Sei lieb und büße - Thriller
die Handynummer.«
»Nicht, wenn die Nummer unterdrückt ist. Und es war auch gar nicht mehr nachzuvollziehen, wer das Bild zuerst verschickt hat. Es hat einfach die Runde gemacht und ist dabei auch bei Rik gelandet.« Tabea legt ihre Hand auf Sinas Arm, als müsse sie sie festhalten. »Tut mir leid, ich weiß, dass Rik dir viel bedeutet. Aber wenn nicht ausgerechnet seine neue Freundin auf dem Foto gewesen wäre, dann hätte Rik es mit einem genauso blöden Kommentar weitergeleitet wie alle anderen.«
»Aber …«, beginnt Sina erneut und sucht nach den passenden Worten. »Wenn Rik euch zu Unrecht aus dem Team geworfen hat, wieso helft ihr mir dann? Seid ihr nicht wütend auf ihn?«
»Unsinn!«, winkt Bessy ab. »Das ist doch längst vergessen. Ich hätte an Riks Stelle nicht anders reagiert – wenn ich blöd genug wäre, um auf Céline hereinzufallen. Ganz ehrlich, ich war heilfroh, dass ich dadurch mitten im Schuljahr aus der Mannschaft aussteigen konnte. Ich hatte nämlich keinen Bock mehr auf diesen Zickenverein.«
Gabrieles Auftritt in der Umkleide schießt Sina in den Kopf. Wie die anderen sich geschlossen hinter sie gestellt haben. Als wollten die Mädchen ihr beweisen, dass sie nicht dazugehört. Ein unerwünschter Fremdkörper im Team. Schlagartig überkommt sie eine lähmende Müdigkeit, gepaart mit der Gewissheit, dass sich das nicht ändern wird, egal, wie sehr sie sich auch bemühen mag.
»Verstehe ich«, murmelt sie und setzt sich auf eine Bank. Wie gut, dass sie den anderen nicht blind vertraut hat. Aber weshalb hat sie dann noch immer ein komisches Gefühl bei der Sache? In ihren Ohren klingt Bessys Version der Geschichte ebenso plausibel wie die von Céline. Und doch … selbst Rik hat an Bessys Schuld geglaubt. Hätte Bessy mit ihrer Version sein Wort entkräften können?
Sie blickt auf, blickt zu Bessy, versucht, ihren Gesichtsausdruck zu entschlüsseln. Sieht sie entrüstet aus? Oder eher ertappt? Und Frederik? Hat er Max wirklich Mia ausgespannt? Würde er so etwas tun? Ist das der Grund, warum Max sich so seltsam benimmt?
Erschöpft schließt Sina die Augen. Sie weiß nicht mehr, was sie denken soll. Sie weiß nicht, wem sie glauben kann. Sie weiß nur, dass sie sich nichts sehnlicher wünscht, als dass Frederik endlich erwacht. Dass er aufwacht und endlich Licht in all das Chaos bringt.
DONNERSTAG, 14. JUNI 2012
36
Der noch leere Physiksaal stinkt nach faulen Eiern. Sina wirft die Schultasche auf ihren Platz und durchquert mit angehaltenem Atem den Raum. Dann reißt sie schwungvoll die Fenster auf und wedelt frische Luft herein. »Boah, verdammt, das hält ja kein Schwein aus!«
Im Türrahmen erscheinen Céline und Gabriele. Gabriele hält sich die Nase zu, sieht Sina und grinst. »Warst du das?«
»Ha, ha, sehr witzig.«
»Ist gut, Gabi.« Céline verdreht die Augen. »Können wir endlich mal diesen Scheiß lassen? Wir haben in zehn Tagen das letzte Spiel der Saison, da würde ich gerne als funktionierendes Team auftreten. Mit Sina«, fügt sie hinzu und schaut Sina prüfend an. »Falls du inzwischen kapiert hast, dass deine tollen Freundinnen ziemlich schlechter Umgang sind.«
»Schlechter Umgang?«, wiederholt Sina. »Heißt das, ob ich spielen darf, hängt davon ab, ob dir meine Freundinnen gefallen? Du spinnst doch.« Mit einem Schulterzucken wendet sie sich ab, doch Céline lässt nicht locker.
»Findest du nicht, dass das, was Bessy Mia angetan hat, für sich spricht?«
»Es gibt keine Beweise, dass es wirklich Bessy gewesen ist.«
»Derjenige, der es mir geschickt hat, hat es von Bessy bekommen.«
»Und Bessy hat es davor von jemand anders bekommen. Das macht sie genauso schuldig wie die vielen anderen, die nichts Besseres zu tun hatten, als es an ihre Kontakte weiterzuleiten.«
»Aber im Gegensatz zu demjenigen, der es mir geschickt hat, konnte Bessy nicht mehr nachweisen, wo sie es herhatte. Angeblich war die Nummer unterdrückt und sie hat die MMS gelöscht …« Céline klimpert mit den Wimpern. »Komm jetzt, ehrlich, Sina, das stinkt genauso wie dieser Scheißphysiksaal!«
»Du willst mich doch nur gegen Bessy aufstacheln. So wie du Rik gegen sie aufgehetzt hast. Hast du dir mal überlegt, was du mit deinem Aktionismus bei Bessy angerichtet hast? Kein Wunder, dass sie so schlecht auf dich zu sprechen ist.«
»Mir kommen die Tränen«, sagt Céline mit vor Sarkasmus triefender Stimme.
»Du bist dir deiner Sache ziemlich sicher, nicht? Was, wenn sich
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