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Sei lieb und büße - Thriller

Sei lieb und büße - Thriller

Titel: Sei lieb und büße - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
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über sie herfallen. Sina schultert ihre Schultasche und setzt sich langsam in Bewegung. Sie braucht etwas, was Tabea freuen würde. Richtig freuen. Damit sie begreift, wie wichtig sie für Sina ist. Nur was? Sie könnte Bessy fragen. Oder Laureen. Sina geht schneller, leichter, als wechsle sie von tiefem Sand auf festen Asphalt. Ja. Laureen. Der fällt sicher etwas Gutes ein.
    Riesige, in massiven Stahl gefasste Fenster durchbrechen die edle Steinverschalung und gestatten einen freizügigen Blick ins Innere. Eine große, mit einer Granitplatte bestückte Kochinsel bildet das Zentrum der Küche, dahinter erstreckt sich das Esszimmer mit Zugang zum Garten. Wie gigantisch alles ist. Die Fenster. Die Kochinsel. Die Schränke. Der Tisch. Das Haus. Selbst das Klingelschild ist mächtig und glänzend; gebürsteter Stahl, darauf in geprägten Großbuchstaben: VON WASEN.
    Sina klingelt. Wartet. Sie könnte umdrehen und gehen, Laureen stattdessen einfach anrufen. Vielleicht ist Bessy gerade da. Vielleicht stört sie …
    Die Tür geht auf. Eine platinblonde schlanke Frau in einem vornehmen Kostüm steht vor ihr.
    »Ja bitte?«
    »Guten Tag. Mein Name ist Sina und ich wollte fragen, ob Laureen –«
    Noch bevor Sina den Satz vollendet hat, ruft die Frau ins Haus: »Laureen! Besuch!« Dann öffnet sie die Tür ein Stück weiter. »Komm herein.«
    Sina tritt ein und zeigt auf ihre Schuhe. »Soll ich –«
    »Das ist nicht nötig.«
    In diesem Moment erscheint Laureen auf der Treppe, sieht sie fragend an und bedeutet Sina mit einem Kopfnicken, ihr die dunklen Holzstufen hinauf zu folgen. Laureens Zimmer ist ebenso groß und modern wie der Rest des Hauses, doch die Farbwahl lässt Sina im Türrahmen verharren. Wie im Himmel. Oder zumindest wie im Himmel eines Hollywoodfilms. Weiße Möbel, weißer Teppich, weiß umrahmter Bildschirm und eine weiße Couch vor einem überdimensionalen weiß gerahmten Fenster. Selbst die Ordner und Bücher haben einen weißen Einband, als wäre Laureens wichtigstes Kaufkriterium die Farbe des Buchrückens gewesen. Nur ein Farbklecks unterbricht die weiße Unschuld wie ein erleichtertes Aufatmen: ein knallroter Sitzsack neben dem Sofa.
    »Wow. Das ist dein Zimmer?«
    Laureen nickt.
    »Und wo schläfst du?«
    Mit einer lässigen Armbewegung zeigt Laureen auf eine Tür. »Da ist mein Bad und dahinter mein Schlafzimmer.«
    »Du hast … zwei Zimmer?«, kiekst Sina, unfähig, ihr Erstaunen zu verbergen.
    »Warum nicht? Das Haus ist groß genug. Komm, setz dich.«
    Darauf bedacht, ja keine Flecken zu hinterlassen, streift Sina ihre Schuhe ab, bevor sie den weichen weißen Teppich betritt und sich auf der Couch niederlässt. Sie ist unglaublich bequem.
    »Was verschafft mir die Ehre deines unerwarteten Besuchs?« Laureen zupft den Sitzsack in die Höhe, verpasst ihm einen Handkantenschlag und lässt sich rittlings drauffallen.
    »Ich brauche einen Tipp. Für Tabea. Ich würde ihr gerne etwas schenken.«
    »Hab ich was versäumt? Sie hat doch erst im Januar Geburtstag.«
    »Kein Geburtstagsgeschenk. Einfach so.« Sina verspürt nicht die geringste Lust, Laureen vom Aussetzer ihrer Mutter zu erzählen. Oder davon, dass Tabea sie vor Lars in Schutz genommen hat.
    »Na ja, eigentlich, äh, nicht nur einfach so. Ich …«, stottert Sina. »Ich … Sie hat mir einen Rock geschenkt. Einen karierten Mini. Dafür wollte ich mich revanchieren.« Wie geistreich, ärgert Sina sich über sich selbst. Warum hat sie sich keinen sinnvollen Grund zurechtgelegt?
    »Den Kiltmini? Den ihre Mutter auf Puppengröße gewaschen hat?« Laureen schlägt sich mit den Fingerspitzen an die Stirn. »Gewaschen! Unfassbar, wirklich. Manchmal echt nicht auszuhalten mit unseren Müttern.«
    Sie zwinkert Sina zu. »Aber wem sage ich das.«
    Ja, wem sagst du das. Hat sich wohl doch schon rumgesprochen. Sina verzieht ihren Mund zu einem gequälten Lächeln. »Hast du eine Idee?«
    »Nein.«
    »Gar keine?«, bohrt Sina nach.
    »Leider nein.« Als suche sie auf dem transparenten Lack nach Inspiration, betrachtet Laureen intensiv ihre Fingernägel. Dann sieht sie auf. »Oder …? Warte. Ich glaub, ich weiß, womit du ihr eine Freude bereiten könntest.«
    »Ja?«
    »Sie hat heute Abend einen Auftritt. Im Glanzlicht.« Laureen erhebt sich und geht zu ihrem Schreibtisch.
    »Tabea? Auftritt?«
    »Improvisationstheater. Kennst du das?«
    »Klar. Da muss man doch zu zweit sein, oder?« Ungelenk stemmt Sina sich aus den Tiefen des Sofas hoch und

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