Das passt nicht zu der Tunika.«
Kurz entschlossen zieht Sina das Halsband über ihren Kopf und hält es Laureen hin. »Hier.«
»Nein, das ist deins!«
Sina drückt es ihr in die Hand. »Für dich. Du hast mir so oft geholfen, ich würde mich freuen, wenn du es nimmst.«
»Sina! Laureen!« Hofmann klopft mit dem Zeigestab an die Tafel. »Wenn ich bitten darf!«
37
Mit einem Ächzen schiebt Sina den Teller von sich. »Mann, bin ich voll!«
Ben lässt einen Rülpser hören. »Und ich erst …«
»Verdammt, Ben, du bist echt ein Ferkel. Man rülpst nicht am Tisch.«
»Du bist so –«, beginnt
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