Sei mein Mörder: Thriller (Sommerferienpreis nur wenige Tage!) (German Edition)
Finger in sein Gesicht krallte und dabei ununterbrochen die Tränen und andere Sekrete liefen, während er zuckte und fauchte und Töne ausstieß, die ihm selbst fremd waren, während dieser Reinigung, veränderte er sich noch mehr, als er es bisher getan hatte.
Was er erlebte, hatte nichts mehr mit Freuds freier Assoziation zu tun, sondern ging weit zurück bis zur Tragödie der Antike. Er erlebte einen urwüchsigen Zustand, der unkontrollierbar war und seiner Seele entsprang.
Er dachte nicht dabei, das war nicht möglich. Er analysierte nicht, das wäre absurd gewesen, sondern bestand nur noch aus Gefühl, aus überbordender Emotion, die ihn schier zerriss, denn schließlich hyperventilierte er und grunzte und fluchte, bis er endlich, nach einer unendlich wirkenden Zeit, zur Seite klappte und tonlos ins Kissen schluchzte, bis er sich langsam, sehr langsam beruhigte.
Patienten hatten ihm gestanden, dass sie sich während ihrer Katharsis wie Wahnsinnige gefühlt und befürchtet hatten, den Verstand zu verlieren. Nun wusste er, dass sie Recht gehabt hatten.
Er rollte sich auf den Rücken, warf die Beine auf die Couch, starrte noch eine Weile aus trüben Augen an die Zimmerdecke, dann schlief er ein, tief und traumlos.
29
Mark erwachte, da er meinte, etwas gehört zu haben. Er lauschte in die Dunkelheit. Dort war nichts, lediglich das gleichtönige Ticken der Standuhr, deren Stundengong er ausgeschaltet hatte. Er sah auf sein Handy. Niemand hatte versucht, ihn anzurufen, also schien man akzeptiert zu haben, dass er nicht mehr im LKA gewesen war.
Man hat mich nicht vermisst!
Auch Prenker ließ ihn in Ruhe.
Die Stille war unheimlich und desorientierte ihn.
Er schwang die Beine von der Couch. Er brauchte Wasser, oder besser noch einen Whisky aus der Hausbar. Er trank nur selten Alkohol, deshalb war die Bar für ihn keine Verführung, doch jetzt war ihm danach.
Seine Blase drückte und er stolperte in den Flur zum Gäste-WC.
Bevor er seine Hand auf die Klinke legen konnte, traf ihn ein Blitz.
Im Kasten lag ein Brief.
Die volle Blase war vergessen, der Wunsch nach Wasser oder Whisky auch. Er schnappte sich den Umschlag und auf dem Weg zurück zur Couch riss er ihn auf. Er nahm das Schreiben heraus und legte es fast feierlich auf den Tisch.
Dann stand er doch auf und ging pinkeln. Danach goss er sich einen Doppelten ein und schließlich las er.
Verehrter Herr Dr. Rieger,
nun bin ich wirklich sprachlos. Was Sie Herrn Zoltan angetan haben, spottet wirklich jeder Beschreibung. Das ist wirklich die hohe Schule des Mordens. Ich bin stolz auf Sie. Ich habe mir den Film zweimal angeschaut, denn zuerst konnte ich kaum glauben, was ich sah. Sie sind ein gelehriger Schüler, wahrhaftig.
Deshalb war es mir eine ganz besondere Freude, das Foto Ihrer Mutter zu ziehen, die ab sofort weiterleben darf. Somit müssen wir nicht mehr rätseln, welches Foto ich noch habe. Es ist das Ihrer Tochter.
Wenn ich allerdings sehe, wie bemüht Sie sind, habe ich keine Sorge, dass Sie auch den letzten Auftrag brillant erledigen.
Mark nippte am Glas. Er überlegte, zur Feier des Tages eine Zigarre zu rauchen und fand es erregend, sich selbst ein bisschen auf die Folter zu spannen. Würde ihm nach seinem letzten Auftrag der Kitzel der Briefe fehlen?
Würde er sich langweilen, wenn das Rätsel gelüftet war?
Kussmund hatte versprochen, ihm zu erklären, worum es bei der Sache ging. Fürchtete er sich vor der Offenbarung?
Er ging hinter die Bar und öffnete einen Humidor. Er nahm eine Zigarre heraus, spitzte sie an und entzündete sie. Ein zarter Duft teuren Tabaks verbreitete sich im Raum. Gabi hatte es gehasst, wenn er hin und wieder im Wohnzimmer geraucht hatte. Seitdem sie getrennt waren, hatte Mark sich daran gehalten, und fragte sich nun, warum? Er konnte tun und lassen, was er wollte.
Er war Herr über Leben und Tod, da würde er wohl rauchen dürfen, wie es ihm beliebte.
Fast trotzig stieß er den Qualm aus und setzte sich wieder.
Zigarrenrauch und Whisky. Nein, das war kein Mythos, sondern tatsächlich eine Geschmacksmischung, die einen für Nichtraucher unverständlichen Reiz verströmte.
Er verzögerte bewusst die Zeit.
Wäre er ein Kind gewesen, hätte er das Gefühl verspürt, ein Kirmeslos zu öffnen. Nun würde er bald wissen, wer sein nächsten Opfer war, und wie talentiert und kreativ er es töten würde.
Es war ein Spiel, nur ein Spiel. Und es war ein Geschäft.
Dein Leben gegen meines. Es war
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